Der Volkstrauertag ist ein Gedenktag, der am letzten Sonntag vor dem ersten Advent begangen wird. Er soll der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gedenken. Heuer gab es Missklänge.
Gedenkkultur zum Volkstrauertag wird immer mehr kritisiert
Anlässlich des Volkstrauertags finden in vielen Städten und Gemeinden Gedenkveranstaltungen statt, bei denen Kranzniederlegungen, Ansprachen und Schweigeminuten stattfinden. So auch in Bamberg.
Im Laufe der letzten Jahre wurde die Gedenkkultur zum Volkstrauertag immer mehr kritisiert. So wird bemängelt, dass der Tag zu sehr auf die Opfer des Zweiten Weltkriegs fokussiert sei und die Opfer anderer Kriege und Gewaltherrschaft vernachlässige.
Stadtrat hätte zu Änderungsvorhaben mit einbezogen werden müssen
Nun hat die Stadt Bamberg heuer erstmals den Charakter und den Ablauf für das traditionelle Gedenken im Bamberger Friedhof erkennbar bzw. hörbar geändert. “Einfach im Hinterzimmer als nicht mehr zeitgemäß abgeschafft”, beschreibt Stadtrat Stefan Kuhn (CSU) den Vorgang. So sei “der seit Jahrzehnten gepflegte Brauch des Böllerschießens, um damit die Opfer und gefallenen Soldaten der beiden Weltkriege zu ehren”, weggefallen.
Die Kritik von Kuhn richtet sich aber vorrangig darauf, “dass der Stadtrat über das Änderungsvorhaben nicht einbezogen wurde”. Am Donnerstag vorher habe eine Sitzung des Kultursenats stattgefunden: “Da hätte man problemlos darüber sprechen und eine gemeinsame Haltung der Bürgervertretung finden können.” Er empfinde das klammheimliche Vorpreschen der Stadtspitze als “einen beispiellosen Affront”.
Änderungen, damit der Volkstrauertag seinen eigentlichen Zweck besser erfüllt
Die Kritik von Kuhn ist insofern berechtigt, weil man tatsächlich über die künftige Gestaltung und Inhalte des Volkstrauertags nachdenken muss. Klar sollte sein, nicht nur der Opfer des Zweiten Weltkriegs zu gedenken, sondern die Opfer anderer Kriege und Gewaltherrschaft einzubeziehen. Der Tag der Trauer sollte schlicht und andächtig gestaltet sein, um die Ernsthaftigkeit des Themas Krieg und Gewaltherrschaft zu betonen. Militärisches Zeremoniell – wie es besonders in früheren Jahren üblich war, sollte man zurücknehmen.
Solche Änderungen würden dazu beitragen, dass der Volkstrauertag seinen eigentlichen Zweck besser erfüllt und den Menschen einen Anstoß gibt, sich mit dem Schrecken und Unrecht von Gewalt und Krieg auseinanderzusetzen.
Hier wäre eine “Resolution” des zuständigen Kultursenats angemessen (gewesen).
Geschrieben: -mdw; veröffentlicht: 20.11.23; Bilder v. webzet (Titelbild ist i.d.R. Symbolfoto); BildNw: Reservistenverband Bbg
Man sollte die Kirche im Dorf lassen. Ich nehme seit mehr als 15 Jahren am Volkstrauertag teil. Herrn Kuhn als Hüter der Tradition habe ich als Teilnehmer schon lange nicht mehr gesehen. Die Zahl der Besucher nimmt seit Jahren kontinuierlich ab, was spricht gegen eine Modernisierung und Öffnung?
Da hätte der Stadtrat mal eine echt kommunale Erklärung (“Resolution”) abgeben können. Das macht er allerdings lieber zu bundes- oder weltpolitischen Vorgängen.
Glüsi will uns doch nur von der allzu hohen Feinstaubemission der Böllerschützen bewahren! (Satire Off)