Fluch und Segen des Weltkulturerbe-Status

Bamberg lockt Touristenmassen. Und diese können noch größer werden. Die zuständigen Tourismusämter von Stadt und Land Bamberg wollen ein neues Konzept erarbeiten. Ein nichtkommerzieller Hinweis.

Was bedeutet es, die touristische Infrastruktur zeitgemäß weiterzuentwickeln?

Seit 30 Jahren steht Bambergs Altstadt zusammen mit der Gärtnerstadt auf der Liste der Weltkulturerbe-Stätten. Das sorgte für einen gewaltigen Boom im Fremdenverkehr, aber auch für viele Konflikte im Alltag. Die Stadt musste lernen, die Touristenströme zu kanalisieren.

Seit die Unesco die Kaiser- und Bischofsstadt Bamberg zum Weltkulturerbe erklärte, haben sich die Besucher- und Übernachtungszahlen vervielfacht. 

Laut der jüngst veröffentlichten Übernachtungsstatistik (>Bericht v. gestern) erzielten Bamberg und das Bamberger Land im vergangenen Jahr knapp 2 Mio Übernachtungen und übertrumpfen damit das letzte Vor-Coronajahr 2019 deutlich um fast 57.000 Übernachtungen. „Das ist eine sehr gute Basis, um den Wandel hin zu mehr nachhaltigem Tourismus aus einer starken Position heraus angehen zu können. Der positive Trend unterstreicht die Attraktivität unserer Region und die erfolgreichen Bemühungen aller Beteiligten, die touristische Infrastruktur zeitgemäß weiterzuentwickeln“, wird Patricia Leistner, Leiterin der Wirtschaftsförderung im Landkreis, zitiert.

Gibt es noch das lebens- und liebenswerte Bamberg – für die Einheimischen?

Besonders in der Innenstadt sehen viele Menschen die Entwicklung skeptisch. Oft spricht man von Touristenmassen, die an bestimmten Tagen und Tageszeiten über die Stadt hereinbrechen. Gerade für die älteren Bamberger und Bambergerinnen ist das schlimm, weil sie meinen, ihre Stadt, die altbekannte Lebensart werde von den Touristenmassen überrollt. In Bamberg haben sich vor wenigen Jahrzehnten die kommunalen Parteien mit den Sprüchen vom lebens- und liebenswerten Bamberg zu übertreffen versucht. Ein Wesenszug, der heute – im Sinne von damals – kaum noch auf Werbefahnen geschrieben werden kann. Vielleicht noch dann, wenn es ausschließlich um kommerzielle Ziele geht. 

Kann die Stadt Bamberg heutzutage die Charakterzüge Lebensart, liebenswert und  Touristenmassen überhaupt noch unter einen Hut bringen?

Die Stadt hat bereits lernen müssen, die Touristenströme mit einer Verteilung von Busparkplätzen besser zu kanalisieren. Als problematisch werden immer noch die Kreuzfahrtschiffgruppen angesehen, die mit Kopfhörern durch die Stadt geführt werden. Die Gruppen wurden zwar kleiner, aber wenn gleichzeitig zwei  Schiffe im Hafen liegen, dann kann es in den engen Gassen richtige Engpässe geben. 

Immer wieder wird vor einer Rothenburgisierung gewarnt – Bamberg ein zweites Rothenburg? – und als Schreckgespenst an die Wand gemalt. 

“Wir wollen heuer die Leitplanken festlegen, innerhalb derer sich der Tourismus in Zukunft bewegen soll“, wird Michael Heger, der neue Tourismusdirektor der Stadt Bamberg in dem o.g. Artikel zitiert. 

Vielleicht hilft dieser Hinweis, das richtige Format der Leitplanken zu finden.

Geschrieben: -mdw; veröffentlicht: 14.02.24; Bilder v. webzet (Titelbild ist i.d.R. Symbolfoto); BildNw: WebZ

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5 Gedanken zu “Fluch und Segen des Weltkulturerbe-Status

  1. Was hat der “gemeine” Bamberger vom boomenden Tourismus:
    – steigende Preise, vor allem in der Gastronomie
    – weitere Verknappung von rarem Wohnraum durch Ferienwohnungen und Airbnb etc.
    – überfüllte Straßen und Plätze mit entsprechenden Hinterlassenschaften

    Und da die meisten Jobs im Tourismus im Niedriglohnbereich angesiedelt sind, bringt er auch für den Arbeitsmarkt eher zweifelhafte Vorteile!

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  2. Auf die „Leitplanken“ von Herrn Heger bin ich ja mal gespannt. Die L. hätten schon vor Jahren „festgelegt „ werden müssen.
    Weniger neue Hotels, weniger Schiffstouristen, weniger „Sauftourismus“.
    Dann gehen auch die eigenen Bürger wieder gerne in ihre Stadt, weil sie sich wohler fühlen und nicht in die Peripherie einkaufen.
    Und vielleicht mal was mit Hirn und Verstand für den eigenen Bürger machen, aber wirklich machen und nicht nur Blabla (!!! Maxplatz!!!)

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  3. Die sog. “Gärtnerstadt” partizipiert nicht an diesem Status. Wie denn auch? Ein paar Hinterhofparzellen, ansonsten buckelig gewordener Asphalt und zugeparkte enge Gehwege. Total uninteressant. Keine Gastro, nix.

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  4. Die hohle Worthülse “nachhaltig” im Zusammenhang mit Städtetourismus zeugt von recht wenig synaptischer Aktivität im Cortex. Es braucht kein greenwashing und solcherlei Förds. Die Leute laufen durch die Stadt und nicht durch ein Naturschutzgebiet. Das muss finanziell kompensiert werden.
    Ist rechtlich eine Tagestourismustaxe und Hotelbettentaxe möglich? Diese könnte dann zweckgebunden an eine Stiftung fließen, die öffentliche Toiletten, Straßenreinigung usw. finanziert. Überschüsse gehen als Subvention an Bürgervereine.

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