“Startschuss” oder “Sprung in unbekanntes Wasser”?
Auf dem Lagarde-Gelände soll es ein “Kulturhaus” geben. Die Pläne und Ideen sind großzügig - aber auch das errechnete Defizit von 226.650 €/Jahr - ohne Investitionskosten.
Kulturveranstaltungen sollen anreizen und das Miteinander stärken
Im Verwaltungsvortrag für die heute (10.5.) stattgefundene Sitzung des Kultur- und des Konversionssenates wird das Projekt beschrieben. Die denkmalgeschützte ehem. Reithalle “auf der Lagarde” soll ein neues Kulturquartier werden. “Geplant ist ein Begegnungs- und Aufenthaltsort für Menschen in jeder Lebenslage. Kulturveranstaltungen sollen anreizen und das Miteinander stärken. Zudem sollen dort Lücken geschlossen werden für Veranstaltungen, auch gering kommerzielle, zum Beispiel mit hohem künstlerischen Ansatz, die anderswo keinen Ort finden.”
In der Reithalle soll insbesondere Raum für vier grundlegende Nutzungsmöglichkeiten entstehen: für kleinere Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen, Theater, Performance, für Sozial- und Bildungszwecke und Zusammenkunft (Bürgerhausfunktion), für Veranstaltungen mit Kapazitäten zwischen 200 bestuhlt und 500 unbestuhlt sowie ein Restaurant.
Neben den relativ euphorisch beschrieben Nutzungsmöglichkeiten zeigen sich die errechneten Kosten ernüchternd. Da heißt es: “Folgende Angaben wurden (...) werden als valide und konservativ betrachtet. In der gegenüberstellung der Betriebskosten und mutmaßlichen Einnahmen muss mit einem jährliches Defizit von rd. 227.000 € gerechnet werden - ohne Investitionskosten.”
Der Blick in den Stadthaushalt zeigt, dass für 2022 Kosten in Höhe von 1.000.000 € gedeckt sind, nicht aber in den Finanzplänen der folgenden Jahre.
Das “Kulturhaus” sollte besser “Begegnungsstätte” heißen
Die Debatte in der gemeinsamen Sitzung beider Senate eröffnete Michael Schmitt (Grüne). Der Vorschlag decke “viele Bedarfe der Gesellschaft ab. Das ist ein großer Wurf!” sagte er namens seiner Fraktion. Die Reithalle werde für den “ganzen Bamberger Osten Anlaufpunkt sein”. Zur Finanzierung meinte Schmitt, es sei ein guter Vorschlag die Kosten über die Gastronomie zu erwirtschaften. Zum Beschlussantrag wollte er mit dem Satz ergänzt haben: “die weiteren Planungen werden eng mit den Kulturschaffenden abgestimmt.” Zur Absicht, einen “gesellschaftlichen Treffpunkt” für Bamberg-Ost zu schaffen, bekannte sich auch Peter Neller von der CSU-BA-Fraktion. Doch schöne Worte reichten nicht, um das Projekt zu finanzieren. Im Sitzungsvortrag seien zwar Absichten genannt, aber “ein belegtes Nutzungs- und Betriebskonzept” liege nicht vor. ”Das Kulturreferat hat seine Hausaufgaben nicht gemacht”, betonte Neller. Bereits jetzt sei von einem Riesendefizit die Rede, obwohl noch keine seriöse Folgekostenberechnung vorliege. Seine Fraktion könne dem vorliegenden Beschluss in Gänze nicht zustimmen. Nellers Fraktionskollege Gerhard Seitz sprach später bildlich “von einem Sprung in unbekannte Gewässer”.
Namens der SPD sprach Peter Süß und erklärte mit wenigen Worten warum seine Fraktion zustimme. Er meinte: “In Zukunft wird man sich nicht mehr am Gabelmann, sondern auf der Lagarde treffen.”
Indirekt sprach Norbert Tscherner (BBB) ein möglicherweise neue Diskussion an (Kunstraum JETZT!”), indem er sagte: “Mit der Reithalle muss jetzt Schluss sein!” Er stimmte namens seiner Fraktion zu. Teilweise ähnlich wie die CSU/BA argumentieren Daniela Reinfelder und Martin Pöhner: Grundsätzlich Ja zu dem Projekt, aber “wir wissen zu wenig”. Es fehle auch ein Inklusionskonzept für Behinderte. Die Vertreter von BaLi, Kettner, und von VOLT, Brünker, schlossen sich den Ausführungen von Schmitt an. Heinz Kuntke (SPD) sprach sich - wohl in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Bürgervereins Bbg-Ost, dafür aus, das Projekt nicht “Kulturhaus”, sondern “Begegnungsstätte” zu nennen.
In der Abstimmung votierte die Mehrheit für den Beschlussvorschlag der Verwaltung; die Vertreter von CSU/BA stimmten gegen den Passus “das vorgelegte Nutzungs- und Betriebskonzept zur Entwicklung der Reithalle grundsätzlich zu billigen”.
Geschrieben: mdw; vBilder v. webzet (Titelbild ist Symbolfoto); Bilder: Männerchor Bbg. Webzet unter www.freie-webzet.de aufrufen und speichern! > STARTSEITE
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