FT: Wider den kanalisierten Informationsfluss
Nicht mehr das, was einmal war. Der FT Bamberg baut schrittweise um und Personal ab. Davon profitieren die diversen Pressestellen und weiterhin die Anzeigenblätter.
Das Online-Geschäft macht den Journalismus nicht besser
Vor wenigen Jahren wurde die überregionale Berichterstattung weggenommen. Sie wird seitdem zentral für alle Medien (= sechs Zeitungen) der Mediengruppe Oberfranken gefertigt. Vor gut einem Jahr gingen zwei altbewährte Redaktionskräfte (gg, jb) in den Ruhestand. Noch in diesem Jahr werden zwei weitere Journalistinnen (sc, ali) die Lokalredaktion verlassen. Sie müssen sich bereits einen anderen Job suchen. Insgesamt sollen jetzt noch sechs Personen in der Lokalredaktion Bamberg Stadt und Land tätig sein. Früher waren diese beiden Redaktionen noch eigenständig und hatten fast je allein so viele Mitarbeiter.
Zunächst: Der Schrumpfprozess ist keine besondere Erscheinung der Bamberger Lokalzeitung. Bundesweit leiden viele große und kleine Tageszeitungen unter dieser Entwicklung. Maßgebliche Ursache hierfür ist der stetige Rückgang an verlässlichen Abonnenten – wesentlich bedingt durch das Überangebot in den elektronischen Medien.
Zeitungsverlage die es leisten können, reduzieren ihr Engagement im Printgeschäft und engagieren sich vermehrt im Online-Geschäft. Dadurch ist aber zumindest der Journalismus nicht besser geworden, sagt ein Abonnent von zwei Tageszeitungen.
Der Abbau des FT ist ein Verlust
In manchen kleineren Städten führt diese Entwicklung zu einem besonderen Problem. So auch in Bamberg. Nur noch sechs Leute sind bald in der FT-Lokalredaktion Stadt und Land tätig. Dagegen stehen im Konzern Stadt Bamberg sieben bis neun Mitarbeiter in den diversen Pressestellen. Diese produzieren im Schnitt an einem Wochentag zwei bis drei Pressemitteilungen. Zur Information unserer Bürger, sagt dazu gern Oberbürgermeister Andreas Starke. Wer allerdings Einblick auf das reale Geschehen hat, weiß, dass maßgeblich ein anderer Zweck verfolgt wird: die Informationen entsprechen allein der Sichtweise des Rathauses beziehungsweise der Stadtwerke oder einer anderen städtischen Einrichtung. Die Redakteure des FT haben schon oft genug diese Texte 1 : 1 übernommen (unter red) – aber nicht immer. Wichtige Themen werden auch eigenständig recherchiert, was dem Rathausgewaltigen oft überhaupt nicht gefällt. (Anders natürlich bei diversen Anzeigenblättern, die von den Vorlagen der Pressestellen existenziell zehren und brav 1 : 1 weitergeben).
Der Abbau des FT ist also ein Verlust. Man kann sich trefflich über seine Berichterstattung ärgern. Aber ohne das Engagement seiner Redakteure würde der Informationsfluss im Bamberger Raum zu sehr kanalisiert werden. Die WeBZet wurde gegründet, damit die Mitteilungen der Pressestellen erforderlichenfalls ergänzt oder korrigiert werden können. Vielleicht auch, damit die Schreiber des FT wissen, dass es auch eine andere Meinung und bisweilen auch die reale Wahrheit gibt.
Nicht vor Schreck, aber aus personalen Gründen, muss die WeBZet jetzt erstmals mitteilen, dass ihre Berichterstattung in den nächsten zwei/drei Wochen deutlich reduziert werden muss.
HINWEIS: Der FT hat verlangt, dass zu dieser Meinungsäußerung eine Berichtigung erscheint. Diese ist nachzulesen unter der Überschrift "Keine Stellen abgebaut" (23.6.2018).
10.6.18 Bilder: WeBZet. Hinweis: Die WeBZet ist unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! erreichbar. Zu dem Artikel äußern können Sie sich anhand der Kommentarfunktion unten. Die Kommentare werden direkt freigeschaltet. Bitte beachten Sie die Richtlinien für Kommentare. > linke Spalte unter „Nachträgliche Kommentare“. NEU: Umsetzung der neuen EU-Datenschutzgrundverordnung > öffne Impressum l. Spalte ganz unten.{jcomments on}
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