KULTUR + TRADITION

Das Weltkulturerbe Gärtnerstadt ist gefährdet

Bambergs Gärtnerstadt ist Teil des Weltkulturerbes. Doch immer mehr Betriebe geben auf: Es fehle an Wertschätzung, zudem würden viele Menschen lieber im Discounter einkaufen.

Mit dem Verschwinden der Bamberger Stadtgärtnereien stirbt ein Teil der Kultur

Die Absicht der Hofstadt-Gärtnerei im Bamberger Gärtnerviertel bewirkte viel Aufsehen - auch in der überregionalen Presse. Das Ehepaar Carmen und Michael Dechant,  beide 60 Jahre alt, setzen auf althergebrachtes Wissen und die Kraft der Natur. So benutzen sie zur Schädlingsbekämpfung keine chemischen, sondern homöopathische Mittel.
Ihr Sortiment ist äußerst vielfältig. Die Bamberger Freilandgärtnerei soll laut Unesco "die weltweit größte innerstädtisch an einem Stück zusammenhängende, gärtnerisch genutzte Fläche" sein. Dass Bamberg 1993 die Auszeichnung zur Unesco-Weltkulturerbestadt erhalten hat, ist u.a. auch auf die Besonderheiten des innerstädtischen Gärtnerviertels zurückzuführen.
Doch seitdem haben immer mehr Betriebe aufgegeben. Mit ihrem Verschwinden stirbt ein Teil Bamberger Kultur.

Es fehlt an Wertschätzung für die gärtnerischen Leistung

Von der Anbaufläche der Hofstadt-Gärtnerei bietet sich ein malerischer Ausblick auf den Bamberger Dom, die Altenburg und den Michaelsberg. Gewächshäuser gibt es auf dem Areal nicht. Gärtner und Gärtnerin sind wie ihre Pflanzen tagein-tagaus völlig dem Wetter ausgeliefert.
Wer will diese Art Arbeit noch machen? In ein paar Monaten will nach rund 30 Jahren das Ehepaar Dechant den jahrhundertealten Familienbetrieb aufgeben. Haus und Hof sollen verkauft werden. An wen wissen sie noch nicht. Dass jemand die Gärtnerei weiterführt, glauben sie nicht.
Neben der vielen Arbeit könnten die Gründe dafür sein, dass es schlichtweg an Wertschätzung der gärtnerischen Leistung fehlt. Zwar wird viel geredet, aber die Menschen kaufen dann doch vorwiegend im Supermarkt. Zu wenige Leute kämen zu den noch bestehenden Gärtnereien, um dort einzukaufen.

Allgemein fühlen sich die Betriebe mit ihren spezifischen Problemen von der Stadt vernachlässigt. Wie immer wieder zu hören ist, sieht sie die Gärtnerstadt zu sehr unter touristischen Gesichtspunkten und mache den Betrieben oft das Leben schwer. So hat sich vor etwa sechs Jahren die Hofstadt-Gärtnerei als letzter Betrieb aus dem Gärtnerviertel vom Wochenmarkt zurückgezogen. Wegen der hohen Standgebühren und weil der Markt wegen Veranstaltungen immer öfter abgesagt wurde.

Die klassische, seit Jahrhunderten bestehende Stadtgärtnerei in Bamberg sollte nicht mit Urban Gardening verwechselt werden. Grün ist nicht gleich grün.

Geschrieben: mdwvBilder v. webzet (Titelbild ist Symbolfoto);

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Baba Yaga
Nunja, man muss eben die Bedürfnisse des Michels in Rechnung stellen. Asphaltgeschmückte Parkplätze vor'm Supermarkt (aber bitte wirklich direkt davor), verarbeitete Produkte mit langen Zutatenlisten in Griffweite, das ist schon wichtig. Und wer braucht schon einen Wochenmarkt, wenn er stattdessen auch Klausimausi-Festivitäten haben kann?
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