Großputz bei Bambergs Straßennamen?
In der sog. Straßennamenkommission der Stadt Bamberg besteht Einigkeit, dass “ein Großteil der Bamberger Straßenschilder einer Kontextualisierung und inhaltlichen Erläuterung bedarf”.
Eine nach Personennamen und biographischen Daten gefilterte Auswahl
Ein böses Ereignis aus vergangenen Jahrzehnten schiebt sich ins Bewusstsein. Vorsicht ist geboten.
Am 21.2.2022 tagte die neu eingeführte Straßennamenkommission (StrNK) der Stadt Bamberg unter Leitung des Stadtarchivleiters Horst Gehringer zum zweiten Mal. Dabei wurden den Mitgliedern aus der Gesamtzahl der aktuell vorhandenen Bamberger Straßennamen eine nach Personennamen und biographischen Daten gefilterte Auswahl vorgelegt.
In der nächsten Sitzung der StrNK soll es um die Auflistung der genannten Personen und ihrer evtl. Rolle in der NS-Zeit gehen, aber auch um andere Straßennamenpatinnen und -paten aus den anderen Zeitabschnitten. Im Vorspann des Sitzungsvortrags zum Tagesordnungspunkt “Bericht aus Straßennamenkommission” im städt. Kultursenat am 10.3.2022 heißt es: “Über den NS-Bezug hinaus bestand in der StrNK Einigkeit, dass ein Großteil der Bamberger Straßenschilder einer Kontextualisierung und inhaltlichen Erläuterung bedarf.” Ein Beispiel für ein solches Erläuterungsschild finde sich im Fritz-Bayerlein-Weg.
In Straßennamen finden sich Wertvorstellungen einer bestimmten Zeit wieder
In einem ausführlichen Bericht über die bisherige Tätigkeit der (StrNK) heißt es: “Straßennamen zählen zum „kollektiven Gedächtnis“ einer Stadt als Teil der Erinnerungskultur. In der Benennung von Straßen finden sich immer Weltanschauung, Kultur, Herrschaftsverhältnisse und damit die Wertvorstellungen einer bestimmten Zeit. … Bei der Bewertung von Straßennamen in der Diskussion auf unterschiedlichen Ebenen, ihrer Kontextualisierung oder gar ihrer Veränderung gibt es verschiedene Kriterien." Solche könnten sein: “Aktive Förderung des Nationalsozialismus bzw. des NS-Unrechtstaates von führender Position aus; Aggressiver Antisemitismus bei solchen Personen, die Multiplikatoren darstellten und über entsprechenden Einfluss verfügten; Extremer Rassismus in Theorie und/oder Praxis; Militarismus in Form der Glorifizierung des Ersten Weltkrieges (Dolchstoßlegende); Extreme, unzeitgemäße Frauenfeindlichkeit; Kolonialismus. Eine hier fehlende Kategorie bezüglich des Verhaltens von Personen zu Zeiten der SED-Diktatur gilt es darüber hinaus ebenso zu berücksichtigen, da sie zumindest in den ehedem neuen Bundesländern, möglicherweise aber nicht nur dort, eine Rolle spielte bzw. spielt.”
Weiter heißt es: “Im Mittelpunkt der gegenwärtigen Arbeit der StrNK in Bamberg stehen zunächst Personen als Straßennamenpatinnen und -paten, deren aktive Lebensphase in die NS-Zeit fiel und die daraufhin untersucht werden, ob und ggf. inwiefern sie sich in dieser Zeit diskreditierende Handlungen zuschulden kommen ließen. …
Die Zusammenstellung der ermittelten Namen soll als Diskussionsgrundlage für die weiteren Gespräche in der Stadtgesellschaft und in den unterschiedlichsten Gremien, u. a. für die weiteren Sitzungen der StrNK dienen.”
Geschrieben v. mdw; veröffentlicht 9.3.22 Webzet unter www.freie-webzet.de aufrufen und speichern! > STARTSEITE
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