Bauernprotest: Es geht nicht nur um Geld

Der Unmut ist groß. Die Landwirte aus der Region bereiten sich auf verschiedene Demo- und Kundgebungsaktionen vor. Sie sind unzufrieden und deshalb protestieren sie.

Kundgebung in der Brose-Arena

Der Unmut ist groß. Die Landwirte aus der Region bereiten sich auf verschiedene Demo- und Kundgebungsaktionen vor. Sie sind unzufrieden und deshalb protestieren sie. Der Bayerische Bauernverband in Oberfranken hat jetzt bekannt gegeben, wann und wo genau gestreikt wird. Im Kreisverband Bamberg und Forchheim findet am Mo. 8.1.2024 eine gemeinsame Sternfahrt-Aktion von BBV und dem Verein Landwirtschaft (LSV) zur Brose-Arena in Bamberg mit anschließender Kundgebung ab 11 Uhr statt.  Der LSV im Raum Bamberg/Forchheim besteht allerdings aus zwei verschiedenen Gruppen – eine davon will vor Beginn der Kundgebung die Autobahnauffahrten sperren (A70 und A73). Dabei kann es zu spürbaren Verkehrsbeeinträchtigungen in der ganzen Region kommen.

Die angekündigte Verkehrsblockade wird voraussichtlich auch den ÖPNV im Bereich Schüler- und Linienverkehr massiv beeinträchtigen sowie insbesondere im Landkreis Bamberg  auch die geplanten Touren der Müllabfuhr.

Immer weniger Landwirte ernähren immer mehr Menschen

Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland geht kontinuierlich zurück. Zwischen 2010 und 2020 sank die Zahl um 36.100 auf 262.800 Betriebe. Da in den Jahrzehnten davor schon sehr viele Betriebe aufgaben, ist mittlerweile ein relativ niedriges Niveau erreicht. Das gilt insbesondere für die viehhaltenden Betriebe.

Mittlerweile ernährt eine in der Landwirtschaft tätige Person über 137 Menschen. 

Bei näherer Betrachtung des Unmuts der Landwirte lässt sich schließen, dass es bei dem Protest weniger um die geplanten Kürzungen durch die Ampelregierung geht, sondern der gesammelte Frust der Landwirte sich gerade entlädt. Es geht nicht nur um Geld, sondern auch um gesellschaftliche Anerkennung, um immer höhere Umweltauflagen und steigende Anforderungen an die Landwirtschaft, zum Beispiel beim Tierwohl – bei gleichzeitig steigenden Kosten. 

Wenn nun Begünstigungen wie für den Agrardiesel stufenweise wegfallen werden, sehen sich viele Landwirte gezwungen, künftig höhere Preise zu verlangen. Aber das dürfte nicht so einfach möglich sein – der Handel macht Druck und die Konkurrenz aus dem Ausland ist groß. Und gerade diejenigen, die Verständnis für die Nöte der Bauern zeigen und ebenfalls protestieren wollen – also Lkw-Fahrer, Metzger oder Wirte -, klagen schon jetzt über hohe Preise.

Die Solidarität unter und mit den Landwirten ist groß.

Geschrieben: -mdw; veröffentlicht: 06.01.24; Bilder v. webzet (Titelbild ist i.d.R. Symbolfoto); BildNw: WebZ

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16 Gedanken zu “Bauernprotest: Es geht nicht nur um Geld

  1. Falls hier jemand Interesse haben sollte an einer differenzierten Analyse und Einordnung der Situation der bundesdeutschen Landwirtschaft, dann empfehle ich die Lektüre dieses Artikels:

    https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bauern-proteste-habeck-dieselpreis-generalstreik-gruende-wut-1.6329119

    Dass es vielen bäuerlichen Betrieben (nicht allen, und bestimmt nicht den Großbetrieben, die die Bauernverbandsfunktionäre besitzen!) nicht gut geht, das hat vielerlei Ursachen: der Preisdruck, der von der verarbeitenden Industrie und vom Lebensmittelhandel ausgeht; die Orientierung am “Weltmarkt” (statt an der regionalen Vermarktung); die EU-Landwirtschaftspolitik, die seit Jahrzehnten an Großbetrieben orientiert ist. Um nur die wichtigsten Faktoren zu nennen. Die Landwirtschaftspolitik in Bund und Ländern (seit langem zumeist von Unionspolitikern verantwortet) hat daran nichts geändert, sondern die Lage eher verschärft. Auch die Ampelregierung hat in den vergangenen zwei Jahren wenig mehr als schöne Worte geboten.

    Wichtig wäre also eine ökologische Transformation der Landwirtschaft. Und die wird sicher nicht ohne Subventionen auskommen. Doch das müssen ZIELORIENTIERTE Subventionen sein. Billiger Diesel und Kfz-Steuer-Befreiung erfüllen dieses Kriterium jedenfalls nicht…

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  2. Was mich absolut stört ist der Versuch vieler *Medien, den Bauernprotest in die rechte Ecke zu stellen. Diese ständige Diffamierung vieler handwerklich arbeitender Menschen durch die *linksgrünen *Besserwisser muss ein Ende haben.

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    1. Das ist doch nichts neues in diesem Land und lief bei Corona ja auch nicht anders:
      Wenn die “Guten” mit Gegenargumenten nicht weiterkommen, wird die “Nazikeule” ausgepackt!

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  3. Auch hier geht es nur ums Geld. Klar sind die Landwirte für die Versorgung wichtig. Da gibt’s aber auch ganz viele andere Berufe, die mindestens genauso wichtig sind. Man stelle sich vor, die Pflege würde so durchdrehen, dann wäre das Geschrei wieder groß.
    Die einzigen die auf die Straße gehen sollten, sind die ganz kleinen Betriebe. Den großen geht’s doch viel zu gut. Billige Arbeitskräfte aus dem Ausland, Subventionen, Entschädigung durch die Regierung bei schlechter Ernte. Und jetzt wird einmal was gestrichen, da wird gleich wieder von unfähiger Regierung usw gesprochen.
    Und auch hier hoffe ich dass die Polizei gegen diese Terroristen vorgeht!!! 1!!!!1!! Straßenblockaden, keine Rettungsgasse!!! 1!!! Wenn ich meinen Job verliere weil die Straßen blockiert sind, seid ihr Schuld! 1!!1!1!1!!1!!!

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    1. Die wehren sich halt adäquat, wenn man sie f***t. Ein klaghaftes Mimimi und ein paar Trillerpfeifen, wie hierzulande üblich, bringen recht wenig. Es wird allerhöchste Zeit, dass noch mehr Berufe und Sparten sich auf die Hinterfüße stellen und den Zirkus in Berlin beenden.
      Jammern und greinen Sie nedd und geben anderen die Schuld! Denken Sie nach und finden Sie Lösungen! Das müssen wir alle tagtäglich!
      Mitarbeiter, die larmoyant beklagen, dass sie zu spät oder nicht kommen, weil jemand sie (mit Ansage) blockiert hat, die sind auch nedd so wertvoll. 😉
      Übrigens, ihre 1/!-Taste klemmt.

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      1. Also mal angenommen der Zirkus wird sofort beendet. Wie soll es denn weitergehen? Glauben Sie allen ernstes dass eine andere Partei das Ruder rumreißen wird? Andere Wahlprogramme – u. a. das der blauen – will doch noch mehr Subventionen streichen.
        Die werden so wenig gef***t. Die bekommen den Hals net voll genug mit der Kohle. Es geht hier nur ums Geld und um nix anderes. Uns gehts doch hier noch gut. Wir haben alle ein Dach überm Kopf, Klamotten und Nahrung- mehr braucht man erstmal net zum leben. Und die meiste Nahrung kommt gar net von unseren armen Bauern aus Deutschland, sondern wird doch sowieso importiert, weil der Deutsche alles am besten umsonst haben will. Wer geht denn noch zum Bauern ums Eck?!

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      2. Na dann lassen wir aber mal bitteschön die Doppelmoral bei den Klimaklebern stecken. Nicht vergessen: Auch gegen konservative Regierungen kann man aufbegehren. Dann aber nicht jammern, wenn man jetzt Präzedenzfälle schafft.

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    2. Falls Sie es nicht wissen: die von Ihnen genannten „billigen“ Arbeitskräfte verdingen sich mindestens für den Mindestlohn, der durch Leistungszulage im Akkord steigen kann. Es ist und bleibt nun mal vegetationsbedingte Saisonarbeit. Es kann jeder tun und ist sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Wer sich nicht daran hält macht sich strafbar. Aber es will von den verwöhnten Heinis keiner mehr machen, sondern man legt erst mal ein Gap-Year in Australien mit Work&Travel und Arbeit auf einer Plantage, um sich nach danach dem Weltverbessern zuzuwenden.

      Landwirt ist ein ehrbarer Beruf, der ausgebildet wird und über Meister auf den AdA- Schein berechtigt. Wissen nur die wenigsten. Speziell die kleineren Betriebe, meist im Nebenerwerb sind wahrscheinlich die besten Naturschützer überhaupt, weil sie sich ihre eigene Lebens- und Erwerbsgrundlage nicht zerstören, sondern aus Eigenantrieb zum Erhalt verpflichten sehen.

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  4. 1. Doch, es geht nur um’s Geld.

    2. Mit Blick auf die Letzte Generation wird mit zweierlei Maß gemessen. Die Bauern stehen dieser in nichts nach.

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    1. Eine von verschiedenen Perspektiven, die Baby da einnimmt. Ich bin weit davon entfernt, unsere in weiten Teilen industrielle Landwirtschaft gut zu finden. Auch ich würde mir mehr kleinteilige und naturnähere Landwirtschaft wünschen. Die Politik mitsamt EU und diversen NGOs haben das in der vergangenen Jahrzehnten verhindert.

      Allerdings käme ich nie auf den Gedanken, Landwirte um ihre Arbeit und ihre Einkommen als Unternehmer zu beneiden. Und wahrscheinlich hat das Baby auch noch nie als Landwirtin gearbeitet. Anders kann ich mir ihre zugegebenermaßen recht kurze und unsinnige Argumentationskette nicht erklären.

      Dass Menschen, die jeden Tag anpacken, sich schmutzige Hände machen, Wind und Wetter ausgesetzt sind, häufig robustere Charaktere sind, liegt doch auf der Hand. Das verändert auch den Charakter ihres Protestes.

      Dass eine als grundsolide und medial unauffällige Gruppe aus der Mitte unserer Gesellschaft nun lautstark ihre Stimme erhebt, dürfte die Berliner Blase in den Alarmzustand versetzt haben. Ich fürchte, ab Montag wird das teilweise in Panik übergehen. Zu Recht!

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      1. Hier gibt es keine “Argumentationskette”, weil es einer solchen gar nicht erst bedarf. Es ist vollkommen klar, dass Landwirte so etwas dürfen, eben weil sie, im Gegensatz zu anderen, “grundsolide” sind. Sie “leisten” ja etwas. Sie befinden sich schlicht und einfach im richtigen Geiste. Vor allem sind sie nicht woke, tragen keine weißen Sneaker und Dutt etc. Ja, das ist in der Tat Rechtfertigung genug. Die sind eben “robust”, und nicht so verweichlicht, da liegt das in der Natur der Sache. Jawoll!

        Wir reden hier von einem der privilegiertesten Berufsstände in der EU. Die Lobby dieser “unauffälligen” Gruppe war schon immer schlagkräftig, der politische Rückhalt hoch. Das gesellschaftliche Ansehen ist sehr hoch, und eben dieses droht jetzt Schaden zu nehmen. Das sind die Fakten.

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      2. Wo genau finde ich in deutschen Gesetzen einen Passus, dass Leute die sich die Hände schmutzig machen vom Gesetz anders behandelt werden müssen als Studenten?
        Nötigung bleibt Nötigung. Da die Landwirte ihre Fahrzeuge zur Nötigung einsetzen, steht m.E. auch Führerscheinentzug im Raum.
        30 Tagessätze waren die Strafen für Ersttäter der letzten Generation. Bei Wiederholung in Bayern Präventivhaft.
        Aber die bayrische Polizei lobt ja sogar die Bauern. Na dann…

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    2. Sie haben den Protest nicht verstanden. Wenn es dem Land nicht selbst verschuldet schlecht ginge und wirklich jeder seinen Beitrag leisten würde um das zu ändern, würde kein Bauer auf die Straße gehen. Übernacht wurden aber gleich zwei Schröpfungsmaßnahmen gegen Landwirte beschlossen. Nennen Sie mir ein Ampel-Projekt, an dem nennenswert gespart wird.
      Die Landwirtschaft wird seit Jahren ständig mit neuen Auflagen überzogen. Das Fass ist voll. Um die paar Cent für den Diesel geht es schon lange nicht mehr.

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  5. So ein Bauernaufstand hat schon was. Ich hab heute darüber sinniert, wie man das ausweiten könnte, um letztlich die Ampel zum Rücktritt zu zwingen. Musste ziemlich lachen, als ich merkte, dass ich dabei leise “Wir sind des Geyers schwarzer Haufen” summte… 🙂

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  6. 100% Solidarität mit den Bauern ! Die sollen der schlechtesten und unfähigsten Regierung in der Geschichte der BRD zeigen, wo der Barthel seinen Most holt! Wer Wind säht, soll Sturm ernten!

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