Das ETA-Hoffmann-Theater hat sein Jahresbudget 2023 deutlich überzogen. Nach dem Finanzsenat wurde jetzt im Kultursenat berichtet. Theater-Intendantin Broll-Pape greift die Stadt an.
Stadt Bamberg hat das Theater im Jahr 2023 mit 3,45 Mio € bezuschusst
Nicht “verbrannte Erde” hinterlassen wollte der Stadtrat in der Debatte über die Gesamt-Budgetüberschreitung 2023 des ETA-Hoffmann-Theaters um 344.670,05 € Im Finanzsenat am 23.4.24 hatten die Redner eine bessere Information und detaillierte Zahlen verlangt. Das ist in der Sitzung des Kultursenats am 2.5.24 geschehen. Intendantin Broll-Pape berichtete den Senatsmitgliedern, was sie selbst als »sehr unangenehmen Jahresabschluss« bezeichnete.
So wie die Entwicklung der Kosten auch in anderen Bereichen eigentlich immer nur nach oben zeigt, weisen auch die Finanzen des Stadttheaters zunehmend eine negative Bilanz auf. So hat die Stadt Bamberg das Theater im Jahr 2023 mit 3,45 Mio € bezuschusst. An weiteren Zuschüssen erhielt das Haus 2023 noch 1,53 Mio €, davon 1,3 Mio € vom Freistaat Bayern. Gelder erhält das Theater naturgemäß auch durch den Verkauf von Tickets und aus der Vermietung von Räumen.
Die Gesamtausgaben des Theaters beliefen sich 2023 auf 5,95 Mio €. Unter dem Strich ist so ein Defizit von gut 344.000 € zu verzeichnen.
Intendantin Broll-Pape rechtfertigte dieses Defizit maßgeblich mit Tarifsteigerungen für 83 Personen, die im Theaterbetrieb arbeiten. Im Ergebnis standen dem städt. Zuschuss von 3,45 Mio € plötzlich 4,17 Mio € Personalkosten gegenüber. Diese Kluft sei laut Broll-Pape viel zu groß, um im Rahmen des Theaterbudgets ausgeglichen zu werden. Konkret seien die Personalkosten im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um rund 250.000 € gestiegen. Weitere 100.000 € seien in der Hauptsache auf inflationsbedingt gestiegene Kosten für Energie, Unterhalt des Hauses und Material für Bühnenbilder zurückzuführen. Zusammen rd. 350.000 €.
Höhere Eintrittspreise und höherer Stadtzuschuss?
Broll-Pape macht die Stadt Bamberg für die Finanzprobleme des Theater verantwortlich. Die Stadt müsse die Lasten außergewöhnlich hoher Tarifsteigerungen tragen. Es sei zu erwarten gewesen, dass es irgendwann zum Knall kommen wird. Broll-Pape nahm für sich in Anspruch, mehrmals in ihren Budgetberichten auf das drohende Defizit hingewiesen zu haben. Offenbar habe niemand ihre Warnungen ernst genommen.
Die Intendantin kündigte an, dass die Eintrittspreise in der neuen Spielzeit um einen noch nicht benennbaren Prozentsatz erhöht werden müssen. Die städt. Finanzverwaltung müsse sich darauf einstellen, den Zuschuss für das Theater um pauschal 400.000 bis 500.000 €/a zu erhöhen. Darüber hinaus müssten tarifbedingte Lohnsteigerungen künftig zusätzlich in vollem Umfang im Budget berücksichtigt werden. Aller Voraussicht nach sei für 2024 ein neues Budgetdefizit zu erwarten.
Die Senatsmitglieder nahmen die Darlegung der scheidenden Intendantin offenkundig an, stellten sich aber mehr den grundsätzlichen Fragen: Wie viel ist uns das Theater wert? Und: Welche Leistungen soll es uns bieten?
Geschrieben: xx-mdw; veröffentlicht: 6.05.24; Bilder v. webzet (Titelbild ist i.d.R. Symbolfoto); BildNw:
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So einfach war es beim Schlachthof, Zitat:
Es besteht keine wirtschaftlich tragfähige Perspektive zur Fortführung des Betriebs. Deshalb sah sich das Gremium am Freitag (8.3.) veranlasst, dem Stadtrat die Einstellung des Geschäftsbetriebes zu empfehlen. „Das Gremium hat folgerichtig festgestellt, dass nun der Stadtrat als Vertreter des Gesellschafters in der Vollsitzung am 20. März die unvermeidlichen Konsequenzen ziehen muss“, erklärt Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender Andreas Starke.
…. ich wette, dass es mehr Fleischkonsumenten als Theaterbesucher gibt.
…. und ja, das ist was ganz anderes und nicht vergleichbar. Aber irgendwie eben DOCH!
ein stehendes ensemble ist out, gastspiele genügen, würde viel geld sparen.
Wenn ich das richtig rechne, dann liegen die Einnahmen ohne Zuschüsse bei ca. 600.000 Euro (5,95 Mio. € Gesamteinnahmen – 0,35 Defizit – 5,0 Mio Euro Zuschüsse).
Das ist ja das was am „Markt“ erwirtschaftbar ist: Müsste da nicht grundsätzlich mehr drin sein?
Wenn ich bei 20 Vorstellungen im Monat von je 200 Zuschauern a 20 Euro/Ticket ausgehe, dann stehen da aufs Jahr gerechnet knapp 1,0 Mio Euro Einnahmen (und die Große Bühne hat 400 Plätze und die Ticketpreise gehen bis 33 € hoch).
Ok, im Sommer ist weniger los, aber auch da gibts ja Chancen.
Z.B.: Caldaron Festspiele in der Alten Hofhaltung.
Nur mal so als Frage in den Raum gestellt:
wieviel Prozent der Bamberger Bevölkerung nutzen die “Einrichtung” Theater?
Vermutlich wird diese Zahl nicht allzu hoch sein und vermutlich werden es primär Personen sein, die zu den “oberen Zehntausend” zu zählen sind!
Gleiches gilt wohl für die Symphoniker!
Muss also die Allgemeinheit diese Einrichtungen im bisherigen oder sogar noch steigendem Umfang finanzieren oder könnte das Geld auch sinnvoller ausgegeben werden??
Sind Theater und Symphoniker wirklich wichtiger für die Stadt als der Schlachthof, für den kein Geld mehr da ist?
Der Michel steckt halt gerne knietief im Biederkeitssumpf, sodass er kulturelle Angebote in seiner Nähe nicht zwangsläufig nutzt. Lieber wäscht er Auto und mäht Rasen.
Ich glaube das muss man in zweierlei Hinsicht differenzierter sehen. Zum einen sind die Eintrittspreise in Bamberg sehr moderat, ein “Elitenfaktor” wie in der Staatsoper in München ist absolut nicht anzunehmen. Und das ist auch gut so, dass unsere Kultur zugänglich bleibt. Wir haben schon genügend bildungs- und kulturferne Subjekte im Land, teilweise bis in die höchsten Regierungskreise.
Zum anderen haben wir es bei den von Ihnen angeführten Beispielen mit zwei vollkommen unterschiedlichen “Ligen” zu tun. Das beklagenswert unterdurchschnittliche, städtische Theater einerseits, die Bamberger Symphoniker, Bayerische Staatsphilharmonie, weltbekanntes A-Orchester andererseits.
Für einen B-Klasseverein hält man in der Regel kein großes Stadion vor. Ein solches hat nur Sinn, wenn dort auch was passiert, das die Plätze füllt.
Bei Einschnitten in den “echten” Kulturbetrieb, n.b. ich meine hier keinen genderqueeren Didgeridoo-Kurs, ist sehr vorsichtig vorzugehen. Wie oben angeführt, der niederschwellige Zugang zu unserer Kultur muss erhalten bleiben, wenn wir diese erhalten wollen, und selten war diese mehr in Gefahr.
Aber natürlich können wir einen natürlichen, marktgetriebenen Selektionsprozess, wie wir ihn beim Bamberger Theater erleben, nicht aufhalten. Dieses Konstrukt mit stehendem Ensemble hat gegen die nahen Staatstheater in Nürnberg und Meiningen sowie das Landestheater in Coburg keine Chance, vor allem auf dem eigenartigen Kurs, der seit Jahrzehnten gesteuert wird. Hier ist echtes Denken gefragt…ein Problem im Bamberger Rathaus.
Die Stadt muß sich halt jetzt entscheiden, ob sie ihre Rothenburgisierung mit den nur negativ sich auswirkenden Touristenhorden, vor allem den Schiffstouristen, weiter verfolgen will, oder ob sie auch mal etwas für uns einheimische Bamberger investieren soll.
Sinnvoller wäre es, nicht alles auf Verschleiß zu fahren, wie Straßen und restliche Infrastruktur, und mal das wenig vorhandene Geld sinnvoller zu investieren, als in Fahrradbügel, Fahrradtrittbretter, vollgekotete Sitzbänke und sinnlose Sanierungen. Aber es wird nicht erkannt, daß, auch wenn man als Stadt irgendwoher einen Zuschuß erhält, trotzdem selber Finanzmittel aufwenden muß!
Das Bamberger ETA-Hoffman Theater sollte und muß für die Bamberger erhalten werden. Man könnte, wie ja auch bei Sportvereinen üblich, sich Sponsoren suchen. Dann heißt dies halt -Theater und der Stadthaushalt wäre schon wesentlich erleichtert.