3. Dezember 2024

Was bedeutet “Schnerbfl”?

Das Oberfränkische Wort des Jahres ist ein Beispiel für Lebendigkeit und Vielfalt des oberfränkischen Dialekts. Heuer wurde das Wort  “Schnerbfl” gekürt. In Bamberg wird es jedoch a bisserla anders ausgesprochen. 

Flapsige Bezeichnung für das männliche Geschlechtsteil

Althergebrachter fränkischer/Bamberger Gruß

“Schnerbfl” ist das Oberfränkische Wort des Jahres 2024. Bezirkstagspräsident Henry Schramm und Sternekoch Alexander Herrmann verkündeten die Entscheidung der Jury am Sonntag und hatten dabei gleich mehrere Schnerbfl dabei. Beim Schnerbfl handelt es sich zum Beispiel um das abgebundene Endstück der Wurst, das abgebundene obere Ende eines Sackes, den Bettzipfel oder den Ausgießschnabel an Topf oder Kanne. Zudem wird Schnerbfl häufig auch als flapsige Bezeichnung für das männliche Geschlechtsteil verwendet. Manchmal soll es sogar vorkommen, dass ein Oberfranke sein Gegenüber als Schnerbfl bezeichnet, was dann durchaus als Beleidigung gemeint sein kann.

„Schnerbfl wird nahezu in ganz Oberfranken verwendet. Das Wort kann man auf ein mittelhochdeutsches Verb „schnurpfen“ zurückführen, das so viel bedeutet wie sich zusammenziehen oder schrumpfen. 

Besonders treffende Wörter im Dialekt

Das klassische Panorama von Bamberg.

Ausgewählt wird das Oberfränkische Wort des Jahres jedes Jahr aus einer großen Anzahl an Vorschlägen, die von der Bevölkerung beim Bezirk Oberfranken eingereicht werden können. Der Bezirk Oberfranken kürt seit 2015 jedes Jahr das Oberfränkische Wort des Jahres. Das Wort muss unseren Sprachschatz bereichern und das Gemeinte besonders treffend, originell oder präzise benennen, so die Jury. Und das sind die Oberfränkischen Wörter des Jahres aus den vergangenen Jahren, die diese Kriterien erfüllten: 2015 machte das „Wischkästla“ als oberfränkischer Begriff für „Smartphone“ den Anfang. Es folgten 2016 die oberfränkische Redewendung „a weng weng“ und 2017 „Urigeln“, eine Beschreibung für das Gefühl, wenn kalte Hände langsam auftauen. Im heißen Sommer 2018 wurde „Derschwitzen“ gewählt, 2019 „Sternlaschmeißer“, 2020 „Fregger“ und 2021 „Erpfl“. 2022 machte „waafn“ als Sinnbild für ein Miteinander im Gespräch und das Verbindende des Dialekts das Rennen. Im Jahr 2023 wurde das Meichela* – ein Kopftuch – zum Oberfränkischen Wort des Jahres gekürt.

Bevor’s vägässn wädd, deä “Schnerbfl” haßd in Bamberch “Schnörbfl” mit einer ziemlich einschlägigen Bedeutung – s.o.

*In Bamberg gibt’s/gab’s das “Meichela” in der Form des “Greinmeichäla = ein oft weinendes Mädchen (Heulsuse).

Geschrieben: -mdw; veröffentlicht: 28.10.24; Bilder v. webzet (Titelbild ist i.d.R. Symbolfoto); BildNw:

Die WebZBlog ist unter der Mail-Adresse weinsheimer@mailfence.com zu erreichen. Kurze Mitteilungen können auch über die Kommentarfunktion u. geschickt werden. Das gilt insbesondere für Äußerungen zum o.steh. Artikel. HINWEIS: Öffentliche Kommentare werden nur hier auf der Internetseite der WebZBlog nach einer Überprüfung gemäß der Richtlinien für Kommentare (Leiste o.)  moderiert und i.d.R. freigeschaltet.

4 Gedanken zu “Was bedeutet “Schnerbfl”?

  1. Der Dialekt ist wichtig für ein Heimatgefühl. In Bamberg ist es aber damit nicht mehr gut bestellt. Die vielen Fremden – Studenten, Flüchtlinge, Zugezogene – haben das Lebensgefühl in der Stadt verändert.

    21
    6
    1. Mal von den Talahons, Uni-Preuß&%Innen und Erba- & Alte-Seilerei-Hipstern usw. abgesehen, die sämtlich nicht assimilationsfähig sind, sind es meinem Empfinden nach generell die allermeisten “jungen Leute”, die keinen Dialekt mehr sprechen. Besonders diejenigen mit dem, was man heute “höhere Bildungsabschlüsse” nennt.
      Schade, alles a weng beliebig und stinkelangweilig gleichförmig geworden. Dabei ist Mehrsprachigkeit eine Herausforderung und gutes Training für das Gehirn. Aber echter Individualismus und ein funktionierendes Gehirn sind im Globalismus eher hinderlich bis unerwünscht.

      22
      2
    2. In der Tat. Diese ganzen Hipster und Hippies gehören in die Eiffel und nach Meck-Pomm verfrachtet! Um endlich eine kulturelle Ausgewogenheit in der Fläche herzustellen! Neben der sprachlichen Ausdrucksweise muss zudem klargemacht werden, welches äußere Erscheinungsbild hier verpflichtend gewünscht ist! Für das Heimatgefühl eben. Plauze und Käppi/Schiebermütze sind da das Mindeste.

      10
      15
      1. Genau, die maximale Ausgewogenheit, oder Entropie, ist die Auflösung aller Ordnung. Ja, mag man einwenden, der Wärmetod des Universums ist unausweichlich, aber zu meinen Lebzeiten hätte ich schon gern noch a weng (Zu)Ordnung. Es geht um die Definition als Gruppe und deren Zusammenhalt. Und nein, wir sind KEINE geeinte Menschheit!
        Ohne Zugehörigkeit sind wir latürnich leichter führbar, weniger widerborstig, leisten minimal Widerstand. Da mag so manchem in den Kram/Plan passen.
        Sprache vor allem in ihrer authentischen Form ist das wichtigste Instrument für den Zusammenhalt von Menschen. Ich meine hier die Sprache des Volkes ohne sinnlose Überlagerung durch hanebüchene Regeln und Verbote. Die kommuniziert neben Inhalten auch Emotion in vielen Nuancen und latürnich auch Gruppenidentität. Die aufokrtoyierten neuen Sprachregeln diverser Couleur sind wie a veganes Schnitzel einfach Pförds!
        Ich genieße Exkursionen in den heimatlichen Frankenwald, wo man noch sagen darf: “Der laffd rum wie a Zicheuner!” oder “Der hod mich beschissen, su a Bollagg!” Und nein, es wurden dort schon lange weder Zigeuner noch Polen aus dem Dorf gejagt. Aber Napoleons Soldaten haben individuelle Ausflüge in die Dörfer abseits der Heeresstraße klugerweise vermieden. 😉

        Und was ist gegen a Kabbn vom Bullani einzuwenden? Ich habe drei, sogar eine aus Kaschmir. 🙂

        19

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

.