14. November 2024

Streit ums Kreuz im Bundestag: Wer das Eigene verachtet, verliert seine Identität

Liebe Leser, 

Die meisten Abgeordneten des Bundestags sind Hinterbänkler. Das ist kein Grund, auf sie herabzusehen. Auch auf hinteren Bänken wird gerungen und gestritten, gedacht und gelacht. Ein Parlamentarier der Grünen etwa, aus Bergisch-Gladbach stammend, träumt von einer „Pfandpflicht für Kaffeebecher“. So verkündet es der Mathematiker Maik Außendorf auf einem Video aus seiner Heimat.

Nicht deshalb aber gelang dem Hinterbänkler der Sprung ins Rampenlicht. Außendorf stört er sich am Kreuz im Sitzungssaal der CDU. Damit zeigt er, wie sehr Intoleranz und Bildungsferne gerade bei jenen verschwistert sind, die als Weltverbesserer mit Moral hausieren gehen. 

Außendorf fand sich jüngst in einer für ihn unangenehmen Situation wieder. Der Digitalausschuss des Bundestags traf sich aufgrund einer „notwendigen Raumrochade“ im Fraktionsraum der CDU. Dort aber hängt ein Kreuz, in Außendorfs Worten, gerichtet an Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, das „Symbol einer bestimmten Religionsgemeinschaft“. Das Wort vom Christentum will Außendorf nicht über die Lippen. Wohl aber meint Außendorf zu wissen, dass ein solches Kreuz dem „Grundsatz der Trennung von Staat und Kirche“ widerspreche.

ES IST MIR EIN PERSÖNLICHES ANLIEGEN, diesen klugen Kommentar zu einem Vorgang wiederzugeben, der mich erschüttert hat. Die beschriebene Denk- und Handlungsweise kann dazu beitragen, dass unser Land bald keine innere Kraft mehr besitzt. mdw

Schließlich, schreibt Außendorf, werde im Bundestag „die Vielfalt unserer Gesellschaft abgebildet“. Alle Menschen seien gleichberechtigt, „unabhängig von ihrer religiösen Überzeugung oder Weltanschauung“. Aus diesem Grund, bittet Außendorf, möge die Bundestagspräsidentin sich der Sache annehmen. Bas soll sich darum kümmern, „dass die kommende Ausschusssitzung in einem weltanschaulich und religiös neutralen Sitzungssaal stattfinden kann“. Nur so werde den „Grundsätzen parlamentsneutraler Arbeit“ Genüge getan.

Ach, Außendorf. Wo fängt man da an, wo endet man, ohne sich Schrammen zu holen im intellektuellen Unterholz? Die erste Erkenntnis lautet: Was Vielfalt ist, weiß nicht jeder, der sie wie ein Banner vor sich her trägt. Zur „Vielfalt unserer Gesellschaft“ gehören auch jene, die sich Christen nennen und sich im Zeichen des Kreuzes versammeln. Ganz offenbar meint Außendorf mit „Vielfalt“ die Gesamtheit der Gesellschaft abzüglich der Christen, vielleicht sogar abzüglich aller Gläubigen. Wie mag es um Außendorfs sonstige Impulskontrolle bestellt sein, wenn ihn schon das Kreuz an der Wand eines Raumes, in dem er vorübergehend zu Gast ist, derart triggert? Offenbar spricht er dem Zeichen magische Kräfte zu und hält den reinen Anblick nicht aus.

Zum fehlenden Wissen um die Grundlagen echter Vielfalt tritt kämpferische Intoleranz. Außendorfs Schlachtruf lautet: Das Kreuz stört! Als Kulturkämpfer kann er nicht ertragen, was er ablehnt. Niemand muss Christ sein, niemand muss gläubig sein. Wer den Glauben der anderen aber aus seinem Gesichtskreis verbannen will, ist selbst ein Glaubenskrieger. Nichts geht ihm über die eigene Weltanschauung. Insofern ist Außendorf ein Gläubiger reinsten Wassers.

Drittens mangelt es Außendorf an grundlegendem Wissen über die Geschichte des Landes, dem er dienen will. Das Christentum ist in der Bundesrepublik nicht irgendeine „bestimmte Religionsgemeinschaft“, sondern die bestimmende, zumindest in historischer Hinsicht. Das Grundgesetz, ohne das Außendorf seiner parlamentarischen Arbeit gar nicht nachgehen könnte, verdankt seine tiefsten Einsichten dem Christentum.

Die Präambel beginnt mit der Verantwortung des deutschen Volkes „vor Gott und den Menschen“. Die Menschenwürde ergibt sich aus der Gottesebenbildlichkeit des Menschen. Als resozialisierbar gelten Straftäter, weil der Mensch in christlicher Hinsicht ein Mängelwesen ist, das sich jederzeit bessern kann. Staat und Kirche sind nicht, wie Außendorf behauptet, strikt getrennt. Sie besetzen verschiedene Sphären, die durchaus zusammenarbeiten. Staat und Kirche kooperieren. So wollten es die Autoren des Grundgesetzes. Außendorf müsste das wissen.

Weitet man die Perspektive auf die Partei, der Außendorf angehört, ergibt sich ein vierter Befund. Außendorf ist auch insofern kein Einzelfall, als das Fremdeln mit dem Eigenen zur DNA der Grünen gehört. Die Grünen sind eine Partei, die das Vorgefundene unter Vorbehalt stellt. Der Generalverdacht, der aus guten Gründen keiner Familie, keiner Ethnie, keiner Nation entgegengebracht werden soll, kommt hier zu seinem Recht: als prinzipielle Skepsis gegenüber dem Eigenen. Und wer wollte bestreiten, dass das Christentum untrennbar verbunden ist mit der Geschichte der Deutschen, es ihnen eigen ist?

Robert Habeck schreibt in seinem Buch „Patriotismus – ein linkes Plädoyer“ von 2010: „Wir sind aber nicht das Volk! Was wir sind, das wird sich erst noch zeigen, und was wir können, das ist die Gegenwart mit Lust und Witz bestmöglich zu gestalten.“ Eine solche Ablehnung des klassischen Volksbegriffs ist mehrheitsfähig bei den Grünen. 

In „Wer wagt, gewinnt“ von 2016 fordert der heutige Klimaschutzminister „Offenheit für Fremdes“. Außerdem formuliert Habeck: „Wir sollten eben nicht mehr nur ein Volk sein wollen, das sich um sich selbst kümmert, sondern eine Nation in der Globalisierung, die Verantwortung auch für andere Menschen außerhalb des engen Eigenen übernimmt.“

Damit ist die für viele Grüne und andere Linke entscheidende Grundüberzeugung ausgesprochen: Das Eigene gilt als das Enge. Es soll überwunden werden, sich auflösen in der Globalisierung, im Internationalismus, in der Transformation des Bestehenden. Die Weite lockt immer draußen, beim Fremden.

Weil die Weltgeschichte aber Humor hat, erfahren die Grünen und mit ihr die gesamte Bundesregierung in diesen Tagen, wie unerbittlich das Eigene zurückschlägt. Gerade im Bemühen, als Musterknaben der Europäischen Union und der Vereinten Nationen zu erscheinen, erweist sich die Ampel als abgründig deutsch. Sie will ein Vorbild sein in Sachen Klimaschutz, Migration, Völkerverständigung und wird mehr und mehr zum abschreckenden Beispiel.

Wer das Eigene verabsolutiert, landet im Nationalismus. Davon geht kein Segen aus. Wer das Eigene aber verachtet, verliert seine Identität. Außendorfs Geraune von „parlamentsneutraler Arbeit“ ist ein eindrückliches Beispiel. 

Ich wünsche Ihnen einen guten Tag,

 Ihr Dr. Alexander Kissler, NIUS

12 Gedanken zu “Streit ums Kreuz im Bundestag: Wer das Eigene verachtet, verliert seine Identität

  1. Auch wenn das hier niemanden zu interessieren scheint: Die größte “Glaubensgemeinschaft” in Deutschland sind längst die Konfessions- bzw. Religionslosen mit einem Anteil von mehr als 40% der Gesamtbevölkerung.

    an Werner: “Die Grünen müssen weg!” Was heißt das konkret? Wohin soll’s denn gehen? Und wenn sie nicht freiwillig “weg” wollen?

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    1. Kleiner Logik-Check. 😉 Wenn jemand keine Kirchensteuer zahlen mag, heißt das nicht, dass er “antichristlich” ist.

      Relevant sind die Werte im Kern und die Abgrenzung zu unflexiblen und quasi mittelalterlichen Strömungen, wie sich auf Grund verantwortungslos geduldeter Massenmigration leider immer breiter machen in Europa.
      Das Christentum ist im Gegensatz zum Judentum und Islam in seinen Ansätzen bereits so utilitaristisch (auf (Gemein)Nutzen orientiert) und eklektisch (aus verschiedenen Quellen auswählend), dass es am besten in eine sich wandelnde und moderne Welt passt und sich anpassen kann. Und sehr wahrscheinlich fußt auf dieser Grundlage auch der europäische Erfolg der letzten Tausend Jahre.
      Es hat viele eklektische Elemente, integriert Elemente aus Judentum, hellenistischen und römischen Kulturen. Es ist theologisch divers (z.B. Katholizismus, Protestantismus, Orthodoxie). Viele christliche Feiern und Rituale (wie Weihnachten und Ostern) entstammen vorchristlichen Bräuchen und Traditionen. Philosophisch bedient es sich aus verschiedenen philosophischen Strömungen (z.B. Platonismus, Stoizismus).

      Dafür steht das Symbol und wie ich unten geschrieben habe, die Verteidigung einer fortschrittlichen Lebensweise gegen z.B. die Unterwerfung unter den Islam.

      P.S.
      Klar, müssen die Grünen weg, auch wenn sie nicht weg wollen. Denn wir werden sie auf die demokratisch brutalste Weise entfernen, per vernichtender Wahl. Hausverbot im Parlament! 😉

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      1. Ist ja richtig rührend, diese Legitimations-Suada. Allerdings kontrastiert sie ziemlich scharf mit der Blutspur, die sich durch die Realität des Christentums zieht, seit es der vorherrschende Kult in Europa ist. Ich nenne nur wenige Beispiele: die blutige “Missionierung” “heidnischer” Völker, die mit Folter und zahllosen Morden an “Ketzern” verbundene Inquisition, Kreuzzüge, “Hexen”verbrennungen, massenhafter sexueller Missbrauch bis in die Gegenwart, die Nähe beider großen Kirchen zum Faschismus und, und, und…

        Noch ein Wort zu den Grünen: Glaubt ihr denn wirklich, die Probleme, die es in Deutschland ja tatsächlich zur Genüge gibt, seien “weg”, wenn die Grünen nicht mehr in den Parlamenten sitzen würden?
        Des is doch a bissala arch realidädsfremd…
        Auch hier nur ein Beispiel: Sind die Grünen für die marode Infrastruktur verantwortlich, haben die das tatsächlich in den vergangenen drei Jahren ihrer Regierungsbeteiligung geschafft? Oder ist das nicht vielmehr das Ergebnis von 16 Jahren Merkel-Regierung und ihren CSU-Verkehrsministern?

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        1. An Zerberus: “Die Blutspur, die sich durch die Realität des Christentums zieht, seit es der vorherrschende Kult in Europa ist.”
          Diese Blutspur ist unbestritten. In den Jahrhunderten vorher gab es ln unseren Gefilden Stämme und Clans, die weit genug von einander entfernt waren, um sich aus dem Weg gehen zu können.
          Im Nahen Osten gab es bereits in den Jahrhunderten v. Chr. Krieg und Schlächtereien.

          Die “Blutspur” nach Christus im europäischen Raum war auch zeitbedingt – sich heute als Richter aufzuspielen ist zu einfach.
          Zudem sollte man respektieren, dass es auch immer wieder Christen gab, die sich mit gegen sie jeweiligen Zustände stellten.
          Das Christentum hat wesentlich zur Entwicklung unserer Grundwerte heute beigetragen.
          Generell sollte man m.E. Amtskirche und Glauben von einander trennen.

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    2. Ich sag’s Ihnen: weg von den Schaltstellen, weg von der Legislative, weg von der Exekutive und weg von der Legislative….ein wahrhaft demokratischer Staat sollte ideologiefrei sein. Alles anderes ist Totalitarismus.

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  2. Mir ist unbegreiflich, wie sich die Kirchen (besonders die evangelische) an die Grünen andienen. Würden sie stark im Glauben und in der Sache bleiben, dann haben sie auch wieder eine Zukunft. Nach solchen Perioden des Niedergangs wurden die Kirchen oder besser: der Glauben immer wieder besonders gebraucht.
    Die Grünen werden bald nur noch eine Randerscheinung sein. Gottseidank!

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  3. Ach, bleiben wir mal konkret beim Kreuz. Europa hat sich geformt unterm Kreuz im Kampf gegen die islamische Expansion. 732 stoppte Karl Martell die Umayyaden, 1565 haben die Johanniter Süleyman den Prächtigen vor Malta zurückgeschlagen und den Wendepunkt im westlichen Mittelmeer herbeigeführt, zweimal haben wir vereint die Osmanen vor Wien zurückgeschlagen und Europa gerettet.

    Ohne diese Anstrengung sähe es jetzt recht finster aus. Keine Renaissance, kein Barock, keine Aufklärung, keine Moderne!
    Dieser Kampf war eine europäische Gesamtanstrengung, aber keines zentralistischen Europas, sondern eines Europas der Nationen.

    Ein Europa nach heutigen Organisationsstand mit dem heutigen Personal hätte dem nichts entgegenzusetzen. Ich wage sogar zu behaupten, dass die Oberhäupter es verschachtert hätten, ohne dass es zu auch nur einer Schlacht gekommen wäre. Zumindest kann das jeder, der die ideologischen Scheuklappen ablegt, schon auf unseren Straßen beobachten.

    Die Kur für das, wie es derzeit steht ist die Nation und ihre kulturhistorische Einbettung wieder hochzuhalten, das Eigene wieder voranzustellen. Und auch öfter mal “Grüß Gott!” zu sagen…auch im Berti-Markt. 😉

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      1. An Baba Yaga: Dummes Gerede. Geschichtsvergessenheit und mangelnder Respekt gegenüber den Vorfahren der vergangenen Jahrhunderte. Früher hätte man gesagt: Dann geh halt nach Muselmanien, wenn du gern ein Muslim wärst.

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