Kompromiss für die Friedrichstraße?

Die Friedrichstraße steht heute im Mobilitätssenat zum wiederholten Mal auf der Tagesordnung . Die Verwaltung empfiehlt, eine modifizierte Variante 4A zur Grundlage des weiteren Vorgehens zu machen. 

Kostensteigerung durch höheren baulichen Aufwand bei Variante 6

In einer “abschließende Bewertung der Varianten” begründet die Stadtverwaltung ihre neue Position. Da heißt es:Die Analyse des Verkehrsmodells zur Var. 6 hat größere Verkehrsverlagerungseffekte in das umliegende Straßennetz aufgezeigt. Damit gibt es eine Zunahme des Verkehrs in die Ottostraße sowie die Amalienstraße des Haingebietes. Darüber hinaus zeigt das Modell auch eine höhere Zunahme des Verkehrs in die Franz-Ludwig-Straße. Um die Erhöhung des Verkehrsaufkommens zu verhindern und den Durchgangsverkehr niedrig zu halten, sind begleitende Maßnahmen notwendig. Darunter fallen die Einführung von Anliegerstraßen sowie verkehrsberuhigende Maßnahmen, die u. a. baulich geschaffen werden müssen. Die Umkehrung der Einbahnstraßenrichtung im Heinrichsdamm hat zusätzliche Maßnahmen an den Knotenpunkten zur Folge. Dies resultiert in einer Kostensteigerung und einem höheren baulichen Aufwand im Umfeld der Friedrichstraße.

In Anbetracht des höheren Maßnahmenaufwandes … bei gleichzeitig sehr engem zeitlichen Korsett von Vergabe, Planung und Ausführung der … Ertüchtigung der Friedrichstraße, wurden verkehrstechnische Optimierungsmöglichkeiten der Var. 4 untersucht. Diese optimierte Variante wird in Folge als Var. 4A bezeichnet. Dazu heißt es:  “Anstelle der Lieferzonen wurden in Variante 4A die Breite eines Kfz-Stellplatzes von 2,00 m berücksichtigt… Laden und Liefern ist auf den Kfz-Stellplätzen sowie auf den im Umfeld geplanten Lade- und Lieferzonen weiterhin möglich.

Var. 4A weist weniger Verkehrsverlagerungseffekte auf, als Variante 6.

Des Weiteren weist die Var. 4A weniger Verkehrsverlagerungseffekte auf, als Var. 6. Verkehr aus Richtung Kaulberg, Hainstraße und Schützenstraße kann weiterhin über den Schönleinsplatz in die Friedrichstraße und somit in Richtung Fernverkehr einfahren.

Eine Erhöhung des Verkehrsaufkommens in das Haingebiet wird vermieden.

Für die Stadtgesellschaft ist es wichtig, die Verkehrsinfrastruktur in der Weise anzulegen, dass diese für Dekaden flexibel anpassbar bleibt. … Ein weiterer Vorteil ist die Beibehaltung der klassischen Sichtachse in der Friedrichstraße durch beidseits angelegte Bäume.”

Im Zuge der Diskussion über die vorgeschlagenen Varianten gab es noch mehrere Veröffentlichungen aus der Stadtgesellschaft. Unter anderem hält der Verkehrsclub Deutschland (VCD) Oberbürgermeister Starke einen “befremdlichen Rückzug auf die Var. 4 vor, entgegen allen gemeinwohlorientierten Sachargumenten und entgegen einem überdeutlichen Öffentlichkeitswunsch für die Var. 6. 

Als gewichtig ist festzuhalten, dass der Antrag der beiden  BuB-Stadträte Daniela Reinfelder und Klaus Stieringer (vgl. WebZ-Bericht v. 12.11.23) nicht beantwortet ist. Es heißt: “Wir beantragen eine detaillierte Aufschlüsselung der voraussichtlichen Kosten der Alternativen 4 und 6. Es ist für uns von besonderem Interesse zu erfahren, ob diese Kosten in einem angemessenen Verhältnis zu den zu erwartenden Wirkungen stehen.” 

Kann ohne Beantwortung dieser Fragen eine abschließende Entscheidung getroffen werden?

Geschrieben: -mdw; veröffentlicht: 14.11.23; Bilder v. webzet (Titelbild ist i.d.R. Symbolfoto); BildNw: Stadt Bbg

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9 Gedanken zu “Kompromiss für die Friedrichstraße?

  1. Ein Armutszeugnis an Entscheidung. Entgegen jeglicher Vernunft den schlecht gemachten, aus der Politik der 50er Jahre stammenden Status Quo mit minimalen Anpassungen “gerettet”, so dass alle, die Angst vor Veränderungen und einem Neustart haben wieder in Ruhe sinnlos mit dem Auto in die Stadt fahren können. Ich dachte mal, Bamberg könnte Zukunft. Altes gibt’s ja genug (und dabei Schönes). Aber offenbar auch in den Köpfen (und dabei Hässliches). Zukunftsgewandt ist was anderes. Ein weiterer Sargnagel auf dem Weg zur unbelebbaren Stadt. Wie schön wäre es, wenn nicht immer nur “Nach mir die Sintflut und für mich so bequem wie möglich” die Politik leiten würde.

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    1. Das ist schon ein Hammer: damit viele “wieder in Ruhe sinnlos mit dem Auto in die Stadt fahren können”. Das mag sogar für einige Autofahrer gelten. Aber die allermeisten fahren nicht “sinnlos mit dem Auto in die Stadt”. Solche Aussagen sagen viel über den Schreiber bezw. Schreiberin aus.

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  2. zu Bamberger: Wenn es um solche Abstimmungen geht, können die Verbündeten der Grünen bekanntlich gut mobilisieren. (Wie kommen sie eigentlich darauf, daß es 2/3 der befragten Anwohner und Unternehmen sind?) Der OB schützt hier die Bürger die sich nicht so effizient wehren können, entweder weil sie viel Zeit am Arbeitsplatz verbringen oder das Internet nicht so gut beherrschen.

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  3. Was will man erwarten von Stadtratsmitgliedern, die meinen Fahrradhelme helfen gegen Dooring. Die 30cm mehr Platz auf dem Gehweg soll jetzt als “Kompromiss” herhalten. Laut Vorlage wird das Risiko von Dooring vermindert, weil ja 75cm Platz sein müssten zwischen Parkplätzen und Radweg. Natürlich parken alle Autos maximal eng an der Fahrbahn. Natürlich! Wer sowas verzapft war noch nie mit dem Rad in dieser Stadt unterwegs.

    2/3 der befragten Anwohner und Unternehmen sprechen sich für Variante 6 aus. Gerade mal 7% für Variante 4. Gratulation zu dieser Glanzleistung an Bürgerbeteiligung. Spart euch das Geld nächstes Mal einfach. Ist wenigstens ehrlicher.

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    1. Wie oft denn noch? Radfahrer gehören auf die Straße und weit genug vom stehenden Verkehr, Fußgängern und Einmündungen entfernt. Wenn dank Motor inzwischen jeder Senior schon die 25 km/h erreicht, bei denen ein Autotür potenziell tödlich wirkt, muss die Möglichkeit her, außerhalb der Reichweite dieser Türen zu fahren. Direkt von hinten fährt kaum einer auf einen Radfahrer auf, die Gefahr lauert so gut wie immer seitlich, darum muss der Radler mitten rein und weg von Einmündungen, Fußgängern und Autotüren. Der durch den Wegfall der gefährlichen Radwege gewonnne Platz kann z.B. zum sicheren Überholen genutzt werden. Und nein, keine roten Todeststreifen oder manisch-gelben Linien aufmalen, sondern die Leute einfach fahren lassen! Ein Mittelstreifen, mehr braucht es nicht!
      Gut, es braucht aber auch a weng Verkehrserziehung und Ermutigung für Radfahrer, sich den Raum einfach zu nehmen und nicht auf die trügerische Scheinsicherheit des Fahrbahnrandes oder Radwegs zu vertrauen.

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      1. Klar und dann wird der Radfahrer der 25kmh fährt (und damit in der 30kmh Zone vieeeeel zu langsam ist) mit irrwitzigen Überholmanövern und viel zu wenig Seitenabstand überholt. Kann man täglich wunderbar am Kaulberg beobachten. 50m vor der Kurve bei den Karmeliten. Ohne auch nur den Hauch einer Chance möglichem Gegenverkehr auszuweichen. Teilweise sogar von Busen wird man dort überholt. Sorry, aber so lange Autofahrer so unterwegs sind, fahre ich lieber auf dem Radweg.

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        1. Da ich aus dem Verkehrssektor komme kann ich dem Bergradfahrer nur zustimmen.
          Es hat alles nur mit Verkehrserziehung zu tun und dem typischen “ICHICHICH”!

          Die allermeisten Autofahrer die erst den Radler zu eng überholen, um diesen dann gleich zu schneiden, wenn er drauf folgend rechts abbiegt, sind die selben Radfahrer die dann bei Rot über die Ampel fahren und sich aber als Autofahrer wiederum darüber aufregen.

          Selbige Personen verhalten sich auch als Fülußgänger nicht anders.

          Kurzfassung: Depp bleibt Depp, egal mit was er unterwegs ist. Das sollte langsam mal in die meisten Köpfe reingehen.

          Wer es nicht glaubt sollte sich mal fragen, warum sein Arbeitskollege sein Kollege und nicht sein Partner ist 😉 (Vielleicht hilft das besser zu verstehen.)

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      2. Die dafür nötige Ermutigung der Menschen ist nicht so leicht zu realisieren. Im Verkehr mittig mitfließen macht in der Theorie natürlich am meisten Sinn, aber in der Praxis fällt die Ängstlichkeit vieler Menschen dann doch auf. Die meisten trauen sich gar nicht erst, und diejenigen, die das dann doch tun, haben oft nicht das nötige Selbstbewusstsein mit der Folge, dass sie sich im fließenden Verkehr immer mehr an den Rand drängen lassen und dadurch wiederum die Möglichkeit waghalsiger Überholmanöver seitens PKWs ermöglichen, die letztere teils dankend annehmen.

        Das ist nicht realistisch. Die Leute sind zu ängstlich bzw. pkw-verweichlicht.

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        1. Man muss es halt einmal machen, dann verschwindet die Angst von alleine.
          Latürnich ist inzwischen der “safe space”-Kult allgegenwärtig. Alles und jeder beansprucht einen “safe space”, so als bestünde tatsächlich eine ernsthafte Gefahr. Dabei fehlt dafür jede Evidenz. Es ist inzwischen ein Kult geworden, der sich ausbreitet. Genauso wie Ängste generell die Eigenschaft haben zu generalisieren, tut es auch das damit verbundene und die Ängste aufrecht erhaltende Sicherheitsverhalten. Und wer was dagegen sagt, wird angegriffen. Auch das ist ein Verteidigungsmechanismus der Angst an sich.
          Und was einzig gegen Angst hilft, ist sich ihr stellen. Oder Tavor. 😉

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