21. November 2024

Stadtteile mit Chancen?

Jede/r Bamberger/in weiß, dass es zum Teil sehr unterschiedliche Bewertungen für die verschiedenen Stadtteile gibt. In der Tageszeitung wurden jetzt die Schlusslichter in der Stadt explizit thematisiert.

Gereuth/Südflur und Bamberg-Ost/Lagarde im krassen Minusbereich

“Im Bärchgebiet und im Hain wohna die Großkopferdn”, in Bamberg-Süd ist das “Glaosschärmviertel” und in Bamberg-Ost wohnt vornehmlich die Arbeiterklasse. So sah man es früher. Ist es jetzt anders?

Im aktuellen Sozialstrukturatlas2023 der Stadt Bamberg werden die Stadtteile in 20 Sozialräume eingeteilt und die Quartiere in sieben sozialen Kategorien gemessen. Das städtische Amt für Inklusion hat daraus den jeweiligen Sozialstatus errechnet. Es ist der dritte Bericht in Folge, sodass sich nun auch die Jahre 2021, 2022 und 2023 vergleichen lassen.

Im aktuellen Sozialstrukturatlas2023 sind der Bereich Gereuth/Südflur und Bamberg-Ost/Lagarde die Schlusslichter in der Stadt. Das ist zwar keine Überraschung, aber dennoch interessant, dass diese Tatsachen klar nachlesbar sind. Im Detail steht nämlich zu lesen, dass in Bamberg-Ost/Lagarde mit rd. 14.500 Menschen fast alle Kategorien mit negativen Vorzeichen versehen sind. Das ergibt eine Wertung von Minus fünf Punkten. 

Alarmierende Zahlen aus der Gereuth

Bamberg-Ost-äußere Zollnerstraße

Für den Sozialraum Gereuth/Südflur werden außer der Alterungskategorie nur Minuszahlen aufgezeigt. Hier leben 1841 Bürger und Bürgerinnen im Alter von durchschnittlich 39,1 Jahren. Mit 118 von 1000 Menschen mit Grundsicherung im Alter und 127 Bedarfsgemeinschaften auf 1000 Personen leben im Bereich Gereuth/Südflur mit Abstand die meisten Frauen und Männer mit geringem Einkommen. Das wirkt sich bei den Kindern aus. So leben in der Gereuth 28 Prozent der Kinder in Haushalten, die Transferleistungen beziehen. Einen weiteren Negativrekord verzeichnet der Stadtteil bei den Räumungsklagen und Zwangsräumungen. Die Jugendhilfe-Fälle haben sich seit dem Vorgänger-Bericht 2022 fast verdoppelt. 

In dem FT-Bericht von gestern (15.1.24) kommt dann Bambergs Sozialreferent und zweiter Bgm Jonas Glüsenkamp ausführlich zu Wort. Für ihn ist “die Gereuth ein Stadtteil mit Chancen”. Er spricht sich dafür aus, mehr Geld für die Jugendsozialarbeit in Bamberg einzusetzen und stellt insbesondere die Jugendsozialarbeit an Schulen heraus. Er übernimmt dabei einen Kernsatz einschlägiger Sozialpolitik, der lautet: Mit mehr Präventionsprojekten könne man auf längere Sicht mehr Pflichtleistungen senken, weil rechtzeitig unterstützt werde. 

Anmerkung: Wetten dass?

Geschrieben: -mdw; veröffentlicht: 16.01.24; Bilder v. webzet (Titelbild ist i.d.R. Symbolfoto); BildNw:

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6 Gedanken zu “Stadtteile mit Chancen?

  1. Die Gettoisierung Bambergs, vor allem in Bamberg Ost-/Lagarde, am Rande zur Gartenstadt und Nord bekomme ich seit Jahren gut mit. Da reicht ein Gang in den Aldi/Rewe/Lidl/Netto.

    Manchmal sage ich mir; jeder versucht sein Glück zu finden, dennoch fühlt man sich zunehmend fremder. Wir denken schon länger über einen Wohnortwechsel nach, bevor man das Gefühl hat das es nun zu spät dafür ist.

    Man kann den Zahlen gut entnehmen was “vermeintliche Rechte”, nicht schon seit 2015 wahrnehmen. In der Statistik sieht man den Effekt 2015 ganz gut, bis heute.

    Ich muss dafür leider nur die Wohnungstür aufmachen. Die Nachbarn und Freunde werden weniger, vor allem die, die arbeiten gehen für ihr Geld.

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    1. Die Sozialstruktur schlägt sich auch im Wahlverhalten nieder. In meinem Wahlbezirk in der Gärtnerstadt im Schatten von St. Gangolf haben peinliche 40% Grün gewählt. Weil hier ist man auch kaum belastet von den Folgen von “Wir schaffen das!”, wie Sie die schildern. Hier leben zudem viele Studenten und staatlich oder von der Sozialindustrie Alimentierte (Beamte, Lehrer, Pfarrer usw.). An denen gehen die profanen Alltagssorgen recht gut vorbei. Man ist eher beschäftigt das eigene Befinden recht differenziert zu betrachten. Der Rest der Welt wird binär eingeordnet: “Wir Guten vs. die Nazis.” Es ähnelt mehr einer Religion als einer politischen Meinungsbildung, hinterfragt wird diese nicht. Das ist so festgefahren, dass ich keinen Weg sehe, wie eine vernünftige, konservative Volkspartei die umstimmen könnte. Zumindest nicht im aktuellen Wahlkampfmodus. Da muss man schon die “Drecksarbeit” machen und klingeln gehen, auch mit den “schwierigen” Leuten normal und höflich sprechen, Argumente austauschen, soweit sie es zulassen. Analyse der Zielgruppe und Adressselektion sind machbar.
      Und das gilt für alle Bezirke, sei es die Gereuth, wo die AfD absahnt oder die Innenstadt mit ihrem Linksgrün-Drall. Es ist und bleibt am Ende eine Frage dessen, was als soziale Gerechtigkeit empfunden wird. Und deren Schieflage zeigen die Daten recht gut.

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      1. @Bergradfahrer:
        Bei der Kreistagswahl 2020 erhielten die Grünen im Landkreis Starnberg fast 30% der Stimmen (AFD: 1,40 %) Dieser Lankreis fällt nicht nur durch seine überdurchnittlich vermögenden Bewohner, sondern auch durch seine auffallend hohe Zahl an dort wohnenden Akademikern auf.
        Zum Vergleich: Im Vergleichsweise “armen” Landkreis Cham konnten die Grünen nur 5,2 % der Wählerstimmen erzielen (AFD: 5,60 %).
        Wie Sie richtig schreiben, scheint es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen Wohnort und Sozialstruktur zu geben.
        Bestritten wird dabei natürlich nicht, das es in den genannten Landkreisen je nachdem auch “arme”, bzw. “finanzstarke” Leute gibt.

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Kommentare sind geschlossen.

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