Eine gespaltene Stadt

Noch sei ein Rückblick auf das Wahlergebnis vor einer Woche erlaubt. In Bamberg war der Jubel bei zwei Parteien besonders groß: bei den Grünen und der AfD. Ihre Ergebnisse zeigen eine gespaltene Stadt.

Bahnhofslinie ist fiktive Grenze zwischen “Ost und West” 

Auch die Bamberger Wähler haben die FDP in ihrer Bedeutungslosigkeit bestätigt und die SPD zur Bedeutungslosigkeit degradiert. Die CSU blieb zwar stärkste Partei, profitierte aber mutmaßlich noch von den alten Wählern vergangener Jahrzehnte. Sie ist ein müder Sieger, die diesen Wahlkampf so wie immer geführt hat: lächeln, bekannte Gäste einladen und selbst keine Position beziehen.

Dass das Bamberger Wahlergebnis ungewöhnlich ist, zeigen zwei miteinander verwobene Besonderheiten. Da wird ein nahezu unbekannter AfD-Kandidat ohne sichtbaren Wahlkampf in den Landtag gewählt; seine Stimmenergebnisse und die seiner Partei in den Wahllokalen zeigen mit auf: Bamberg ist eine gespaltene Stadt. 

Besonders Gruppen junger Männer sehen Bürger und Bürgerinnen skeptisch.

Das Wahlergebnis in der Stadt Bamberg deutet darauf hin, dass die Bahnhofslinie eine fiktive Grenze zwischen “Ost und West” darstellt. In den Wahllokalen westlich wurden die Grünen überdurchschnittlich gewählt, im Osten (Norden, Süden) dominiert die AfD. Einige signifikante Beispiele: Mit über 30 % wurden die Grünen gewählt bspw. in den Wahllokalen Maxplatz   40,8/ TKS  35,1/Hainschule 34,9/ Martinschule 32,6/ Gangolfschule 39,9/ Kath. Bildungszentrum Ob. Stephansberg 31,8/ Kaulbergschule 32,6/ Dompfarrheim  32,1/ Stadtarchiv 30,6/ Archiv des Erzbistums 35,8.

Die AfD errang ihre Ergebnisse so um die 30 % bspw. in den Wahllokalen BaskidHall  47,3/ Dientzenhofer-Gymnasium 35,3/ Graf-Stauffenberg-Schule 28,5/ IGZ Bamberg 28,6/ Kunigunden-GS 28,1/ MTV Bamberg 29,7/ Lebenshilfe Werkstätten 32,4.

Insgesamt kamen die Grünen auf 19,8 % und die AfD auf 16,2 %.

Hilfeschrei angesichts der Fehlentscheidungen bei der Asylpolitik der Stadt

Das Erstarken der AFD hat landesweit stattgefunden. Aber es kann gesagt werden, dass der Rechtsruck in Bamberg etwas Besonderes, wenn auch nichts Überraschendes ist. Es lässt sich maßgeblich auf Versagen der Stadtverantwortlichen gegenüber Problemen zurückführen, die insbesondere den “kleinen Mann” und die alteingesessenen Bambergerinnen und Bamberger berühren.

Es ist ein Hilfeschrei angesichts der Folgen einer ungesteuerten Migration im Allgemeinen und der Fehlentscheidungen bei der Asylpolitik in der Stadt – die Missachtung der Meinung und des Willens vieler betroffener Bürger. Die Naivität, mit der die Rathauskoalition von CSU und SPD 2015 die Einrichtung der damals Balkanzentrum genannten Flüchtlingsunterkunft in Kauf nahm, lässt heute nur noch mit dem Kopf schütteln.

Jetzt sind die Stadtbezirke um das Ankerzentrum (AEO)  zur Hochburg der AfD geworden. Die Grünen sind hier weit unter 20%, die SPD marginalisiert und die CSU auf dem absteigenden Ast. 

Man kann jetzt nur hoffen, dass die Wahlverlierer die Menschen im Osten nicht wieder stigmatisieren (“Faschos”, “Nazis” etc.) wollen, sondern die tatsächlichen Ursachen für die Probleme anerkennen und benennen.

Geschrieben: -mdw; veröffentlicht: 15.10.23; Bilder v. webzet (Titelbild ist i.d.R. Symbolfoto); BildBw WebZ

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16 Gedanken zu “Eine gespaltene Stadt

  1. vlt sollte man darüber nachdenken, bamberg-ost generell und auf dauer von der restlichen stadt abzutrennen. anbieten würde sich den stadtteil einer umlandgemeinde anzudienen oder zu gemeindefreiem gebiet zu erklären. dies hätte mehrere vorteile, hain- und berggebiet hätten endlich ihre ruhe und müssten sich nicht ständig dieses unzufriedene rumgenöle von da draussen anhören, vor allem wäre die stadt auch die AEO los, was will man mehr, eine richtige win-win-situation. mal drüber ernsthaft nachdenken im stadtrat.

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  2. Nicht vergessen werden sollte auch die Anmerkungen des damaligen Polizeisprechers, Schreiber, bei einer Podiumsdiskussion des FT:
    „Die Bewohner im Bamberger Osten würden sich schon an die gefühlte Gewalt gewöhnen!“
    Seit dieser unverschämten Aussage kann ich die Polizei nicht mehr für voll nehmen!

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  3. Das Wahlverhalten der Bürger zeigt bereits kurz nach der Wahl seine Wirkung. CDU will Arbeitspflicht für Sozialleistungsempfänger und die erfreulichste Nachricht seit langem auf WELT: Keine Einigung auf schärfere Sanierungspflichten – EU-Gebäuderichtlinie vor dem Aus.
    Ich glaube bei den Linken herrscht langsam pure Panik.
    Wer sagt, dass die AfD-Wähler verantwortlich für den großen Zuwachs der Partei sind, hat nichts verstanden. Laut Faeser kommt die größte Gefahr für das Land von Rechts. Aktuell können wir Davidsterne auf Haustüren in Deutschland sehen. Hier ist das N-Wort definitiv angebracht, nicht so inflationär wie bisher bei Leuten, die sich für den Individualverkehr aussprechen.

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  4. #Baba Yaga: Halten Sie es für ein besonderes Merkmal der – Ihrer Meinung nach – besser Gebildeten, wenn diese andersdenkende Menschen als “Faschos”, “Nazis” und Rassisten (wollen wir nicht vergessen) bezeichnen, ohne die tatsächlichen Ursachen für deren Probleme zu benennen und lösen zu wollen?

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    1. Der alte Spruch: “Wer schnackseln will, muss freundlich sein!” gilt auch für demokratische Wahlen. Wer gewählt werden will, muss freundlich sein. Wer hetzt, spaltet und ausgrenzt, wer abwertet und marginalisiert nur wegen einer abweichenden politischen Meinung, der findet kein offenes Ohr für seine Argumente, auch wenn sie besser sein sollten als die des Gegners.
      Der Weg zur anderen Partei ist auf dem Wahlzettel nur wenige Zentimeter weit, das checken die um sich selbst kreisenden Narzisst*%innen nicht.
      Die Grünen, SPD, Linke haben sich als die Meister der Spaltung und Wählerbeschimpfung gezeigt. Das Wahlplakat “Herz statt Hetze” mit der ätzenden Corona-Hetzerin Schulze war ein Bravourstück an Zynismus. Die brauchen sich nicht wundern, dass Menschen mit etwas Selbstachtung sie nicht (mehr) wählen.

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      1. Mit Argumenten wird es niemals ein Durchdringen geben. Egal wie ihr Inhalt ist. Egal in welcher Form sie vorgebracht werden.

        Das sind Menschen, die gefrustet sind und Realitäten negieren. Zu allem Überfluss wählen sie auch noch gegen ihr eigenes Interesse. Wenn es nach dem AfD-Parteiprogramm ginge, würden der Gereuth (s. Ergebnis Wahllokal BasKIDhall…) bald zentrale Sozialleistungen komplett gestrichen. “Arbeitspflicht” eben. Ok, dann eben ein bisschen Tagesstruktur, das soll ja angeblich gesund sein, ein bisschen De-Facto-Leibeigenschaft hat ja durchaus ihren Reiz, das muss man schon sagen.

        Argumente werden bei diesen Menschen niemals ziehen. Bis sie irgendwann einschlafen und am nächsten Morgen im 3,5ten Reich mit Herrn Höcke wieder aufwachen.

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        1. an Baba Yaga: Sie begreifen wirklich nicht, warum die AfD im Land ebenso wie in Bamberg so stark zugelegt hat. Aus den in diesem Artikel aufgezählten Wahllokalergebnissen wird doch deutlich, dass die AfD nicht wegen ihrer bisweilen braun gesprenkelten Sprüche gewählt worden ist, sondern, weil man ein Zeichen gegen die verfehlte Migrationspolitik setzen wollte. Ich kenne AfD-Wähler, die das offen so sagen und nichts mit Braun am Hut haben.

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        2. # Mindergebildeter: Das die Wähler selbst braun sind hat hier niemand behauptet. Aber das sie wissentlich eine Partei wählen, die teilweise braun ist, stellen sie ja selbst fest. Da fragt man sich schon ob das so viel besser ist. Ich finde das gefährlich.

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  5. Fakt ist, dass es sich bei der AfD-Wählerschaft schwerpunktmäßig um nicht übermäßig gebildete Männer jüngeren und v.a. mittleren Alters handelt (die äteren, die noch die Dreiparteienlandschaft kennen, denken nicht mehr so leicht um).

    Jetzt mal Butter bei die Fische: Das ist genau der Typ Mann, der über ein wenig progressives Frauenbild verfügt. Er sehnt sich insgeheim nach einer Hausfrauenehe und nach allem Pipapo, das zu einem solchen Lebensentwurf dazugehört, also nach einer bestimmten Wertehierarchie. Dass genau dieser Typ Mann bei Frau nicht sonderlich attraktiv ist liegt auf der Hand. Sprich: Er findet natürlich keine (Haus-)Frau. Anstatt an sich selbst zu arbeiten, lädt er seinen mitunter auch sexuellen Frust an der Urne ab. Er macht die Politik (insb. das Feindbild Grün) dafür verantwortlich, dass die Gesellschaft sich verändert hat. Doch leider ist es nicht Aufgabe der Politik, dieses Rad wieder zurückzudrehen, geschweige denn jedem Mann eine Frau nach seinem (Werte-)Gusto zuzuführen.

    Das ist der eigentliche Grund für den Erfolg der AfD.

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    1. Ja, und sie haben Hörner und paaren sich bei Vollmond mit Succuben (Buhlteufelinnen). Und in der kalten Jahreszeit kochen sie sich nachts auf dem Aldiparkplatz ein Migrantenkindergulasch auf ihrem V8-Motor und hören dazu Rammstein.

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    2. Boah Baba was auch immer. Sie sind ganz schön beleidigend. Die AfD Wähler sind minder gebildet? Vielleicht sind das ja auch sie?

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  6. Wenn man von der Hauptwachstraße aus über die Kettenbrücke geht, dann merkt man bereits dass da eine andere Stadt beginnt. Je weiter nach Osten, desto mehr begegnen einem die Bewohner des Ankerzentrums.

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