24. November 2024

Peinlich!

Gestern war “Internationaler Tag gegen Rassismus”. Der FT titelte im Online-Nachbericht dazu: “Hunderte Bamberger demonstrieren gegen Hass und Intoleranz”. Kann man von so vielen Teilnehmern sprechen?

Nicht Zweifel an einer korrekten Berichterstattung aufkommen lassen

Eine klare Ansage gegen Rassismus, Intoleranz und Demokratiefeindlichkeit ist stets berechtigt und dafür sollte man auch auf die Straße gehen. Wie mittlerweile bekannt ist, sollte man aber auch vorsichtig sein, nicht nur wenn es um Aktionen gegen diese Werte geht, sondern auch bei Aktionen dafür. Ein solches Beispiel ist – was auf der Veranstaltung wieder thematisiert wurde, nicht nur das berüchtigte Treffen von rechtsorientierten Leuten in Potsdam, sondern, was in der Folge darauf an Massendemonstrationen stattgefunden hat. Obgleich die Veröffentlichung über das Treffen wichtige Fragen zur Rolle rechtsextremer Netzwerke in Deutschland aufgeworfen und eine berechtigte gesellschaftliche Debatte angestoßen hat, hat das veröffentlichende Medium bei seiner Darstellung bewusst emotionale (“Wannseekonferenz”!?) und politische Reaktionen provoziert. 

Diese berechtigte gesellschaftliche Debatte sollte auch in geeigneter Weise fortgeführt werden. Aber nicht so, dass wieder Zweifel an einer korrekten Berichterstattung aufkommen können. 

„Herz und Hirn statt Hass und Hetze“

Das Titelbild in der Online-Ausgabe des FT (ab 21.3.24), das durchaus den Eindruck erwecken kann, Hunderte Bamberger/innen hätten sich auf dem Maxplatz eingefunden.

Der FT-Bericht v. 22.3.24 über die Veranstaltung kann inhaltlich grundsätzlich so stehen bleiben, wenn die Berichterstatterin die Beiträge so wahrgenommen hat. Aber die reißerische Überschrift “Hunderte Bamberger demonstrieren gegen Hass und Intoleranz” zeigt, dass eine eher peinlich geringe Resonanz zu einem “Internationaler Tag” übertüncht werden soll. 

In dem Bericht heißt es gleich zu Beginn: »“Auf dem Maxplatz tummeln sich zahlreiche Menschen. Es ist eine bunte Mischung. Studenten, Rentner, kleine Kinder, Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Sie alle haben sich heute zusammengefunden, um ein Zeichen zu setzen. Man sieht Fahnen und Schilder: Lesen kann man darauf Sätze wie „Haltung zeigen!“ oder „Herz und Hirn statt Hass und Hetze“.«

Jede/r, der an der Veranstaltung nicht teilgenommen hat oder die Problemstellung auch nur differenziert sieht, liest sowas gern. Vielen Dank!

Vielleicht erkennt man, dass mit einer solchen Darstellung auch das Gegenteil bewirkt werden kann.

Geschrieben: -mdw; veröffentlicht: 22.03.24; Bilder v. webzet (Titelbild ist i.d.R. Symbolfoto); FT-Bild.

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11 Gedanken zu “Peinlich!

  1. Zitat:
    “Wir vermieten nur an Akademiker, nicht aber an Arbeiter”
    (Aussage eines Lehrer-Ehepaars)
    Frage: Ist dies nicht auch eine Form von Rassismus (Sozialrassismus) ?

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  2. Mein Gott, in diesem übersättigten Land ist es nun mal schwer, Leute zu mobilisieren. Aus diesem Grund entwickeln sich so viele Veranstaltungen, wohl sogar in der Mehrzahl, zum Reinfall. Was die Angabe von Zahlen anbelangt…gerne auch mal ein bisschen hoch gegriffen…hier kommen mir zufällig die Klausimausi-Veranstaltungen in den Sinn…

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  3. Mal unabhängig davon, dass es wichtig sich als Einzelner und Gesellschaft gegen rechts zu positionieren, würde ich die Veranstaltung als eher mißlungen (gemessen an der Teilnehmerzahl) einwerten. Im Rahmen der Auftaktveranstaltung zum Bündnis gegen Rechts zwischen Stadt und Landkreis Bamberg am 7.2. wurde dieser Aktionstag als die zentrale Veranstaltung der Stadt Bamberg propagiert. Das was ich gestern gesehen habe, würde ich die Anzahl der Teilnehmer für die Größe der Stadt Bamberg und der Wichtigkeit des Themas als zu gering einwerten.
    Von daher sollten sich die Veranstalter mal fragen, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre die Veranstaltung an einem Samstag abzuhalten. Ich gehe davon aus, dass viele potentielle Teilnehmer beruflich verhindert waren. Damit hat man das Momentum einer für das Thema sensibilisierten Gesellschaft, welches in vielen anderen Städten bereits früher erfolgreich aufgegriffen wurde, in Bamberg weitestgehend verpasst bzw. vielleicht sogar mit dieser Veranstaltung “abgewürgt”.

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  4. Das diese Leute die Wannseekonferenz mit dem Potsdam-Treffen gleichsetzen, zeigt die einseitig politische Dimension dieser Sprüche. Für jene Jungspunde, die nicht wissen, worum es bei dieser Wannseekonferenz ging: Die Männer an den realen Schalthebeln haben den Holocaust diskutiert, beschlossen und ausgeführt. Das schlimmste Verbrechen aller Zeiten.

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    1. Woher sollen auch die anwesenden Ausländer wissen, was die Wannkonferenz war? Hauptsache man kann draufhauen. Ein klares Beispiel, wie man die Unkenntnis von Menschen auf politische Mühlen leitet. Übrigens: Ich halte Rassismus für schlimm.

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  5. Lassen Sie mich raten, Schwarz-Rot-Gold wurde wohl eher nicht gezeigt dort, oder? 😉 Der FT bringt auch ein schönes Bild mit Israelischer und Ukrainischer Flagge. Ganz toll! Sind beide bekannt für spitzenmäßige Demokratie, ich schmeiß mich weg. 😉

    Im Grunde wäre aber genau so eine Veranstaltung der Ort, an dem man die Nationalhymne mit besonderer Beachtung des Texts singen sollte, halt die dritte Strophe bitte. 😉 Oder auch die der DDR, finde ich textlich besser, wird wesentlich konkreter, geht melodisch übrigens auch zum Kaiserquartett und vice versa.
    Es sind ja schließlich dieses Land und dessen Verfassung, die die dort eingeforderten Werte garantieren.
    Was ich nicht so ganz verstehe: Wenn wir ein so furchtbar rassistisches und intolerantes Land wären, kämen dann nicht vor allem Opfer dieses Rassismus und dieser Intoleranz zu solchen Veranstaltungen und neben den Aktivist%§$%innen nicht das letzte und nicht erwerbstätige Aufgebot der SPD und Grünen?

    Was ich mich frage: Dieses “Wannseekonferenz”-Schlagwort, kam in den verantwortlichen Kreisen in Bamberg die Brieftaube oder die per Ochsenkarren beförderte Depesche aus der Hauptstadt noch nicht an, dass dieses Correctiv-Dingens eine Ente war?

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    1. Hm. Erstaunlicherweise sind Sie hier der einzige, dessen Kommentare ich nicht mehr wirklich lese. Das hat nicht nur mit Länge zu tun, da spielt auch etwas Stilistisches mit rein. Diese schwurbelige Charmanz…

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      1. Sehr gut, machen Sie prima, denn das rate ich auch immer, bei chronifiziertem Ärger, wenn die Betroffenen weder den Auslösereiz noch ihre eigene unflexible Persönlichkeit verändern können. Dann ist der Stimulus zu meiden. 😉

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      2. @ Baby Aga
        Da stellt sich mir die Frage, wenn er der “einzige” sei, dessen Kommentare sie nicht mehr lesen, warum sie dann darauf antworten?
        Mit Bitte um Erklärung!

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Kommentare sind geschlossen.

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