6. Oktober 2024

Geht eine Tradition zu Ende?

Mit der traditionellen Fronleichnamsprozession in Bamberg ist es nicht mehr so. Es stellt sich die Frage, ob der städtische Bamberg Service die beiden Innenstadt-Altäre in Zukunft noch aufstellen darf?

Wettbewerbsrechtlich bedenkliche Situation für den Bamberg Service

Am Prozessionstag sorgte Regenwetter für Trübnis. Der Umgang musste im Dom stattfinden. Das passiert immer wieder mal. Einmalig für Bambergs Geschichte dürfte aber der Rückzug des städt. Bamberg Service (BS) sein, in Zukunft die beiden (temporären) Innenstadt-Altäre der Prozession nicht mehr aufstellen zu können. Der Grund sei, dass sich der BS „wettbewerbsrechtlich“ in eine bedenkliche Situation bringe, wenn er sich nach der Eingliederung der Zuständigkeiten für die städtischen Grünanlagen weiterhin um die Dekorationen der Altäre kümmere. Stadtsprecher Sebastian Martin erklärt dazu: Bei der Fronleichnamsprozession sei das Erzbistum Bamberg der Veranstalter, also ein externer Dritter. Folglich bringe sich der BS in eine Wettbewerbssituation mit Gärtnereien und Schreinereien, welche dieselbe Leistung marktwirtschaftlich erbringen können. 

Die Träger müssen die schweren Statuen auch mal absetzen.

Die beiden Altäre in der Markusstraße und am Rathaus  für die Fronleichnamsprozession müssten also zukünftig durch Akteure des freien Marktes errichtet werden.

Die Entscheidung des städt. Unternehmens BS sorgte für Überraschung und Unmut. In Bamberg wird das Hochfest Fronleichnam der katholischen Kirche immerhin schon seit dem 14. Jahrhundert gefeiert.  Seit 1822 zieht alljährlich ein prachtvoller Zug mit dem Allerheiligsten und anderen Insignien vom Dom aus durch die Bamberger Altstadt. Begleitet von Einheimischen und zahlreichen Touristen. 

CSU-Stadtratsfraktion hat sich umgehend gemeldet

Jetzt soll/will sich die Stadt von einer traditionellen Aufgabe zurückziehen. Diese Ankündigung sorgte bei vielen Bürger/innen für Überraschung, aber auch bei etlichen Stadtratsmitgliedern. Schriftlich meldete sich umgehend die CSU-Stadtratsfraktion. Sie beantragte, dass “die Stadt Bamberg die große Fronleichnamsprozession wie bisher fördert, insbesondere durch das Schmücken des Altars vor dem Rathaus Maxplatz. Für die Fraktion stellt die Fronleichnamsprozession in der Stadt Bamberg “ein gesellschaftliches Großereignis dar, das viele Menschen friedlich vereint. Gerade in diesen unruhigen politischen Zeiten sollte ein derart positives Zusammenkommen ohne kommerziellen Hintergrund unseres Erachtens gefördert werden, namentlich Zusammenhalt und Brauchtum, unabhängig von der religiösen Gesinnung. Dabei verkörpert das Ereignis aber auch althergebrachte wichtige christliche Werte.” 

Mittlerweile haben sich auch andere Stadtratsmitglieder ähnlich geäußert.

Oberbürgermeister Andreas Starke ließ verlauten, dass er zu beschwichtigen versuche. Er kündigte an,  das Gespräch mit dem Erzbistum zu suchen, “mit dem Ziel, den Blumenschmuck für den Altar auf dem Maxplatz auch in Zukunft sicherzustellen.“

Geschrieben: -mdw; veröffentlicht: 7.06.24; Bilder v. webzet (Titelbild ist i.d.R. Symbolfoto); BildNw: WebZ

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4 Gedanken zu “Geht eine Tradition zu Ende?

  1. also wirklich beeindruckend, darauf muss man erst mal kommen, die stadt macht also den örtlichen gärtnereien konkurrenz, wirklich beeindruckend. allmählich wird mir klar, womit so mancher in der stadtverwaltung seinen tag rum bringt.

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  2. Zuerst möchte ich mal wissen, ob das Schmücken der Altäre durch die Eingliederung des Garten- und Friedhofamtes zur Aufgabe von BS wurde.
    Ansonsten wundert es mich schon, daß unter Führung eines stadtbekannten religiösen Eiferers so eine Entscheidung möglich ist. Deutet sich da eine Götterdämmerung an?
    Ansonsten entwickelt sich BonzenService unter den derzeitigen Führungspersonen ebenfalls zu einer Gelddruckmaschine für den leeren Stadtsäckel. Die Stadtwerke, mit ihrem höhensonnengegerbten Frontmann, lassen schön grüßen.
    Unter Service verstehen diese Leute, dem Bürger möglichst viel Geld aus der Tasche zu ziehen ohne daß er es merkt.
    Ansonsten kann man Sie nur für ZZZ gebrauchen.
    Das Wort Service hat in seiner ursprünglichen Bedeutung was mit “dienen” zu tun. Also dem Bürger dienen, nicht dem eigenen Geldbeutel.
    Leider ist das Wort Service in anderer Deutung auch mit dem Begriff “Sklaverei” negativ besetzt. Diese Umsetzung kann man den Belegschaften allerdings nicht wünschen.

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  3. “bringe sich der BS in eine Wettbewerbssituation mit Gärtnereien und Schreinereien, welche dieselbe Leistung marktwirtschaftlich erbringen können. ”
    Ja, wollen die denn diese Leistung erbringen? Was für ein Irrsinn ist denn das nun wieder? Vielleicht sollte man den Aufbau der Altäre gleich europaweit ausschreiben? Wer hat so viel Zeit, dass er sich zwischen dem Spitzen zweier Bleistifte so einen Schmarrn überlegen kann?

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  4. Die Order, daß der BS die beiden Altäre nicht mehr aufstellen darf, kommt ja sicher von einer höheren Stadtstelle (Felix, Starke, …?)!
    Aber das hat ja mittlerweile in Bamberg alles schon Tradition, Abschaffung des Plärrers, Auflösung innerstädtischer Parkplätze zum Leidwesen der Bamberger Geschäftswelt, Schließung des Schlachthofes, …, und nun auch noch kein Altaraufbau zu Fronleichnam mehr, den mangels Kapazität keiner unsere ansässigen Gärtner, da sie schon die Figuren ehrenamtlich schmücken, mehr leisten kann!
    Das scheint ganz im Sinne des aktuellen Bambergs zu sein, die Stadt nur noch für Touristen (incl. Sandmanns Lärmevents) zu öffnen. Aber alles andere muß weg, denn der einheimische Bamberger stört dabei nur!

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