Braucht es die WeBZet bald nicht mehr?
Die WeBZet musste einige Zeit pausieren – aus zwingenden Gründen. Ausgerechnet im Wahlkampf stellt sich die Frage, wie es weitergeht. Bis April finden kaum Stadtratssitzungen statt.
Eine Glosse des FT
Die WeBZet sieht ihre Hauptaufgabe darin, über das kommunalpolitische Geschehen in Bamberg zu berichten. Deswegen wurde sie gegründet und über Jahre durchgehalten. Im anstehenden Kommunalwahlkampf scheint sich aber manches zu ändern. Bis Ende März 2020 werden kaum Stadtratssitzungen stattfinden, dafür ist die Stadtverwaltung mit all ihren Möglichkeiten auf Propaganda-Feldzug. Auf Jubelberichte für die Stadtspitze zu reagieren, das ist der WeBZet zu viel der Ehre für die Herren. Wenn der/die Stadtbürger/in es so akzeptiert, dass die Verwaltung so eingespannt wird, dann ist das bedauerlich und zudem keine gute Entwicklung (für die Demokratie).
In einer Glosse am 23.12.2019 hat diese Entwicklung sogar der Bamberger FT aufgespießt.
Der Chefreporter Michael Wehner unserer Heimatzeitung schrieb: „Wie heißt noch mal der Bamberger Oberbürgermeister? Irgendwas mit Starke? Oder war es doch Schwache? Diese quälende Unsicherheit ist der Grund, weshalb wir nicht mehr ins Bett gehen sollten, ohne wenigstens ein Exemplar des Rathausjournals unter dem Kopfkissen geparkt zu haben. Immer wenn uns dann die Frage umtreibt, wem wir das schönste Bamberg aller Zeiten verdanken und wie dieser gottgleiche Mensch aussieht, lässt sich die Antwort im Handumdrehen herausfinden. Wobei: Die OB-Quote in seit Freitag im Umlauf befindlichen neuen Rathauspostille ist bis zur Wahl ganz offenkundig noch steigerungsfähig. 16 Fotos des Stadtoberhaupts und einer Hochrechnung zufolge 500 Textnennungen haben vielleicht zu Zeiten von Kaiser Heinrich das Volk befriedigt. Eine moderne Öffentlichkeitsbrigade sollte dafür sorgen, dass kein Pixel und kein Buchstabe mehr ins Blatt rutscht, der nicht den Zweck verfolgt, die ruhmreichen Heldentaten der Stadtspitze zu lobpreisen. Läppische 16 OB-Fotos auf 32 Seiten? Warum diese Bescheidenheit im fränkischen Rom? Im antiken hätte sich längst ein Autor gefunden, um die Opera des OB in einer Tragödie zu verarbeiten. Und der Maxplatz wäre umbenannt - in, in … Wie heißt noch mal der Bamberger OB?“
Der FT erfüllt wieder erkennbar seine Aufgabe
Wie gesagt, das amtliche Bamberg schießt aus allen Rohren. Wöchentlich finden ein bis zwei vom städt. Presseamt der Stadt begleitete Veranstaltungen des Oberbürgermeisters statt: neuerdings sogar Bürgersprechstunden am Abend. Wie lange dieses Feuerwerk anhalten wird, kann sich jede/r selber ausrechnen. Aber die Jubler können jubeln. Das ist zudem weniger die eigentlich Wahlkampf führende Partei des Herrn OB. Die SPD hat bekanntlich wenig Saft und könnte diesen Aufwand gar nicht leisten. Dass ein Amtsträger seine vom Steuerzahler finanzierte Amtsmacht einsetzt, war jedenfalls bis vor einigen Jahren noch undenkbar und galt als grober Verstoß gegen demokratische Prinzipien. Es war Ehrensache, zumindest in der heißen Wahlkampfphase auf Waffengleichheit zu achten.
Die WeBZet wird also in der Wahlkampfzeit deutlich weniger als sonst üblich berichten. Sie macht das auch deshalb guten Gewissens, weil sie sagen kann, dass sich der Bamberger FT mittlerweile deutlich besser als noch vor wenigen Jahren darstellt. Mit den neuen Leuten dort hat man wieder journalistische Tugenden entdeckt. Die Jubelberichte der städt. Pressestelle werden nicht mehr 1 : 1 abgedruckt, sondern – wenn aufgegriffen – mit eigener Recherche hinterfragt. Der FT erfüllt wieder erkennbar die Aufgabe einer Zeitung. Wenn es so weitergeht, ist die WeBZet tatsächlich überflüssig.
12.1.20 Bilder: WeBZet. Hinweis: Die Mail-Adresse der webzet-blog ist im Impressum (M.u.) zu finden. Zu dem Artikel äußern können Sie sich anhand der Kommentarfunktion unten. Die Kommentare werden nach einer Überprüfung gemäß der Richtlinien für Kommentare (Mitte u.) freigeschaltet. {jcomments on}
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