Baustellenbegleitende Ausgrabungen in der Domstraße fördern frühmittelalterliche Grabstätten zutage. Gefunden wurden ein älterer Mann und ein etwa zwei- bis dreijähriges Kind. (3Min.Lz)
Friedhof des im Jahr 902 erstmals erwähnten „castrums Babenberh“
Für Interessierte ein etwas längerer Text:
Die Funde kamen nicht völlig unerwartet, ließen den Puls von Grabungsleiterin Janette Müller vom ReVe Büro für Archäologie und von Stadtarchäologen Dr. Stefan Pfaffenberger dennoch etwas schneller schlagen: Im Zuge der derzeit stattfindenden Tiefbauarbeiten in der Domstraße traten die menschlichen Überreste von mehreren Bestattungen zutage, die zu einem durch ältere Grabungen bereits bekannten frühmittelalterlichen Friedhof gehörten. Bei zwei besonders gut erhaltenen Grabfunden handelt es sich um einen älteren Mann und ein etwa zwei- bis dreijähriges Kind. Als gesichert gilt, dass diese „Ur-Bamberger“ bereits vor dem Jahr 1000 bestattet wurden, also noch vor der Bistumsgründung durch Kaiser Heinrich II.
Der Friedhof lag um die archäologisch ebenfalls bereits nachgewiesene Burgkirche des im Jahr 902 erstmals erwähnten „castrums Babenberh“. „Da die Burgkirche und der Friedhof den Baumaßnahmen Heinrichs II. für den Dom und die Pfalz weichen mussten, lassen sich die Gräber sicher in die Zeit vor 1000 datieren“, erklärt Stadtarchäologe Dr. Stefan Pfaffenberger. „Erst weitere Analysen im Zuge der Auswertung ließen eine vielleicht noch genauere zeitliche Einordnung erwarten“, so Pfaffenberger. Bei zwei weiteren, nur teilerhaltenen Gräbern, handelt es sich nach seinen Angaben vermutlich jeweils um Doppelbestattungen von Müttern mit ihrem Kleinkind.
Fundamentreste von der Andreaskapelle
In der Domstraße ist derzeit eine provisorische Asphaltdecke aufgebracht, die später wieder gegen das historische Pflaster ausgetauscht wird. Die Tiefbauarbeiten (siehe Infokasten u.) hatten im September 2024 zunächst im Bereich des Domplatzes begonnen. Dort und entlang des Domes konnten bis fast auf Höhe der Alten Hofhaltung keine archäologisch relevanten Befunde festgestellt werden. Stattdessen zeigte sich unmittelbar unterhalb des historischen Pflasters bereits der anstehende Sandstein. Das Fehlen jeglicher historischer Schichten erklärt sich mit massiven Geländeabtragungen im Bereich des Domplatzes, die im Jahr 1776 auf fürstbischöflichen Erlass durchgeführt worden waren. Damit sollte ein regelmäßigeres Erscheinungsbild des Platzes vor der Neuen Residenz und zugleich ein bequemerer Aufstieg zum Domberg erreicht werden.
Dass der östliche Bereich der Domstraße aus archäologischer Sicht wesentlich interessanter wird, war für die Experten keine Überraschung. „Zur Zeit Heinrichs II. bestand an dieser Stelle noch kein Durchgang. Stattdessen lagen hier unmittelbar anschließend an das Querhaus des ersten Bamberger Doms – des 1012 geweihten sogenannten Heinrichsdoms – die ausgedehnten Baulichkeiten der königlichen bzw. bischöflichen Pfalz“, erläutert Stadtarchäologe Dr. Pfaffenberger. Baureste dieser zeitgleich mit dem Dom Heinrichs errichteten Anlage haben sich bis heute im Bereich der Alten Hofhaltung erhalten. Hierzu zählen auch die unmittelbar an die Domstraße angrenzenden Überreste der ehemals achteckigen Andreaskapelle, die erst 1777 größtenteils abgebrochen worden war, um den Straßenraum aufzuweiten.
Innerhalb des Leitungsgrabens konnten im Zuge der laufenden Grabungsarbeiten zumindest noch geringe Fundamentreste des Kapellenbaus dokumentiert werden. Darüber hinaus wurden aber noch keine weiteren Baubefunde innerhalb der Trasse entdeckt, was nicht zuletzt an einer Vielzahl älterer Leitungen liegt, die hier an der Engstelle zwischen Dom und Hofhaltung verlegt sind und bereits in früheren Zeiten massiv in den Untergrund eingegriffen hatten.
Hintergrund:
Mit den im September 2024 zunächst im Bereich des Domplatzes gestarteten Bauarbeiten setzen Bamberg Service und die Stadtwerke Bamberg eine umfangreiche Infrastrukturmaßnahme um. Das Gesamtpaket umfasst die Erneuerung des Hauptkanals, die Erneuerung der Gas- und Wasserleitung sowie die Verlegung von Kabelschutzrohren zwischen Domplatz und Domstraße 9a.
Nach Abschluss sämtlicher Leitungsarbeiten ist für 2025 die Fortsetzung des Projekts „Barrierefreier Domplatz“ geplant. Dabei soll eine barrierefreie Zuwegung entlang der Domstraße bis hinter die Alte Hofhaltung hergestellt werden. Dann wird auch die derzeit als Provisorium aufgebrachte Asphaltdecke wieder gegen das historische Pflaster ausgetauscht.
Männergrab – BildNw: Stadtarchäologie Bamberg
Geschrieben: PA Stadt Bbg-mdw; veröffentlicht: 15.12.24; Bilder v. webzet (Titelbild ist i.d.R. Symbolfoto); BildNw: fArchäologie Bamberg
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Der war bestimmt auf dem Weg zum Schlenkerla. Und für den Kleinen an Kloß mit Soß.