Was braucht es für eine wehrhafte Gesellschaft?

Nico Lange, Verteidigungs- und Sicherheitsexperte bei der Münchner Sicherheitskonferenz, erklärt im Interview mit BR24 die Situation. Hier die Antworten auf die letzten beiden Fragen.

BR24: Laut Pistorius geht es darum, dass Deutschland militärisch, aber auch gesellschaftlich vorbereitet ist. Was braucht es für eine wehrhafte Gesellschaft?

Lange: Gesamtgesellschaftliche Verteidigung ist auf jeden Fall wichtig. Einfach nur zu sagen: Es gibt ja irgendwen, es gibt den Staat, die Streitkräfte, die machen das für uns – das reicht aus meiner Sicht nicht aus.

Wir sehen das in der Ukraine, dass der entscheidende Punkt für den gelingenden Widerstand der Ukrainer gegen Russland doch ist, dass die gesamte Gesellschaft sich beteiligt, dass die eine Einstellung dazu hat, dass die Leute aber auch wissen: Wie stille ich eine Blutung? Wo laufe ich hin, wenn es einen Beschuss gibt, wie organisiere ich Hilfe für die Truppe? Es geht darum, dass die Zivilgesellschaft einen Beitrag leistet und sich nicht einfach nur darauf verlässt, dass der Staat das irgendwie schon macht. Das halte ich nicht für den richtigen Weg.

Gleichzeitig müssen wir uns die Bürokratie der Bundeswehr anschauen: Die ist extrem umständlich und überhaupt nicht in der Lage, dieses Potenzial, das es gibt, erst einmal auszunutzen. Da kann man von anderen lernen, gerade jetzt von den neuen Nato-Mitgliedern Finnland und Schweden, die das exzellent machen und sich da ganz stark verbessern.

Wir Deutschen haben trotz der Zeitenwende immer noch die Auffassung: Naja, wir warten mal ab, und wir beschäftigen uns mit uns selbst und hoffen, dass die Probleme dann irgendwie vorbeiziehen. Aus diesem Modus müssen wir ganz eindeutig rauskommen.

Das Comeback des Militarismus in Deutschland?

BR24: Da gibt es dann aber einige, die von Militarismus und Remilitarisierung sprechen würden.

Lange: Ja, das Thema ist nicht unumstritten, und es ist ja auch richtig, dass man darüber diskutiert. Ich finde, dass diejenigen, die für eine bessere Verteidigungsfähigkeit stehen, sehr gute Argumente haben und dann muss man die Debatte eben austragen und muss mit den Argumenten überzeugen. Die Kritik kann man nicht einfach so abtun. Eine breite gesellschaftliche Debatte gibt es ja auch in anderen Ländern. Die kann helfen, dass man die Argumente austauscht und dass man weiterkommt.

Was ich allerdings nicht verstehen kann, ist, wenn Leute russische Propaganda wiederholen oder unter dem Deckmantel, sie seien für Frieden, im Grunde sagen: Die Ukraine soll aufgeben, wir sollen die Bundeswehr verkleinern und die Verteidigungsindustrie in Deutschland abschaffen. Das sind alles Argumente, die uns Putin auf dem Silbertablett ausliefern.

BR24: Danke für das Gespräch.

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3 Gedanken zu “Was braucht es für eine wehrhafte Gesellschaft?

  1. Ganz einfach, es braucht zum einen die Wiederaufnahme der Wehrpflicht, aber das ist nicht einmal die halbe Miete.

    Es braucht auch ein Wiederaufleben einer nationalen Identität. Niemand verteidigt ein Land, mit dem er sich nicht mehr identifizieren kann, das ihm fremd geworden ist, das ihm sogar wiederholt und vorsätzlich schadet.

    Das viele eingenommene (oder vielmehr dem Bürger abgenommene) Geld wurde in den letzten rund 20 Jahren für nichts Sinnvolles verwendet oder für bürgerfernen Unsinn verschwendet. Dieses Republik hat mit ihrer Politik das Vertrauen und die Loyalität des Großteils ihrer Bürger verspielt. Recht und (Grund)Gesetz wurden einer Reihe eigenartiger Ideologien und Wahne (z.B. Buntheit, Coronawahn, Kernkraftphobie, Klimakult) und der Lobby (Sozial-, Pharma- und Waffenindustrie) geopfert.

    Mit diesem Land, das mal auf die Schnelle ein Viertel seiner Bürger wegen eines pseudo-medizinischen Merkmals ohne jede Evidenz marginalisiert hat, und das für diese eklatante Fehlentscheidung nicht eine Silbe der Entschuldigung übrig hat, kann man sich nicht mehr identifizieren. Ein Land, das seinen Bürgern das Leben immer und immer wieder durch absurde Regeln zur “Weltenrettung” oder sinnlose Kriegstreiberei erschwert, obwohl es ganz anders ginge, das ist kein Land, zu dem man Loyalität entwickelt.

    Kurz, es ist nachvollziehbar, dass auch ein großer Teil der Truppe im Ernstfall nicht zum Dienst erscheinen wird.
    Soll doch der Neomilitarist Hofreiter den fettigen Klößkopf in einen Stahlhelm pressen. Soll doch die Sprachgenie Baerbock feindliche Funksprüche dechiffrieren oder die Kampfmaschine Scholz hinter gegnerischen Linien abspringen.

    Diese Land ist bis auf wenige, langsam verlöschende Lichtblicke im kulturellen Sektor Im Grunde schon in Finsternis versunken. Und die verteidigen, die das gemacht haben? Sicher nicht!

    https://www.youtube.com/watch?v=1q-Ga3myTP4

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