Der Bahnausbau Bamberg, sprich ICE-Durchfahrt, gerät zusehends ins Stocken. Geht es letztlich nur um vier Minuten Zeitersparnis zwischen Nürnberg und Erfurt? Lässt sich die Sinnfrage noch positiv beantworten? (1,5Min.Lz)
Muss die Stadt Bamberg einen zu hohen Preis bezahlen?
In Zukunft sollen alle Neubaustrecken und Infrastrukturmaßnahmen der Bahn nach einem Zielfahrplan fahren – nicht wie bisher nach Fahrplänen entsprechend der vorhandenen Schienenkapazitäten. Von entscheidender Bedeutung für dieses Konzept sind dabei die Knoten, denn mit diesen wird der Regional- mit dem Fernverkehr verbunden. Die Züge sollen überall getaktet, etwa jede Stunde zur selben Zeit abfahren. Das soll vor allem zwischen den großen Städten gelten. Bamberg ist so ein Knoten, zudem aber auch ein „Flaschenhals“ Bamberg ohne die als notwendig erachtete Kapazität mit zwei ICE-Durchfahrtgleisen.
In der Bamberger Bürgerschaft fragt man sich inzwischen, ob die Stadt für diese Zielsetzungen nicht einen zu hohen Preis bezahlen muss. Ob die bevorstehende Megabaustelle mit zehn Jahre andauerndem Lärm, hohen Kosten, Betriebsbehinderungen und erff. Zwangsumsiedlungen dazu im Verhältnis steht?
Jetzt muss man durch
Jedenfalls haben sich die Verhandlungen zwischen Stadt und der Bahn (=DB Netz AG) so verkantet, dass wohl in Zukunft nur noch über Anwälte kommuniziert wird.
Laut den Darlegungen der Stadt Bamberg zum Thema (Vollsitzung des Stadtrates am 11.12.) sind die von der Bahn vorgelegten Pläne weiterhin mangelhaft. Die Projektunterlagen der Bahn seien nicht bearbeitungsfähig. Immer noch fehle ein Bekenntnis der Bahn zu einem dauerhaften ICE-Systemhalt in Bamberg. Auch ein Gestaltungswettbewerb für die geplanten fünf Meter hohen Lärmschutzwände und eine entsprechende Welterbe-Verträglichkeitsprüfung würden noch fehlen. Die vom Bahnausbau betroffenen Baudenkmäler und Bebauungspläne seien nicht thematisiert. Die Stadt sehe sich gezwungen, Konsequenzen zu ziehen.
Welche? Im Grunde kann die Stadt ihre Einwendungen nur bei der Regierung von Oberfranken vorbringen. Als letzter Schritt wäre der Klageweg nach dem Planfeststellungsbeschluss möglich.
Eines wird sicher nicht sinnvoll sein: neue Gedankenspiele über eine Ostumfahrung. Hier ist der Zug definitiv abgefahren. Der Ärger und die Lasten für die Stadt bei einer Stadtdurchfahrung waren allerdings schon vor zehn Jahren ein Thema. Die Ostumfahrung wurde verworfen. Jetzt muss man durch.
Geschrieben: -mdw; veröffentlicht: 18.12.24; Bilder v. webzet (Titelbild ist i.d.R. Symbolfoto); BildNw:
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ja freilich ihr stoppt den ICE ausbau, noch was im programm ?
Unter folgendem link sind die Unterstützer der ebenerdigen Durchfahrt zu finden
https://bahnsinn-bamberg.com/wer_ist_dafuer_verantwortlich.php
Inzwischen gibt es keinen Weg mehr zur Ostumfahrung. Während man in Strullendorf wohl noch umstellen könnte, hätte man den kompletten Abschnitt Breitengüßbach – Hallstadt inklusive des Überholbahnhofes umsonst gebaut. Durch die Umfahrung hätte Bamberg zudem wohl den Halt für den im Deutschlandtakt geplanten stündlichen ICE FV4 Nürnberg – Erfurt – Leipzig (z.T. schon von München und bis nach Hamburg) nicht bekommen. Ich fand das damals (2016) eine mutige, aber durchaus gute Entscheidung.
Was mich in den anderen Debatten ankotzt – es geht hier nicht um 4 Minuten hin oder her. Es geht vor allem um die zwei zusätzlichen Gleise, die die zusätzlichen Verkehre aus dem Deutschlandtakt erst ermöglichen. Die Strecke Fürth-Bamberg ist seit 2008 als überlastet erklärt – d.h. der Nachfrage an Kapazitäten für Fern-, Regio- und Güterverkehr kann nicht mehr entsprochen werden. Schon heute sieht man des Öfteren mal, wie der Verkehr in Hallstadt zum Stocken kommt, weil aus 4 Gleisen 2 werden. In Strullendorf wird es nach abgeschlossenem Ausbau Ende nächsten Jahres wohl ähnlich sein…
Mit der aktuellen Situation verlieren ausnahmelos alle. Nicht nur wird die ganze Nord-Süd-Achse unter Bamberg leiden, ähnlich wie heute schon halb Deutschland sich wegen der Situation zwischen Stelle und Uelzen (Hamburg-Hannover) über verspätete ICEs ärgern darf. Aber auch die geplanten S-Bahn-Verstärker zwischen Forchheim und Bamberg werden nicht kommen. Und der neuen Haltepunkt samt Schallschutzwänden erst recht nicht.
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Grundsatzfrage: Brauchen wir diesen “Deutschlandtakt”, was auch immer das ist?
Warum nicht einfach auf das Niveau von früher zurückgehen mit niedrigerer Frequenz, dafür mit mehr Verlässlichkeit. Man kann ja bestehende Strecken ertüchtigen, aufgelassene wieder aktivieren. Dazu wieder flexible Züge einsetzen, an die man je nach Bedarf einfach mal schnell ein paar Waggons anhängen kann, ohne ein Technikerteam bemühen zu müssen oder einen sündteuren autarken Zugteil zu brauchen.
Ich fände es besser, eine pünktliche und verlässliche Bahn zu haben als eine, die mich nur vielleicht in einem Regenbogen-ICE wenige Minuten schneller ans Ziel bringt, aber vielleicht Stunden später oder überhaupt nicht.
Die Kosten jeder Art für diesen “Deutschlandtakt” erscheinen mir in keiner Weise gerechtfertigt. Dass er je erreicht wird, ist stark zu bezweifeln. Und nein, die Welt verkocht nicht, wenn Bamberg nicht fünfzehn Jahr lang umgegraben wird.
Letztendlich wird gerade der Ausbau deine Pünktlichkeit verbessern. Wie ich schon sagte, ein Großteil der Verspätungen entsteht zwischen Hamburg und Hannover/Uelzen, weil die Strecke einfach zu 100% ausgelastet ist. Wenn da was schief geht, hast du sofort Stau und damit massiv Verspätungen, die der Fernverkehr dann auch mit in den Süden bringt.
Es geht mir hier nicht um 4 Minuten schneller oder Super-Umstieg dank D-Takt – es geht um die Viergleisigkeit. Mit der Fertigstellung der SFS Ebensfeld-Erfurt wurde die Flugroute Nürnberg-Berlin im Prinzip gekillt. Und auch von München aus wird die Bahn inzwischen viel mehr genutzt. Klar können wir weniger Züge fahren lassen und zuschauen, wie sich der Verkehr zurück auf Flugzeug und Straße verlagert. Dann baut man halt die nächste Startbahn oder die nächste Autobahn wird sechsspurig.
Ich bin zwar absolut dafür Strecken zu reaktivieren, aber oft hat das nur regionalen Nutzen. Denn stillgelegt wurden fast ausschließlich kleinere, eingleisige Nebenbahnen, die damals nicht mehr “wirtschaftlich” waren. Groß Kapazität schaffen die nicht – und du wirst auch da wieder Gegner haben.
Ein Problem mit der Flexibilität sehe ich gar nicht – man weiß welche Verbindungen gut nachgefragt sind und dann wird in Doppeltraktion verkehrt. Nur sind halt irgendwann deine Bahnsteigkanten nicht mehr lange genug (gekuppelter ICE: 400m). So schnell war mal ein paar Wagen anhängen zudem noch nie. Das dauert locker 20 Minuten – länger als heute mit den Triebzügen. Zudem ist der Komfort darin deutlich höher, als damals noch mit den Einzelwagen. Ich muss ja öfters mal nach Coburg, die neuen Züge sind ein gewaltiger Unterschied zu den lokbespannten Wagen gerade im Punkto Geräusche (nur die Sitze waren besser 😉).
Am Ende will ich auch eine funktionierende Bahn. Und dafür müssen neben mehr Personal und Ersatzzügen auch die Engpässe beseitigt werden: https://fahrweg.dbnetze.com/resource/blob/9726416/0976450dc6047105fed149b1d29e1c1b/Sachstand-UeLS-Strecken-data.pdf
Ich komme ja von “früher”. 😉 Einzelne Waggons sind trotzdem billiger, flexibler, und 20 Minuten haben die da nedd gebraucht zum Anhängen. Da war auch an den kleinen Bahnhöfen Ludwigsstadt oder LIF immer genügend Personal . Weiter bergen sie den Vorteil, dass ich Fall eines Oberleitungsschadens schlicht eine Diesellok vorspannen kann, haben die eiskalt gemacht. Streckengeher haben sich ganz analog laufend alles angeschaut, so dass es so gut wie nie vorkam, dass an einer Weiche, einem Signal oder einer Leitung was kaputt war. In neun Jahren nach KC ins Gym fahren ist zweimal der Zug ausgefallen, leider. 😉 War aber früher, und da war alles schlechter. 😉
Die Bequemlichkeit finde ich im Regionalverkehr sekundär. Die neuen Züge nach CO sind Kacke, weil sie sich bei hoher Geschwindigkeit auf gerader Strecke aufschaukeln. Wer kein guter Seemann ist, muss unten bleiben. 😉
Sie haben aber mit dem Personal vollkommen recht. Das ist ein dramatischer Flaschenhals. Es sind zu wenige und die haben sehr oft nur begrenzt Ahnung.
Wenn ich mich recht erinnere, dann wollte die Bahn in ihrer Verkehrswegeplanung eigentlich die Ostumfahrung mit einem Stichanschluss (?) für Bamberg. Starke und seine Helferschaft haben sich für die viergleisige Stadtdurchfahrung stark gemacht. Aber schon damals war klar, dass die Durchfahrung der Weltkulturerbestadt spezielle Probleme und Kosten mit sich bringen wird.
Zum Artikel: Ich glaube auch, dass es jetzt müßig ist, noch über eine Ostumfahrung nachzudenken.
“ICE-Ausbau stoppen?”
Was soll denn gestoppt werden, wenn überhaupt noch nichts begonnen hat? Außer ganz vielen Spesen ist doch bisher noch nichts gewesen. Ich weiss nicht genau, wann das ganze Drama begonnen hat, war es 2012, ´15 oder 17? Fakt jedenfalls ist, daß bislang noch überhaupt nichts, gar nichts, null komma null passiert ist und das in wahrscheinlich mehr als 10 Jahren und auf Jahre hinaus nix passieren wird, wenn jetzt nur noch über teure Anwälte gesprochen wird. Es geht hier nur um Politik und das Verteilen irgendwelcher Gelder. Und eins ist sicher – billiger wird auch in Zukunft nicht. Lasst es doch einfach.
ich glaube mich zu erinnern, dass mdw einer der wenigen war, der damals für die Ostumfahrung votiert hat, aber von der damaligen Groko auf das sprichwörtliche Abstellgleis gestellt wurde.
Am Ende wird es nur einen Verlierer geben und das wird Bamberg (nicht die Bonzen im SR) und seine Bürger sein.