Wird der Schlachthof jetzt geschlachtet?

Die Gelegenheit ist günstig. Im Stadtrat gibt es offenbar keine Mehrheit mehr für den Erhalt des Schlachthofs. Die Winkelzüge in den vergangenen Jahren scheinen zum Erfolg zu führen. 

Gründe für die Umwandlung des Bamberger Schlachthofs

Die „Zeit ist reif für eine Entscheidung“ verkündete schon vor knapp drei Wochen das Presseamt der Stadt Bamberg. Nach einer sorgfältigen Analyse im Aufsichtsrat des Schlachthofes würde sich Oberbürgermeister Andreas Starke für eine zeitnahe Entscheidung im Stadtrat einsetzen. Jetzt ist es soweit. 

Ein Blick zurück. 2020 lief die Diskussion über die Umwandlung des stadteigenen Betriebs Schlachthof Bamberg zu einer Schlachthof GmbH. Durchaus kontrovers. Die Änderung der Rechtsform wurde schließlich beschlossen, unter anderem mit den Stimmen der CSU-Fraktion, die als zentrale Bedingung verlangte, dass ein Konzept für die weitere Zukunft des Schlachthofs erarbeitet werde. Was aber nicht geschehen ist.

Was können die Gründe für die Umwandlung des Bbger Schlachthofbetriebs in eine GmbH gewesen sein? Wohl sollte die Effizienz der Unternehmensführung verbessert werden. In einer GmbH haften die Gesellschafter nur mit ihrem Gesellschaftsanteil, was die Entscheidungsfindung vereinfachen und die Geschäftsführung effizienter gestalten kann. Es ist auch möglich, dass die Umwandlung steuerliche Vorteile gebracht hat, sodass die Steuerbelastung reduziert werden konnte. Auch gesetzliche Vorgaben sollten wohl in einer GmbH besser umsetzbar sein. 

Schließung des Schlachthof das eigentliche Ziel der Rechtsformänderung?

Könnte die  Umwandlung in eine GmbH aber auch ein Schritt zur Vorbereitung auf einen Verkauf bzw. Abwicklung des Unternehmens gedacht gewesen sein?

Im konkreten Fall wurde in bekannter Weise der Stadtrat ausgeschaltet und durch einen Aufsichtsrat (AR) ersetzt. Der Vorsitzende des AR, Oberbürgermeister Andreas Starke, gewann dadurch das praktisch alleinige öffentliche Handeln. Sollte die Zielsetzung tatsächlich gewesen sein, den Schlachthof abzuwickeln bzw. zu schließen, kann er jetzt allein über die Betriebsentwicklung öffentlich berichten. Die Mitglieder des AR dürfen sich nach GmbH-Recht nicht öffentlich äußern. 

Auch deswegen stellt sich die Frage: Sollte die Schließung des Schlachthofs das eigentliche Ziel der Umwandlung in eine GmbH gewesen sein? Das Handeln des AR-Vorsitzenden könnte so interpretiert werden. Das hinderliche Gremium Stadtrat, in dem es stets eine Mehrheit für den grundsätzlichen Erhalt des Schlachthofs gab, war überwunden. Jetzt mussten nur noch einzelne Stadtratsmitglieder bzw. Fraktionen für das beabsichtigte Handeln gewonnen werden. Die Grünen waren schon immer dafür, den Schlachthof abzuräumen,  CSU und SPD galt es nun zu überzeugen, diese waren oder sind zumindest teilweise gespalten. 

Jetzt kann man sich an diverse Pläne machen. 

Erinnerung an den Umgang mit der ehem. US-Siedlung Flynn 

Das Geschehen erinnert daran, dass vor zehn Jahren die ehem. US-Siedlung Flynn Area abgerissen werden sollte. Für die angebliche Schadstoffbelastung der Wohnungen wurde eigens ein Gutachten angefertigt. Als das misslang, konnte die Siedlung als Unterkunft für – ursprünglich – 3500 Geflüchtete an den bayer. Staat gegeben werden. Wenn das Flüchtlingslager im Jahr 2025 tatsächlich  aufgelöst werden sollte, könnte sich die Möglichkeit bieten, die teils abgewohnten Häuser jetzt doch durch zB. ein Neubaugebiete ersetzen zu lassen. Das würde sicher einige Interessenträger freuen.

Der Stadtrat hat am Mittwoch (20.3.24) – vielleicht – das letzte Mal die Gelegenheit über die Zukunft des Schlachthofs zu entscheiden.

Unstreitig wird sich wohl einiges ändern müssen. Dass aber die Stadt deshalb eine Traditionseinrichtung komplett verliert, muss nicht unbedingt sein.

Geschrieben: -mdw; veröffentlicht: 18.03.24; Bilder v. webzet (Titelbild ist i.d.R. Symbolfoto); BildNw: WebZ

Kurze Mitteilungen können auch über die Kommentarfunktion u. geschickt werden. Das gilt insbesondere für Äußerungen zum o.steh. Artikel. HINWEIS: Kommentare werden nur auf der Internetseite der WebZBlog nach einer Überprüfung gemäß der Richtlinien für Kommentare (Leiste o.)  moderiert und i.d.R. freigeschaltet.

19 Gedanken zu “Wird der Schlachthof jetzt geschlachtet?

    1. Ne, die sog. Grünen (haben ja mit den Ursprüngen der echten Grünen gar nichts mehr zu tun) und ihre Parteigänger nutzen das nur opportunistisch. Schuld trägt eine vollkommen ausgeuferte und zum Monster mutierte EU, die von den denkbar korruptesten und char.(geänd.v.WebZ) Lobbyisten geführt wird. Nationale und regionale Belange werden rücksichtslos niedergebügelt, das kann so nicht gut gehen.

      11
      6
  1. Der Schlachthof muss bleiben – Basta!
    Wie war das wo anders: “Ich bin der Kanzler, ich entscheide das so und das ist gut so…”. o. s. ähnlich, kam ja im TV.
    (ggf. könnte die CSU jetzt in Bamberg endlich mal Rückrat beweisen).

    Ich bin kein Grüner, mir würde es auch nie in den Sinn kommen “grün” zu wählen.
    Wir als Familie essen ausgewogen, mit Fleisch, Fisch, Ei (sogar von den eigenen Hühner im Garten), aber auch vegetarisch, manchmal stellt man beim servieren des Essens sogar ohne Zwang fest, dass die Zubereitung sogar unter “vegan” fallen könnte.
    Es ist einfach abwechslungsreich.

    Mir geht es ja nebst den regionalen Metzgerhandwerken, Landwirten, usw. nur um folgendes:
    Der Keil und die Treiber sind m. E. das “grüne Bamberg”.
    Woran orientieren sich diese Damen und Herren bitte?
    Wenn der Bamberger Schlachthof zu ist, dann essen die ~ 80T Einwohner von Bamberg kein Fleisch mehr?
    Träumen alle von rosa Elefanten?
    War es nicht in den 90ern, ff. ein Aufschrei der Grünen, um besseres Tierwohl?
    Wenn der Betrieb schließt, werden die – dann wirklich – armen Viecher nach Hof, Kulmbach, Erlangen (sind alle überlastet) oder Ingolstadt (war mal in der Presse) zum Schlachten gekarrt!
    Ich kann mich zumindest wage erinnern, dass ein grüner Häuptling namens Renate Künast so etwas damals kategorisch ausgeschlossen hatte.
    Das ist dann grünes Tierwohl. Zam gepfercht im Gitter-LKW eingeladen und mit ~ 60 bis 80km/h in den Süden des Freistaats gekarrt.

    Grünes Bamberg verstößt m. E. gegen sein eigenes Parteiheft, kann ja jeder nochmal darüber nachdenken…

    Hier noch ein Video, falls noch nicht bekannt:

    > https://www.radio-bamberg.de/mediathek/video/entscheidung-am-bamberger-schlachthof-rueckt-naeher/

    Wir und ortsansässige holen bei den Wildensorgern dort regelmäßig Lammfleisch (gibt es bei uns max. 2x im Jahr, es soll was besonderes sein).
    Wenn die nicht von selbst aufgeben, überlegen wir uns, dort noch was zu kaufen, wenn die km-weit fahren müssen (unabhängig vom Preis).

    Und beim Matthias, kaufen wir auch regelmäßig ein, kostest der Wurstaufschnitt dann halt 50ct mehr pro hundert Gramm, wem wills ihm verübeln? Er hat die Fahrtzeit, den Diesel, neuer Anhänger für Autobahn zugelassen, usw. …

    BG,
    Landkreisbewohner

    14
    15
    1. Der Landkreis profitiert seit Jahren vom Schlachthof und hat sich mit keinem Cent an den Kosten oder Schulden beteiligt. Selbst kurz vor knapp, als klar wurde, dass es so nicht weiter geht, gab es keine verlässlichen Zusagen für eine Beteiligung am Schlachthof. Eure Bauern und Metzer scheinen eurer Regierung nicht wichtig genug zu sein.
      Oder frei nach Marie Antoinette:
      Wenn der Landkreis keinen Schlachthof hat, dann soll der Landkreis halt Endori essen!

      13
      3
      1. Also…
        Ich möchte das nicht negieren.

        Aber siehe Video von Radio BA mit dem OB.
        Der Landkreis macht ja “nur” 8%.

        Und wir machen doch alle keinen Hehl daraus, dass die Herren OB Starke und Landrat Kalb wie Engelchen und Teufelchen, wie Feuer und Wasser, etc. sind.
        Im Zweckverband der Müllverbrennung hat es ja bei den Verbandsvorsitzenden (OB / LR) schon vor Jahren gekracht (Fernwärmelieferung Stadt BA – Lkr. Hallstadt).
        Bleibt noch der Zweckverband Gymnasien übrig, die Allmächtigkeit verschobe uns bitte.

        Aber rauft euch zusammen, sonst wird das nix…!

        Ansonsten gibts nur wieder ein Neubaugeiet “Erlweinquartier”, mit überteuerten Mieten für den gemeinen Bamberger Städter, bin hier ja auf eurer Seite.

        P. S.: Hoffentlich kommt keiner auf die Idee, euch diesmal wie beim ERBA-Gelände einen “Haufen” zu hinterlassen, denn der Haufen könnte diesmal aus stinkenden Schlachtabfällen bestehen und bis der vllt. weg geräumt wird, ich wills mir gar net denken… 😉

        Schönen Abend!

        11
        6
    2. Sie haben vollkommen recht.
      Guter Bericht im Video. Mobile Schlachtung mit Sondergenehmigung usw, alles nur Provisorien. Langfristig führt kein Weg daran vorbei, diese bekloppte EU-Regel zur Schlachtung abzuschaffen. Auf dem Weg gäbe es noch so manchen EU-Irrsinn, der ersatzlos zu streichen wäre.
      Leider interessiert die herrschende Klasse das alles überhaupt nicht.
      Da wundern sie sich, wenn in den nächsten Wahlen verdient und mit Mann und Maus untergehen werden, obwohl selbst verursacht.
      Lustig, im Video sagt Starke zur zukünftigen Nutzung: “Die Phantasie kennt im Moment da keine Grenzen.” Bei sowas werde ich immer gleich hellhörig, denn gegen überbordende, grenzenlose Phantasien gibt es gegen Rezept was aus der Apotheke. 😉

      8
      6
  2. Es ist interessant zu sehen, da nun genügend Argumente und Lösungen, für den Erhalt unseres notwendigen Schlachthofes auf den Tisch liegen, die Bewertungen und Kommentare der Grünlinge und Gegner überhand nehmen!
    Das erinnert mich irgendwie an die Russen-Trolle, in anderen Medien, die alle Erfolgsmeldungen der Ukraine niederschreiben bzw. negativ bewerten wollen.

    14
    15
    1. Ich habe bis jetzt kein einziges vernünftiges Argument und keinen einzigen brauchbaren Lösungsvorschlag für den Erhalt des Schlachthofes in der jetzigen Form gelesen oder gehört.
      Ein wirrer Fragenkatalog von der Reinfelder, den sie als Aufsichtsratsmitglied eigentlich selbst beantworten können müsste. Und dazu irgendwelches Gefasel über Tierwohl. Da hinten werden zu 98% Haltungsform 1 und 2 geschlachtet. Schweine, die auf 0.82m2 Spaltenboden gemästet werden und in ihrem Leben nie den blauen Himmel, geschweige denn eine grüne Wiese gesehen haben. Da interessiert sich vom Ferkelzüchter, über den Mäster und den Schlachter bis zum Kunden, der diesen Billigsch** kauft, keine Sau für irgendwelches Tierwohl. Da jetzt irgendwas von Tierwohl in die Debatte mit einzuflechten ist der blanke Hohn gegenüber den tausenden Tieren die da hinten Woche für Woche abgeschlachtet werden.

      Ein Wischiwaschikonzept von der Innung, ohne irgendwelche Zahlen oder Absprachen, noch Zusagen von vielleicht eventuell möglichen Partnern, mit denen teilweise noch nicht einmal Gespräche geführt wurden, von denen man aber hofft, dass diese weiterhin die privaten Kühllagerhäuser auf dem Schlachthofareal füllen.

      Eine CSU, die nach 10 Jahren konstanter Defizite, einer seit einem Jahr andauernden Debatte um die Schließung und akuten haarsträubenden Zahlen, noch mehr Zeit braucht. Wo waren die, die letzten 14 Monate und wieso haben die in der Zeit ihren Job nicht gemacht? Und wofür brauchen die jetzt noch mehr Zeit? Hoffen die, dass der Osterhase irgendwas aus dem Hut zaubert?

      Wieso hängt euch der Fortbestand vom Schlachthof in der jetzigen Form so am Herzen?
      Für mich klingt das schwer nach dem Stockholm-Syndrom.
      Und ab wann würdet ihr denn die Reißleine ziehen? Habt ihr überhaupt eine Obergrenze? Oder geht es ums Erhalten um jeden Preis?

      15
      9
  3. Laut “Businessplan” ist der Schlachthof sogar bei den eigentlich angestrebten Schlachtzahlen defizitär. Und zwar mit rund 800 TEUR pro Jahr. Und da ist noch kein Cent investiert. 127 Mitarbeiter hat der Schlachthof. Macht also eine Subvention von 6.300 EUR für jeden der dort arbeitet. Jahr für Jahr für Jahr für Jahr.

    Auf Basis der aktuellen Schlachtzahlen und dem daraus angenommenen Defizit von 1,8 Mio. EUR (“best case” LOL) sind es 14.200 EUR pro Mitarbeiter pro Jahr.

    15
    10
    1. Leider kommt Ihre Rechnung daher, weil man als Grünwähler einfach nichts vernünftiges lernt, nichts zu Ende rechnen kann oder sich lieber auf der Straße festklebt: bitte berücksichtigen Sie ihrer Kalkulation die Gegenkosten des vielzitierten “Bürgergelds” für die kommenden Empfänger mit, aber bitteschön auf Monatswert.

      Alternativ können Sie aber auch mal bei der Initiatoren der BEB nachfragen, der eine ist bei brose, die andere bei Siemens, beide in leitender Position, die sollten also rechnen können.

      12
      14
      1. Ja, aber anscheinend kennen sie sich mit Recht und Gesetz nicht aus. Siehe Sitzungsvorlage. Eine halb öffentliche/halb private Zweckgemeinschaft hat kein Recht auf die Förderungen. Somit ist das schöne Rechenexempel obsolet.

        Zu den Rechenkünsten bei Brose und Siemens nur zwei Links:

        https://freie-webzet.de/brose-und-bosch-unter-druck/
        https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/siemens-energy-staatshilfe-bundesregierung-windkraft-1.6293975

        Natürlich werden die Schlachter keinen anderen Job finden und Bürgergeld kassieren, die Lage am Arbeitsmarkt ist ja so katastrophal….nicht. Und selbst wenn bekommt niemand 14.200 EUR Bürgergeld im Jahr.

  4. Aus dem Artikel lese ich heraus, dass die Rathausspitze geklüngelt hat. Auch das die Grünen sich so zurückhalten, lässt darauf schließen, dass sie seit geraumer Zeit wissen, was der OB will.

    18
    19
    1. Gehen Sie weiter, es gibt nichts zu sehen.

      Es ist alles wie immer. Jeder trägt seine Pfründe davon, wen interessieren schon bitteschön die paar armen Würstla im Schlachthof, sind doch eh meist im besten Fall nur austauschbare Molwanier, die keine Lobby haben und noch schlechter verstehen, was da läuft.

      19
      15
  5. Daß unser OB eh eine eigene Rechtsauffassung hat ist ja mittlerweile allgemein bekannt. Aber, daß die Änderung der Rechtsform mit der zentralen Bedingung erfolgen sollte, daß ein Konzept für die weitere Zukunft des Schlachthofs erarbeitet werde, und dies aber nicht geschehen ist, ist schon schlimm. Ich als juristischer Laie würde behaupten, das erfüllt den Straftatbestand der “Arglistigen Täuschung” (§ 123 Abs. 1 BGB). Gut, werden die Grünlinge und die SPDler jetzt sagen, denn ihr Andy ist ja eh schon vorbestraft, was soll das bißchen auch noch. Aber “durch die arglistige Täuschung könnte ein Betrug im Sinne des §263 des Strafgesetzbuches (StGB) entstehen. Ein Betrug liegt vor, wenn der Täuschende in der Absicht handelt, sich oder einem Dritten einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen” (hier mutmaßlich Friedrich Büse mit seinem Food Campus). Und die Freiheitsstrafe kann bis zu fünf Jahren lauten.

    22
    26
  6. Die CSU hat sich jetzt gemeldet. Sie möchte am Mittwoch noch keine abschließende Beschlussfassung zur Zukunft des Schlachthofs. Vielleicht wachen noch andere auf!!

    20
    19
  7. Wichtiger als der Schlachthof wäre eigentlich, im Stadtgebiet die Zahl dieser omnipräsenten Durchschnittsbäckereien zu reduzieren und demgegenüber die Zahl der selten gewordenen Metzgereien zu erhöhen, freilich jeweils ohne Imbisstheke und Wurstwaren.

    21
    19
  8. Den Hinweis auf die Winkelzüge bei der Wohnsiedlung Flyn Area sehe ich als hilfreich. Aber vl. lassen sich die Stadträte diesmal tatsächlich über den Tisch ziehen.

    19
    19

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

.