Der Schlachthof in Turbulenzen

Die Diskussion über die Zukunft des Schlachthofs nimmt bizarre Formen an. Weil die Stadt den Schlachthof mit weiteren 400.000 € unterstützt, geben die grünen Aufsichtsratsmitglieder ihr Mandat zurück.

Zwischen Befürwortern und Gegnern öffnet sich ein ideologischer Graben

Es ist hinreichend bekannt, dass der Bamberger Schlachthof nur dann weiterbetrieben werden kann, wenn er wirtschaftlich arbeitet. Zudem ist es inzwischen eine wesentliche Frage, ob der Traditionsbetrieb überhaupt noch gewollt ist. Hier öffnet sich der Graben zwischen den Befürwortern und Gegnern des Schlachthofs. Einen erneuten Kredit nehmen die Grünen zum Anlass, um an der Rentabilität des Betriebs zu zweifeln.

Geschlachtete Tiere im Schlachthof Bamberg.

In einer Pressemitteilung jetzt die beiden Stadträtinnen der Stadtratsfraktion Grünes Bamberg, Leonie Pfadenhauer und Ulrike Sänger, bekannt gegeben, dass sie mit sofortiger Wirkung von ihren Aufsichtsratsmandaten in der Schlachthof GmbH zurücktreten. Als Begründung nennen beide, “dass sie sich aufgrund der aktuellen Entwicklung in der Schlachthof GmbH nicht mehr in der Lage sehen, ihre Mandate als Aufsichtsrätinnen verantwortungsvoll auszuüben. Ihre Funktionen als Aufsichtsrätinnen seien nicht mehr vereinbar mit dem von ihnen geleisteten Eid, Schaden von der Stadt Bamberg abzuwenden.”

Der Schlachthof steht bei der Stadt Bamberg bereits in der Kreide

Hinter den Kulissen ist bekannt geworden, dass am 19. Dezember der Finanzsenat in nicht-öffentlicher Sitzung einen Kredit der Stadt an die Tochter GmbH in Höhe von 400.000 € beschlossen hat. Das wirft Fragen nach der Wirtschaftlichkeit des Bamberger Schlachthofbetriebs auf. Große Probleme sind für den Schlachthof im Zuge der Corona-Pandemie aufgetreten. Nach Masseninfektionen in Leiharbeiter-Unterkünften an anderen Schlachthöfen wurden die Arbeitsschutzvorschriften verschärft, worauf die Personalkosten stiegen. Hinzu kamen sinkende Schlachtzahlen und steigende Energiepreise. Der Betrieb musste in den Jahren 2020 und 21 ein Defizit von je einer Mio € hinnehmen. 

Hoffnung auf einen Zweckverband mit dem Landkreis Bamberg 

Der städt. Geldsack schrumpft vor sich hin!

Insgesamt steht der stadteigene Schlachthof bei seiner Mutter Stadt Bamberg relativ hoch in der Kreide. Aus der Corona-Zeit stehen sog. Konten-Kompensationskredite in Höhe von 2,4 Mio € aus. Bei den Fleischhygienegebühren muss der Schlachthof an die Stadt fast eine Mio € zahlen. Dazu kommen jetzt die bereits genannten 400.000 € Ausfallhilfe. Grund dafür ist der nicht vorhersehbare Zahlungsausfall eines Kunden. Um die Handlungsfähigkeit aufrechtzuerhalten, erfolgte die Gewährung des Kredits, heißt es von der Stadt. In der Sondersitzung des Finanzsenats habe die große Mehrheit der Kreditgewährung zugestimmt. 

Zusätzlich zu den Krediten stehen Investitionen in Höhe von rd. fünf Mio € an. Hier erwartet man sich vom bayer. Wirtschaftsministerium Unterstützung, nachdem Minister Aiwanger eine entsprechende Prüfung zugesagt hat. Darüber hinaus wird mit den Großkunden Tönnies und Vion verhandelt. Große Hoffnungen machen sich die Schlachthofbefürworter, dass es zu einem Zweckverband mit dem Landkreis Bamberg kommen könnte. Landrat Kalb hat sich dazu bisher allerdings nicht positioniert, obgleich es in der Bauernschaft im Landkreis grummeln soll. 

Geschrieben: PM-mdw; veröffentlicht: 21.12.23; Bilder v. webzet (Titelbild ist i.d.R. Symbolfoto); Bild v. PA Bbg; WebZ

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20 Gedanken zu “Der Schlachthof in Turbulenzen

  1. Ein begrüßenswerter Anfang ist gemacht, vielen Dank Fr. Pfadenhauer und Fr. Sänger!

    Als Zeichen ihrer Solidarität sollten weitere Parteimitglieder der (noch) (Co-) Fraktionsvorsitzenden folgen! Einfach alle Ämter dort niederlegen, wo demokratisch nicht ihrem Willen entsprochen wird.

    “Kleinkariert” und “kindisch” verbieten sich als “K-Worte” selbstverständlich bei der Beschreibung solch unprofessionellen Verhaltens. “Wegweisend”, “basisdemokratisch”, “der Zweck heiligt die Mittel”, “Saturdays for Schlachthof” oder andere das passende Narrativ stützende Phrasen werden sich sicher finden lassen.

    Mir wäre nur wichtig, dass niemand der Grünen nachrückt und dass die frei gewordene Aufwandsentschädigung sinnvoll verwendet wird, z.B. zum Erhalt des Schlachthofs!

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  2. Die Frage ist doch: Will man den Schlachthof – oder nicht?
    Wenn ja, gibt es eben Dinge die eine Kommune nunmal bezuschussen muss.
    Wie das geht sieht man besonders gut bei:
    Theater – Symphoniker – Bambados – Basketball… das sind schon ml locker ca. 10 Mio €!!!
    Genau betrachtet handelt es sich dabei um Luxus und Freizeitbespaßung.
    Den Schlachthof hingegen sollte man eigentlich als Daseinsvorsorge behandeln. Wir wären gut beraten den Schlachthof zu halten wenn man so in die Zukunft schaut…
    An den ganzen Rathausverlagerungen und Rathausumzügen und Rathaussanierungen – nur mal Beispielhaft – sieht man doch dass Geld da ist. Eben alles eine Frage der Prioritäten.

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    1. So sollte es sein. Aber man merkt mehr und mehr dass es nicht gewollt ist.
      Man will auf biegen und brechen das Gelände, auf dem der Schlachthof steht.
      1.) zum “entwickeln”? – für ein alternativ/grünes/Wohn/Kleingewerbe/
      Wokes Mischgebiet für unsere zugezogenen.
      2.) Man WILL UM JEDEN PREIS die Gerüche aus dem Stadtteil loshaben, und somit den Seilerei Anwohnern Honig ums Maul schmieren. Mehr ist es nicht.
      Und wenn die Anwohner und die grünen zur Abwechslung mal ehrlich wären, würden sie e zugeben.
      Und sowas kotzt einen mittlerweile nur noch an.

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  3. “Kredite” in Höhe von 400 TEUR. Da lache ich grad raus. Das sind in Wahrheit Zuschüsse. Oder erwartet irgendjemand, irgendwann mal die Rückzahlung dieses Kredites? Lächerlich. aber als Kredit lässt sich das Drama besser verkaufen als als “freiwillige Leistung”, gell?

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  4. Der Kompetenzverlust im Aufsichtsrat durch den Rücktritt der beiden Damen ist zu verkraften.
    Beide saugen beruflich Ihren Honig aus der Sozialindustrie, wie die meisten “sogenannten” Grünen.
    Seitens der Stadt Bamberg wurden halt in guten Zeiten die erzielten Gewinne gerne mitgenommen. Sie fehlten dann für zukunftsträchtige Investionen.
    Spätesten nach der Europawahl werden allen politischen Spinnern der letzten 30 Jahre eh die Augen aufgehen. Wer Politik nur am Bürger vorbei macht, zur Befriedigung seiner persönlichen und ideologischen Bedürfnisse, muss sich nicht wundern, wenn sich die Leute verzweifelt Alternativen suchen. Sie haben einfach die Schnauze voll.

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  5. Jeder weiss doch, worauf diese (im wahrsten Sinne des Wortes) grüne Spinnerei und Gängelei in Wahrheit abzielt:
    Schlachthof schlecht machen, Schlachthof schließen. Neubau auf grüner Wiese anstreben, man hat aber keine geeigneten Flächen. ——> Muna kaufen, Bürger belügen & betrügen, Schlachthof auf der Muna neu bauen. ——-> Verkehr und Gestank schön nach Bamberg Ost abschieben und neuen hippen, Wolken grünen Stadtteil Lichtenhaidestr. entwickeln.
    Um was anderes geht’s doch gar nicht.
    Seid doch wenigstens ehrlich!
    Und weil jetzt nicht alles so läuft wie gewünscht, macht grün jetzt einen auf beleidigte Leberwurst (ironie beim Schlachthofthema??)
    ABER DAS WIRD NICHTS, LIEBE GENOSSINNEN UND GENOSSEN, da fahre ich euch in die Parade, da könnt ihr Gift drauf nehmen! Und wenn ich eine Bürgerinitiative gründen, und einen Bürgerentscheid heraubeschwören muss.
    Euch helf’ ich.

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      1. Die typischen Antworten halt:
        “steigen sie als Investor mit ein”
        “kaufen und bauen sie doch selbst”….
        ?????
        Ermüdend und langweilig. Ist halt nicht meine Aufgabe!
        Die Stadt hingegen hat die Aufgabe, im Sinne ihrer Bürger zu handeln, nur das und nichts anderes. Und zwar ALLER Bürger. Nicht nur nach den hippen Neusiedlungsbewohnern, denen ein Furz im Bauch querhängt, und nicht nur nach den Stadtoberen mit Scheuklappen und $-Zeichen in den Augen.
        ALLE Bürger. WIR sind der Chef!
        Nicht diese Pseudo “Macher” von Bamberg, die nichts gebacken bekommen.
        In unserem Sinne haben sie zu handeln.

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        1. @Webzet sorry für den Kommentar, das ist der letzte.

          @Eulenspiegel:
          Sie sagen es! Die Stadt hat die Aufgabe übernommen und soll jetzt im Sinne der Bürger handeln. Jetzt ist der Schlachthof aber eine freiwillige Aufgabe und keine Pflichtaufgabe der Stadt. Und hier sollte man definitiv im Sinne der Bürger handeln und in eine freiwillige Aufagbe nicht unnötig viel Geld reinblasen, wenn der Karren auf absehbare Zeit sowieso gegen die Wand gefahren wird.

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      2. Wie wäre es denn mit Ihnen als Investor für die Kimawende, aber ohne EEG – Umlagen, Förderprogramme und sonstige Förds, die nur dem kleinen Mann das Geld aus der Tasche ziehen und zogen.
        Bereits 1994 habe ich mir aus eigenen Mitteln, ohne staatliche Zuschüsse eine Solarthermieanlage angeschafft. Nur der Umwelt zu Liebe, denn bei Ölpreisen von ca. 0,35 DM war es ökonomisch ein Drauflegegeschäft.
        Und heute jammert mir diese letzte Generation die Ohren voll. Wird FFF eigentlich schon vom Verfassungsschutz beobachtet? Ihr seid nicht die Letzten, sonder die Allerletzten. Mir bleibt nur noch Verachtung und “Politiker” ist für mich das Schimpfwort des Jahres.

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    1. Jawoll, bin ich dabei!
      Hab mir, um ein Zeichen zu setzen, sogar einen guten Fleischwolf mit über 880W Leistungsaufnahme zu Weihnachten geschenkt. 😉

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  6. Es ist langweilig, bei diesem Thema immer wieder den Kulturkampf auszurufen, den wir alle schon zu Genüge kennen. Gähn. Eine nüchterne Betrachtung der Sachlage hilft. Der Michel, der sowieso anti-grün, anti-vegan, anti Generation Z und anti was weiß ich was alles ist, ißt selbst nicht mehr wirklich Fleisch. Das ganze zusammengepresste Zeug, das er konsumiert, mit langer Zutatenliste ausgestattet und mit herrlichen Zusatzstoffen angereichert, die u.a. gerne auf -ose enden, kann man wahrlich nicht als Fleisch bezeichnen, als Lebensmittel schon gar nicht. Mit Verlaub, im Vergleich dazu ist er mit Tofu und Linsen wahrlich besser bedient.

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    1. …nur zu, essen Sie so viel Tofu wie Sie möchten. Jeder Gastroenterologe freut sich…

      Und es freut auch die Reeder, die die Rohstoffe von und nach Südamerika bringen, die Düngemittelhersteller, die Bauern in der Mato Grosso und zu guter letzt auch den Motorsägen-Mann in Buenos Aires (cooler Typus übrigens, so einen wünsche ich mir auch mal bei uns und keinen Kinderbuchtautor, egal ob er was kann oder nicht).

      Hauptsache der Grüne beweist Moral. Moralisch erkenne ich aber an in dem Sinne an, daß der Grüne auf die Entschädigung für den Aufsichtsratsposten freiwillig verzichtet….((von dem er keinen Sachverstand hat)).

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      1. Andere Kontinente freuen sich vor allem darüber (oder auch nicht), dass der Löwenanteil der Sojaernten als Futtermittel draufgeht, also für die Fleisch- und Milchproduktion (!). Der direkte Konsum durch den Menschen macht nur einen kleinen Teil aus.

        Wenn Sie den Janvier sexy finden, ziehen Sie doch dorthin.

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  7. * Der Schlachthof in Turbulenzen *
    warum ? bloss weil 2 grüne aus dem aufsichtsrat nen schlanken fuss gemacht haben, die 2 sind sicherlich kein verlust, einfach verschmerzbar

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    1. Nee, wegen der hohen Verluste und der noch höheren anstehenden Investitionskosten. Der Schlachthof ist eine Krematorium für Geldscheine. Die zwei Damen ziehen die folgerichtigen Konsquenzen. Der Rest ballert weiter schön Steuergelder in diesen Betrieb. Ohne Sinn und Verstand.

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  8. Warum haben sich denn überhaupt Stadträte unserer Grünlinge als Aufsichtsratsmitglieder im Schlachthof aufstellen lassen?
    Diese wollen dort doch nur in ihrem grünen Veggiewahn den größtmöglichen Schaden (Keine Nahversorgung Bambergs mit Frischfleisch, kein Tier wohl mit kurzen Wegen, Verlust von Arbeitsplätzen, …) anrichten. So ist für Frau Stadtrat Pfadenhauer Klimaschutz und Fahrradstadt das wichtigste und für Frau Stadtrat Sänger die AEO als Ombudsmann.
    Nein, wir Bamberger brauchen diesen Schlachthof zur Regionalversorgung und die Bauern im Umland brauchen ihn ebenfalls zur Verwertung ihrer Tiere, mit kurzen Wegen.

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  9. Ob das Ding derzeit noch zu retten ist ist wirklich fragwürdig. Jetzt werden wieder 400.000 € reingeblasen. Die könnte man defintiv sinnvoller anlegen (z. B. Stadtwerke/ÖPNV, Schlaglöcher & Co). Ich denke eine Schließung lässt sich nicht vermeiden. Auch der Landkreis wird das Ding nicht retten.

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