21. Dezember 2024

Stadtrat fährt zum Glockengießen

Die Nachricht von neuen Glocken für die St.-Michaels-Kirche in Bamberg ist für viele Freunde der Stadt und ihre Geschichte eine aufregende Neuigkeit. Es gibt aber auch kritische Stimmen.

Von gut 100.000 € ist die Rede

Die Gesamtsanierung der Kloster- und Kirchenanlage St. Michael hat ein Volumen von 80 Mio €. Das allermeiste sind Fördermittel, die Stadt muss nur wenig beisteuern. Fast alles wird neu gemacht. Dennoch sorgt eine neue Nachricht für Aufmerksamkeit: Die Kirche soll neue Glocken bekommen. Gegenwärtig gibt es in den Glockentürmen der Kirche noch fünf Glocken, die zum Teil schon über 400 Jahre im Dienst sind. Bis zu einem Brand im Jahr 1611 waren es elf Glocken; jetzt sind nur noch die drei großen Glocken, die zu bestimmten Anlässen, zB. hohe kirchliche Feiertage, den Läutdienst verrichten. 

In Voruntersuchungen sei festgestellt worden, “dass neben den Ersatz des Stahl- und Eichenglockenstuhls, vor allem auch eine Entlastung und Schonung des wertvollen Glockenbestandes durch Reduzierung des Läutens angedacht werden sollte.” Das Andenken hat sich offenbar zur  konkreten Tat entwickelt, denn der Neuguss von sechs neuen Glocken wurde in Auftrag gegeben. Gut 100.000 € soll es kosten, die Klosterkirche nach über 400 Jahren wieder auf die Glockenzahl von 1610 zu bringen. 

Bei einer guten Brotzeit vergisst man leicht das Maulen

Da die Michaelskirche lediglich eine Filialkirche des Doms ist, und nicht einmal eine eigene Pfarrgemeinde hat, deren Gläubige sie zum Kirchgang rufen müsste, auch die reichlichen Fördermittel keinen Glockenfonds vorsehen, müssen/wollen die Stadt Bamberg und die von der Stadt verwaltete Bürgerspitalstiftung als Finanziers einspringen.

Wie zu hören ist, sollen im Stadtrat aufgrund des allgemeinen Streich- und Sparkonzerts bei der Erstellung des Stadthaushalts auch maulende Stimmen aufgekommen sein. Was macht man da? Zunächst ist eine Delegation des Bamberger Stadtrats eingeladen worden, am kommenden Freitag in den 300 km entfernten Ort Sinn (Lahn-Dill-Kreis) gefahren zu werden, um den Glockenguss für St. Michael beizuwohnen. Fachkunde ist alles. Bei einer guten Brotzeit vergisst man leicht das Maulen.

Ein Totenglöcklein als kleinste separate Glocke soll übrigens auch neu gegossen werden. Fragt sich nur, welche Gemeindemitglieder sie auf dem letzten Weg begleiten soll.  

Geschrieben: -mdw; veröffentlicht: 9.10.24; Bilder v. webzet (Titelbild ist i.d.R. Symbolfoto); BildNw:

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