Zwei Kommentare zum gestrigen „Tag der Arbeit“ und zur Debatte über Arbeitsmarktpolitik und Konjunktur:
Die Westdeutsche Zeitung aus Wuppertal unterstreicht: „Hat man der Videobotschaft von Kanzler Scholz zum 1. Mai aufmerksam zugehört, ist da ein Besorgnis erregend schön gezeichnetes Bild deutscher Arbeitswelt auf Video gebannt. Für Scholz kann alles bleiben, wie es ist. Keiner schraube bitte an der Rente und deren Zugangsverhältnissen, gearbeitet werde doch so viel wie nie. Passend dazu hat der Deutsche Gewerkschaftsbund angesichts seiner zuletzt gelungenen Tarifverhandlungen getitelt: ‚Mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit.‘ Klingt wie im Paradies. Angesichts von überbordendem Fachkräftemangel, Branchenkrisen und einem kollabierenden Rentensystem, in dem immer mehr ältere Menschen Rente erhalten als jüngere Menschen dafür einzahlen können, ist das eine euphemistische Erzählung unserer Zeit“, betont die Westdeutsche Zeitung.
Der Reutlinger General-Anzeiger befasst sich mit der Rolle der Gewerkschaften: „Die hohen Abschlüsse, die in letzter Zeit erzielt wurden, waren nötig, um die Wohlstandsverluste durch die hohe Inflation auszugleichen. Dennoch müssen sich die Gewerkschaften klar machen, dass immer höhere Löhne und immer kürzere Arbeitszeiten in Zeiten von Rezession und Fachkräftemangel für Deutschland zum Standortnachteil werden. Wohlstand muss verdient werden. Zudem orientieren sich gerade die großen Gewerkschaften wie Verdi oder die IG Metall mit ihren Forderungen häufig an der Leistungsfähigkeit der großen Konzerne, wo sie über einen hohen Organisationsgrad verfügen. Für viele Mittelständler sind diese Forderungen kaum noch zu erfüllen, deshalb bleibt ihnen oft nichts anderen übrig, als die Tarifbindung zu verlassen“, notiert der Reutlinger General-Anzeiger.
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