Redakteure des “Fränkischen Tags” vermisst

Von autoritären Staaten oder gar Diktaturen kennt man das: Plötzlich sind Journalisten verschwunden… Und niemand weiß, wohin. Aber in Deutschland? Und noch dazu im beschaulichen Bamberg?

Treuer Leser gibt Suchanzeige auf

Es ist tatsächlich passiert. Einer der treuesten Leser des FT gab nun sogar eine Suchanzeige auf (> Foto l.). Gedruckt wurde sie vermutlich nur, weil die Anzeigenabteilung nicht gemerkt hat, dass damit nur Anette Schreiber von der Lokalredaktion, Chefreporter Michael Wehner und Fotograf Ronald Rinklef gemeint sein konnten. Den FT-Leserinnen und Lesern in Bamberg seit Jahrzehnten wohlbekannt.

Vergleicht man das FT-Impressum vor und nach dem Jahreswechsel, dann fällt auf, dass diese Drei offenbar nur die Spitze des Eisbergs sind. Ausgedünnt präsentiert sich im Übrigen nicht nur die Bamberger Lokalredaktion, sondern auch andere. Was ist passiert? Gerüchte munkeln von einem journalistischen Strategiewechsel der Mediengruppe Oberfranken, einhergehend mit einem Umbau der Redaktionen, von unternehmerischen Ausgliederungen, Neugründungen und von den Beschäftigten verlangten Betriebsübergänge. (Alles nachvollziehbar in den FT-Berichten zum Ausscheiden des ehem. FT-Oberchefs Walter Schweinsberg und der Vorstellung der neuen CEO der Mediengruppe Oberfranken, Eva-Maria Bauch).

Wer nicht mitzog, soll aufs Abstellgleis geschoben worden sein – kritische Betriebsräte wie journalistische Aushängeschilde.

Der FT hat manchen (politischen) Missstand aufgedeckt

Die Hintergründe erfahren die Leserinnen und Leser der Zeitungen der Mediengruppe Oberfranken leider nicht. Eine Berichterstattung von anderen Medien über die merkwürdigen Vorgänge gab es auch nicht. Die WebZBlog kam nur sehr mühselig an Informationen.

Über zwei Wochen sind nun vergangen, seitdem der Kahlschlag und journalistischer Kompetenzverlust im Impressum sichtbar geworden sind. So mancher Kommunalpolitiker scheint nicht unglücklich darüber zu sein, dass die Anrufe von kritischen Redakteuren seit dem Jahreswechsel weniger geworden sind. Und dass der FT manchen (politischen) Missstand aufgedeckt hat. 

Den Bürgerinnen und Bürgern, Wählern und Wählerinnen sollte es aber nicht egal sein.

Hat eine Auszeichnung für guten Journalismus geschadet?

Vor dem Hintergrund der am vergangenen Wochenende in Bamberg stattgefundenen Demonstration gegen Rechtsextremismus, AfD und andere, sollte man auch bedenken, dass die pluralistische Demokratie nicht nur durch extremistische Kräfte bedroht wird. Sie ist auch in Gefahr, wenn auf lokaler Ebene kein unabhängiger Journalismus mehr existiert, der über Missstände berichtet und die Wächterfunktion ausübt, die sich Verleger gerne ans Revers heften, wenn ihre Leute und Zeitung dafür ausgezeichnet werden. Wer kann sich noch erinnern, wie stolz der FT berichtete, als u.a. Michael Wehner mit dem Wächterpreis der Stiftung „Freiheit der Presse“ ausgezeichnet wurde?  Hat diese Anerkennung ihm mehr geschadet als ausgezeichnet. 

Der Öffentlichkeit sollte es daher nicht egal sein, was beim FT und in den anderen Zeitungen der MGO passiert. Sollte man sich nicht auch wehren?

Unabhängig davon: Wertschätzung von Mitarbeitenden sieht deutlich anders aus.

Geschrieben: -mdw; veröffentlicht: 23.01.24; Bilder v. webzet (Titelbild ist i.d.R. Symbolfoto); BildNw: B

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13 Gedanken zu “Redakteure des “Fränkischen Tags” vermisst

  1. Das einzig Gute an diesem „Rammadamma“ ist, daß diese(r)unsägliche Lo?Jo? Görz nicht mehr da ist und jetzt bei T-online sein Unwesen treibt!

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  2. nun ich hab mir mal das impressum angesehen, da steht ja niemand mehr drauf ! wer erstellt nun die artikel in der zeitung sofern es überhaupt noch welche gibt, oder glaubt man dort mit der bewerbung irgendwelcher döner-buden sei es gatan.

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  3. Die stilistische Feder von Schreiber und Wehner war doch sehr begrenzt und … (geändert v. WebZ). Hat mich immer von einem Abo abgehalten. Da kaum anzunehmen ist, dass sich der FT mit Edelfedern verstärkt und sich das Geschreibsel verbessert, wird der FT irgendwann auf der Strecke bleiben. Dabei könnte man in einer Stadt wie Bamberg auch mit wenigen Mitteln guten Lokaljournalismus bieten.

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  4. Der fT in seiner gedruckten Form wird mit seinen Abonnenten versterben, ob die Online-Version dauerhaft bestehen kann, ist anzuzweifeln – schade darum wäre es nicht!
    Die gesammte Presse – und ganz besonders auch der fT – haben ganz viel ihrer Glaubwürdigkeit u.a. durch die Corona-Zeit unwiderbringlich verloren!
    Was den Umgang mit den ehemaligen Redakteuren betrifft (wenn das so ist wie geschildert): einfach nur schäbig!
    Aber warum soll es den Schreiberlingen anders ergehen, als den normalen Arbeitnehmern!!

    Vor Jahren erschien ein damals kontrovers diskutiertes Buch – D… schafft sich ab!
    Wir sind da inzwischen massiv vorangekommen – und die Schritte werden immer größer!

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    1. Nicht nur dass die Abonnenten sterben, es lohnt sich generell nicht mehr den FT zu kaufen, weil das eigentliche Alleinstellungsmerkmal der lokalen Berichterstattung, vielleicht sogar in interessanter Form, nur noch einen minimalen Teil einnimmt. Der Rest ist Copy&Paste aus dem Mainstream-Feed der Nachrtichtenagenturen übernommen.

      Die paar Krümelchen an lokalen Nachrichten sind den Kaufpreis nicht mehr wert. Aber lokale Berichterstattung bedeutet halt Laufarbeit, das kostet Personal, das man sich lieber spart. Es passiert aber auch weniger, weniger Aktivitäten in Vereinen usw., man hat das Land offensichtlich runtergefahren, so dass die Eröffnung einer Dönerbude plötzlich Schlagzeilenniveau erreicht. Für diese Information zahle ich keinen Cent.

      Im Prinzip ist die Schreibergilde aber auch selbst mit Schuld. Durch das Einstimmen in den immer gleichen Mainstream-Kanon haben sie sich selbst überflüssig gemacht. Kein Profil mehr, alle schreiben das gleiche. Man hat aufgehört zu “schreiben was ist” (Augstein), sondern schreibt was für moralisch richtig gehalten wird. Man will auf Linie bringen, den Menschen sagen, was gut und was schlecht ist. Haltungsjournalismus ist der letzte Sargnagel im schwieriger werdenden Geschäft gewesen. Und dagegen hätte sich jeder selbst entscheiden können. Haben andere in anderen Berufen auch getan. Darum, wenig Mitgefühl.

      Das generelle Versagen des deutschen Journalistentums in Corona- und jetzt auch in Ampelzeiten wird irgendwann noch von Historikern analysiert werden, wenn dessen Niedergang aufgearbeitet wird.

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  5. Rein persönlich. Seit 50 Jahren lese ich den FT mehr oder weniger interessiert. Über Michael Wehner habe ich mich in meiner aktiven Zeit als Stadtrat immer wieder geärgert, aber nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich seine Schreibkunst und seinen Mut bewundere – ich habe ihn als hervorragenden Journalisten empfunden. Ein solcher Mann hat einen besseren, ehrenvollen Abgang verdient.

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  6. Ist doch eh alles linksgrün durchsetzt. Manch Kommentator hier wird vermutlich keine Träne vergießen.

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  7. Den Online-Auftritt vom FT, also über das Portal “infranken”, nutze ich wenn überhaupt nur mit allen möglichen AdBlockern. In meinem Surfverhalten ist Portal das übelst mit aller möglichen Trackern und mehr zugekleistert, mehr als alles andere bisher und übertrieben. Ich nutze konsequent nur noch den Brave-Browser und empfehle ihn ausdrücklich, auch weil man damit verlässlich auf YT die Werbung fernhalten kann. Klappt gut, probierts aus. Der Informationsgehalt des FT ist aber dennoch gleich Null und die Printausgabe reicht nicht einmal für einen ausgedehnten Stuhlgang.

    Die Kolumnen von der Schreibera hab ich aber immer mal gern gelesen. Insofern ist es aber auch ein Unding, das Meister Herrnleben, seine Beiträge nur im FT bzw. hinter der Paywall anpreist.

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  8. Dem Ft geht es doch mittlerweile nicht mehr um den guten alten Journalismus. Der Hauptzweck ist, mit so geringem Aufwand (Redaktion) wie möglich, den meisten Umsatz zu machen.
    Der Hauptumsatz ist bei solchen Verlagen ist auch nicht die einzelne verkaufte oder abonnierte Zeitung (Print), sondern liegt mittlerweile nur noch im Online-Bereich mit verkauften Klicks und für jeden User innerhalb Millisekunden individuell versteigerte Anzeigen.
    Solche Verlagsseiten kann man nur mit einem gleichzeitigen aktiven Einsatz mehrerer Werbe- und Skriptblocker ausbremsen. Hat man diese alle bei sich aktiv, und sieht mal auf einem ungeschützten Browser, wie Werbeüberfrachtet alle Seiten sind, graust es einem!

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