Ein dringender Appell an die Politik

»Ich bin jetzt seit acht Jahren Flüchtlingshelfer und begleite Asylsuchende als Psychologischer und Sozialberater durch die Bürokratie des Alltages. Während ich damals oft von den Traumatisierungen und Leidenswegen aus den Herkunftsregionen hörte – und es vor allem darum ging, in Deutschland Ruhe vor Unterdrückung und Gewalt zu finden oder sich möglichst schnell zu integrieren, dreht sich heute viel um Ansprüche: Welche Leistungen kann ich als Schutzsuchender bekommen? Wie ist das mit Bargeld? Wie erhalte ich ein Handy? Muss ich arbeiten? Was kann ich gegen Abschiebung tun? 

Man kann mir nun gerne Populismus vorwerfen. Ich habe mich immer stets aus Überzeugung und mit Leidenschaft für diejenigen engagiert, die wirklich auf unsere Unterstützung angewiesen waren, weil sie auf der Flucht vor einer realen Gefahr waren. Immer öfter höre ich heute von sozialen und wirtschaftlichen Gründen, einer Sehnsucht nach einer Zukunft in Europa. Und von einer nahezu selbstverständlichen Erwartung, dass Deutschland und der Westen für die “Ausbeutung” und Leid entschädigen, die die Kolonialisierung, Globalisierung und moderne Kriege über den Erdball gebracht haben. Regelfreie Migration gilt insofern als Wiedergutmachung. …

Schlussendlich ist mein dringender Appell an die hiesige Politik, zügig zur Rechtsstaatlichkeit zurückzukehren, damit wir endlich wieder Kapazitäten für jene frei haben, die diese aus Humanität und Schutzlosigkeit dringend benötigen.«

Dennis Riehle am 24.10.23 auf X-Twitter

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6 Gedanken zu “Ein dringender Appell an die Politik

  1. Ich vermisse an dem Artikel eine Einordnung der Webzet zum Lokalbezug Bamberg. Laut meinen Recherchen ist Dennis Riehle ein Konstanzer Autor/Journalist ohne Bamberg-Bezug.

    Es wäre daher hilfreich gewesen den Kontext herzustellen, ob diese Aussagen auch im Bamberg-Bezug richtig sind bzw. was für die Bamberger Situation abzuleiten ist.

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    1. Antwort auf Christian: Das ist richtig. Die Rubrik “aktuell dazwischen” bezieht sich nicht nur auf Bamberg. Die WebZ übernimmt einen fremden Text, macht das deutlich, bewertet ihn selbst nicht, stellt ihn aber zur Diskussion. Den ausgewählten Haltungen und Meinungen wird eine grundsätzliche Bedeutung zugemessen.
      In Bamberg erscheint es (noch) schwierig, namentlich gekennzeichnete Aussagen im oben dargelegten Sinn zu erhalten. Die WebZ bekommt zwar immer wieder Hinweise – allerdings streng vertraulich, der Name darf a.k.F. genannt werden.

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      1. “Soch fei nedd, dess ich des gschod hob!” So läuft es!
        Man hat in den Jahren zuvor an einigen Exempeln gelernt, wie schnell man “gecancelt” wird, wie schnell bei unpassendem Gutachten oder Urteil wahlweise die Steuerfahndung oder gleich der Staatsschutz morgens zweimal klingelt.
        Ich beobachte es auch an mir, wie vorsichtig man sich gegenseitig sondiert, bevor man auch nur einen kleinen Hinweis auf das Missfallen an der derzeitigen Praxis fallen lässt. Das “Lustige”, es scheint gar keine Minderheit zu sein, die vernünftig denkt. Das Erschreckende daran jedoch, dass dann wohl eine vorlaute, rechthaberische, moralisierende Minderheit uns den Maulkorb aufgesetzt hat, oder vielmehr wir uns den haben aufsetzen lassen.

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  2. Die Realität ist, dass man sich die Anspruchsbrille aufsetzen muss, wenn man in diesem Land leben will. Welche Gelder kann ich beziehen und wo muss ich diese beantragen? Darauf wird man hier verwiesen. Mit Emotionen, Moral oder Pathos geht es da nicht weiter. Das läuft nach nüchternen Kriterien und im Rahmen bürokratischer Prozesse.
    An irgendeinem Topf hängt in diesem Land jeder. So funktioniert das hier. Substistenzwirtschaft wird hier nicht mehr gelebt.
    Wenn Asylrecht nicht konsequent umgesetzt wird bzw. werden kann, ist das mehr ein Vorwurf an die Politik als an die Menschen selbst.

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    1. Baba Yaga, es ist bemerkenswert, wie sie das beschriebene Anspruchsdenken uminterpretieren. Was die “nüchternen Kriterien im Rahmen bürokratischer Prozesse” anbetrifft, so ist da auch schon viel abgeschliffen. Die Gründe sind auch bei dem beschriebenen Anspruchsdenken zu finden, die auf die zuständigen Beamten schon lange frustrierend wirken. Mann oh Mann.

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