“Bei Hitze fassen sich Kommunalpolitiker kürzer”, zu diesem Ergebnis kommt eine Studie u.a. des Max Planck-Instituts. Der Beobachter des Bamberger Stadtrats kann ein ähnliches Phänomen sehen.
Sätze werden einfacher, die benutzten Wörter kürzer
Hitze führt dazu, dass sich Politiker einfacher ausdrücken. Die Sprache wird leichter, zeigt eine internationale Studie, die vor einigen Wochen im Wissenschaftsjournal iScience erschienen ist. Die Kurzfassung: Bei Hitze denkt es sich schlechter. Mithilfe eines Index wurden zahlreiche Reden verglichen, die bei kühlen Temperaturen (um 10 Grad) und bei heißen Temperaturen (ab 25 Grad) gehalten wurden. Das Ergebnis: Ab 24 Grad werden die Sätze einfacher, die benutzten Wörter kürzer. Woran es liegt, dass die Sprache an heißen Tagen einfacher wird, haben die Forscher nicht untersucht. Denkbar sei aber, dass bei Hitze der Körper mehr Energie benötigt, um seine Temperatur zu regeln, oder dass der Schlaf unter ihr leidet – zulasten der Denkleistung. Die Erkenntnisse wurden zwar wesentlich durch die Beobachtung von Berufspolitikern gewonnen, dürften aber auch auf die Kommunalpolitik übertragbar sein.
Menschliches Verhalten kann auch politisch genutzt werden
Zurück nach Bamberg. Wer den Stadtrat über viele Jahre beobachtet (hat), dem konnte auffallen, dass die Sitzungen und ihre Inhalte auch einem gewissen Rhythmus folgen.
So fallen Vollversammlungen vor den Weihnachts- und Sommerferien dadurch auf, dass die Tagesordnung voll gepackt war/ist und besonders problematische Themen recht weit hinten stehen. Ähnlich in der bisweilen heißen Sommerzeit. Wenn ein recht heißer Tag zu erwarten ist, dann kann die Tagesordnung schon mal richtig vollgepackt sein. Als konkrete Auswirkung dieser Auswahl kann dann nach rd. zwei Stunden ein Rückgang bei der Aufmerksamkeit und der aktiven Teilhabe von Stadtratsmitgliedern beobachtet werden. Man möchte halt, dass die Sitzung jetzt bald zu Ende geht. Verständlich.
Das Wissen um dieses menschliche Verhalten kann auch politisch genutzt werden. Die Erstellung der Tagesordnung ist allein die Angelegenheit des Oberbürgermeisters – und der amtierende Bamberger OB hat das recht bald gelernt.
Und die WeBZBlog schreibt ihre Artikel kürzer.
Geschrieben: -mdw; veröffentlicht: 10.07.24; Bilder v. webzet (Titelbild ist i.d.R. Symbolfoto); BildNw:
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Das Taktieren mit den Sitzungsordnungen ist schriftlich seit der römischen Republik belegt, also nicht wirklich neu.
Aber ich kann einen “life hack” hinsichtlich der Temperaturen andienen: Sport!
Wenn die Volksvertreter echt fit wären, dann würde sie Wärme/Hitze weniger stark tangieren und sie behielten ihre kognitiven Fähigkeiten auch jenseits der 30 Grad noch in vollem Umfang, erarbeiteten sich somit die rhetorische Lufthoheit.
Solche Winkelzüge traue ich so manchem Politiker zu.
nun wenn dem so ist, sollte man zb in den stadtratssitzungen ausreichend heizlüfter aufstellen, damit die erforderliche betriebstemperatur erreicht wird.