WELTERBE |
„Bamberg – vom Krieg verschont, vom Stadtrat nicht“
Älteren Bambergern/innen tut es weh, wenn sie den Umgang mit dem Kulturerbe ihrer Stadt sehen. Das gilt für Traditionen und Werthaltungen - und ist auch sichtbar in den Einkaufsstraßen.
Ein Film über das Versagen im Umgang mit dem Weltkulturerbe
Zugegeben, vor dreißig Jahren gab es im Bamberger Stadtrat noch Mitglieder, für die war der eine oder andere Abriss einer “alten Hütte” eine »Sternstunde«. Heute hört man solche Sprüche nicht mehr - im Gegenteil, für wohl alle Mitglieder im Rat ist der Denkmalschutz eine unbestritten wichtige Angelegenheit. Das gilt auch für den Streit um die Zukunft der Unteren Brücke. Aber es war einmal schlimm, denn in den ersten Jahrzehnten nach dem großen Krieg ging man in Bamberg - aus verschiedenen Gründen - recht rücksichtslos mit dem historischen Bauerbe um.
Diese unrühmliche Zeit wird deutlich in dem Film von Michael Hemm über Bamberg – damals und heute. Der 63-jährige hat historische Fotos und Filmaufnahmen aus dem Bundes- und Stadtarchiv sowie den privaten Sammlungen gesammelt – und stellt sie heutigen Stadtansichten gegenüber. Das Ergebnis ist eine Abrechnung mit den Stadtoberen der vergangenen Jahrzehnte, die weite Teile der Bamberger Altstadt abreißen ließen – und noch viel mehr abreißen wollten, bspw. im Zuge eines “Durchbruchs Bamberg-Mitte". Wäre da nicht der Widerstand von Bamberger Bürger/innen gewesen: Irene Hottelmann oder Dr. Viktor Hardt. Der Titel des Films von Michael Hemm ist dem Werk des Bamberger Mundartdichters Gerhard Krischker entnommen: „Bamberg – vom Krieg verschont, vom Stadtrat nicht“.
Können Geschäfte nach Gutdünken an den Fassaden Veränderungen vornehmen?
In einem offenen Brief zu seinem Film beklagt sich Michael Hemm: “Als Bamberger Bürger möchte ich Sie auf die zunehmende Verschandelung unserer Weltkulturerbestadt in den historischen Geschäftsstraßen, durch immer größere Schaufensterflächen (die oftmals großflächig zugeklebt sind), durch großdimensionierte Werbeplakate und Werbebanner, sowie durch blinkende Leuchtreklamen hinweisen. Es macht mich fassungslos, dass mitten in unserer schönen Weltkulturerbestadt eine solche Entwicklung möglich ist und genehmigt wird….
Ohne Rücksicht auf das historische Stadtbild, scheint im Bamberger Stadtkern jedes Geschäft nach Gutdünken an den Fassaden Umbauten vorzunehmen, und Werbeflächen und Leuchtreklame anbringen zu können, wie man will, und wo man will. So bestimmen inzwischen riesige und oftmals zugeklebte Schaufensterflächen, grelle Werbeanlagen und blinkender Leuchtreklame das Stadtbild. Selbst in der Sandstaße, scheint das Anbringen von Leuchtreklame (aktuell Breznbubn) problemlos möglich….
Michael Hemm weist darauf hin, dass Bamberg seit dem 8.11.1999 eine Werbeanlagen- und Gestaltungssatzung hat, die der Erhaltung des schützenswerten Stadtbildes der Stadt Bamberg innerhalb der Grenzen des Stadtdenkmals dienen soll. Es ”scheint sich aber niemand - nicht einmal die Lokalpolitik - um die Einhaltung dieser Satzung zu kümmern, bzw. sich dafür einzusetzen, dass diese nach 33 Jahren auf den neuesten Stand gebracht wird, um unsere Weltkulturerbestadt zu schützen. …
Während andere Weltkulturerbestädte durch eine strenge Gestaltungssatzung längst solche Auswüchse in ihrem historischen Stadtkern verhindern, und bei Renovierungen sogar Rückbauten in den historischen Originalzustand finanziell fördern, verlieren Bambergs Geschäftsstraßen immer mehr ihren historischen Charme….
Mit meinem Film: "Schaufenster Kakophonie in der Weltkulturerbestadt Bamberg", 7 Min., möchte ich auf diesen Missstand aufmerksam machen, der sich schleichend in unserer Weltkulturerbestadt ausbreitet.” Schaufenster Kakophonie in der Weltkulturerbestadt Bamberg 2021 > https://www.youtube.com/watch?v=7xX-p7cuySY&t=59s
Michael Hemm bittet die Verantwortlichen daraum, die von ihm aufgezeigte Entwicklung durch eine fortgeschriebene Gestaltungssatzung zu stoppen. Dazu schlägt er als Vorbild die entsprechende Satzung der Stadt Dinkelsbühl vor > Auszüge im PDF-Format
Geschrieben: mdw; vBilder v. webzet (Titelbild ist Symbolfoto); Bilder Bundesarchiv/them. Film
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Nach dem Krieg hatten viele kein Dach übern Kopf. Geld, Essen und Jobs waren Mangelware. Auch waren die meisten Deutschen nicht wohlhabend und alles was sie hatten steckte oft in den 4 Wänden. Viele haben sich Jahrzehnte nicht davon erholt. Es ist schon auch sehr einfach nur dem Stadtrat Vorwürfe zu machen. Ich will diesen damit nicht in Schutz nehmen, aber...
Ein Beispiel was mir besonders heraus gestochen ist, waren die alten großen Stadtvillen z.B. am Maxplatz.
So schade wie der Abriss ist, aber man muss sich generell die Frage stellen, wer hätte sich den Unterhalt leisten können, wer hätte die Kosten der Sanierung getragen usw.
Man hätte aus diesen Häusern öffentliche Gebäude machen müssen, aber wo hätte man die Linie ziehen sollen?
So schlimm ich die Veränderungen der Zeit finde und Bamberg strotzt vor schlechten Bauhausmüll an den unmöglichsten Plätzen und es wird immer schlimmer, aber das liegt auch an fehlenden Konzepten, Raum, Geld und Ahnung.
Vielleicht lässt die Zukunft mehr Raum für Wiederaufbau.
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