22. Dezember 2024

Leuchtturmprojekt oder Millionengrab?

Auf dem Lagarde-Gelände soll als Herzstück ein Kulturquartier entstehen. Eine Aussprache in zwei Senaten führte zu einem weiteren Grundsatzbeschluss. Offen ist weiterhin die Finanzierungsfrage.

 Eine Veranstaltungshalle mit angegliederter Gastronomie

Seit dem Abzug der US-Amerikaner wird das ehem. Kasernengelände “Lagarde” entwickelt und ist zum Teil schon bebaut. Das Gebiet zwischen Zollner- und  Weißenburger Straße zeichnet sich dabei als ein Baugebiet mit vielen unterschiedlichen Nutzungen der bestehenden Gebäude und zahlreicher Neubauten aus. Seit einigen Jahren wird auch die Idee eines Kulturquartiers in der und um die ehem. Reithalle diskutiert. Grundsätzlich ist eine Veranstaltungshalle mit angegliederter Gastronomie vorgesehen, die möglichst viele unterschiedliche kulturelle und gesellschaftliche Nutzungen ermöglichen soll. Das Projekt soll dabei zu einem Anziehungspunkt für den gesamten Bamberger Osten werden.

In einer Doppelsitzung von Kultur- und Konversionssenat am 21.2.24 wurden verschiedene Varianten möglicher Betriebs- und Wirtschaftlichkeitskonzepte vorgestellt und diskutiert.

Für die Stadtbau GmbH stellte deren Geschäftsführer Veit Bergmann den aktuellen Stand der Entwurfsplanung für die Reithalle vor. Schwachpunkt des Vorhabens seien Veranstaltungen bis in die Nacht, die bei den Anwohnern auf Ablehnung stoßen könnten. Mit einer entsprechenden Ausrichtung könne die Halle selbst als “Schallpuffer” wirken. 

Betrieb durch privaten Betreiber wird favorisiert

Thomas Kästle von der Fa. Eloprop stellte dar, welche Möglichkeiten für ein künftiges Wirtschaftlichkeits- und Betriebskonzept denkbar wären. Er schlägt im Kern drei mögliche Szenarien vor. 

Szenario 1: Betrieb durch privaten Betreiber  

Szenario 2: Betrieb in städtischer Regie einschl. Kulturprogramm oder ohne Kulturprogramm

Szenario 3: Betrieb durch eine städtische Tochtergesellschaft.

In der Aussprache wurde das Szenario 1 favorisiert und zur weiteren Behandlung empfohlen. Naturgemäß trafen die möglichen Unterhaltskosten pro Jahr auf gesteigertes Interesse. “Ein kostendeckender Betrieb ist kaum möglich”, räumte Kästle ein. Die Kosten könnten sich zwischen 150.000 und 500.000 € bewegen. 

In einer der nächsten Sitzungen des Finanzsenats weitergegeben

In der Aussprache traten Befürworter und Skeptiker nahezu gleich stark auf. Da der Verwaltungvorschlag aber letztlich darauf hinauslief, dass “der Finanzsenat die finanziellen Auswirkungen des Projekts ‘Reithalle’ in einer seiner nächsten Sitzungen behandeln soll, wurde die tatsächliche Entscheidung wieder nur hinausgeschoben.

Von den Diskutanten sprach sich Michael Schmitt von Grünes Bamberg eindeutig für das Projekt aus. »Die Reithalle hat das Potenzial, ein kulturelles Leuchtturmprojekt zu werden.« Stefan Kuhn (CSU) erkannte die mit dem Projekt verfolgte Absicht an, klagte aber über  »Bauchschmerzen«, weil aus seiner Sicht nicht alle Fragen beantwortet seien und insbesondere keine Aussagen über die erwarteten Fördermittel vorlägen. Er vermute, dass die Kosten noch deutlich ansteigen werden. Von ursprünglich 8 Mio € sei man mittlerweile auf 15 Mio € Investitionskosten angekommen. 

Seitens der SPD verlangte Ingeborg Eichhorn, dass auf notwendige Investitionen für Infrastruktur und Kindereinrichtungen geachtet werde. Weitere SPD-Redner ließen erkennen, dass sie für das Projekt Kulturhalle Lagarde seien. 

Norbert Tscherner (BBB) stellte die offenbar alles entscheidende Frage: »Können wir uns das leisten?« In ähnlicher Konsequenz äußerten sich auch Daniela Reinfelder (BuB) und Jan Schiffers (AfD). Für Hans-Günter Brünker (Volt) ist klar, »dass wir solche Einrichtungen brauchen«. Ein »Millionengrab« sah wiederum Klaus Stieringer (BuB). 

Nachdem OB Andreas Starke einige Zugeständnisse bei der Behandlung von zwischendurch gestellten Fraktionsanträgen machte, konnte über den Verwaltungsantrag abgestimmt werden. Gegen zwei Stimmen (AfD, BuB) wurde das Projekt Kulturhalle Lagarde zur weiteren Behandlung in einer der nächsten Sitzungen des Finanzsenats weitergegeben.

Geschrieben: -mdw; veröffentlicht: 22.02.24; Bilder v. webzet (Titelbild ist i.d.R. Symbolfoto); BildNw: WebZ

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7 Gedanken zu “Leuchtturmprojekt oder Millionengrab?

  1. Es gibt keinen Grund, das Projekt schlecht zu reden. Diese Stadt braucht Anziehungspunkte außerhalb der Altstadt, wo bislang bekanntlich die Tristesse regiert.

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  2. ” Kultur- und Konversionssenat”
    “Kulturquartier ”
    “Leuchtturmprojekt.”

    Bingo!

    Jedem Dilettanten seine eigene Bühne, jeder Furz ist förderungswürdige Kultur und jedes Hirngespinst ein Leuchtturmprojekt.

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  3. Das Kulturzentrum Lagarde wird doch hauptsächlich von unseren Sozial-, Polit- und Psycho-Studenten verlangt. Kein Publikum das zur Reduzierung der jährlichen Unterhaltskosten beiträgt.

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  4. Bamberg hat doch wirklich genug Kultureinrichtungen. Allein was Symphoniker und Theater der Stadt kosten. Meiner Kenntnis nach, sind das zusammen ca. vier Millionen € im Jahr.

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    1. Genau darin liegt der Hund begraben.
      Dort werden Millionen ausgegeben, für die Elite.

      Kleine Kulturvereine gehören meiner Meinung nach mehr unterstützt.

      MfG Anwohner.

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  5. * Norbert Tscherner (BBB) stellte die offenbar alles entscheidende Frage: »Können wir uns das leisten? *

    er hat fast die richtige frage gestellt. diese hätte lauten müssen * brauchen wir das, oder gibt es vor ort nichts wichtigeres ? *

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Kommentare sind geschlossen.

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