Klinikum Bamberg erstmals im Defizit

Seit Januar 2022 schreiben fast alle deutschen Kliniken rote Zahlen. Auch das Klinikum Bamberg ist erstmals in rote Zahlen gerutscht. Die Verantwortlichen rufen nach mehr staatlichen Hilfsgeldern. 

Die Ursachen liegen wesentlich bei hohen Kosten für Energie bis Personal

Wer sich über Jahre hinweg oft im Bamberger Klinikum aufhalten muss(te), hat eine schleichende Veränderung bemerkt. Das Klinikum hat in der Vergangenheit zu den Krankenhäusern gehört, die wirtschaftlich gut dastanden und sich im Wettbewerb behaupten konnten. Jetzt schreibt die Sozialstiftung Bamberg – als Träger der Bamberger Kliniken – erstmals ein Defizit im Millionenbereich. Klinikleitung und Personalrat fordern Hilfsgelder. Für den “Kunden” nachvollziehbar, aber ob das die Lösung ist? 

Das Klinikum am Bruderwald mit der neuen Lande- und Startplattform für Hubschrauber.

Die Situation der Sozialstiftung kann allgemein der Krise der deutschen Krankenhäuser insgesamt zugeordnet werden, und die Auswirkungen hat der/die einzelne Patient/in wohl schon mittelbar gespürt: bei Terminvergaben oder der Zuwendung seitens des Personals.

Laut einer Aussage von Martin Wilde, dem neuen Vorstandsvorsitzenden der Sozialstiftung Bamberg, werde man 2023 um einen kleinen einstelligen Millionenbetrag in die roten Zahlen rutschen. Als Grund nennt er die „Kostenschere“ im Gesundheitswesen. Das schaffe kaum ein Krankenhaus.

Glaubt man Fachleuten der Branche, dann liegen die Probleme wesentlich bei hohen Energiepreisen, aber auch bei gestiegenen Preisen für Materialien und medizinischen Produkten sowie bei Nahrungsmitteln.

Auch die Tarifabschlüsse in den vergangenen Jahren spielen eine Rolle.

Stationäre Versorgung in Deutschland jetzt schon eine der teuersten der Welt

Es wundert nicht, dass seitens der Verantwortlichen für das Klinikum Bamberg der Ruf nach mehr Hilfsgeldern von staatlicher Seite erfolgt. Was die Stadt Bamberg anbetrifft, ist das noch am ehesten verständlich, denn sie steht bei der Sozialstiftung politisch in der Bringschuld. Erkennbar daran, dass Oberbürgermeister Andreas Starke der Vorsitzende des Aufsichtsrats (Stiftungsrat) ist und die Mehrheit des Gremiums vom Bamberger Stadtrat gestellt wird.

Was die aktuell von Bundesgesundheitsminister Lauterbach angestrebte Krankenhausreform anbetrifft, so legen sich immer noch sowohl die Bundesländer als auch die Klinikverbünde (= Krankenhauskonzerne sowie staatliche und kommunale Klinikgruppen) quer. Glaubt man verschiedenen medialen Verlautbarungen, dann sollen diese an grundlegenden Strukturveränderungen nicht interessiert sein. Am liebsten hätten sie, dass noch mehr Geld in das ineffiziente System fließt. Dabei ist die stationäre Versorgung in Deutschland jetzt schon eine der teuersten in der Welt. Aber was wird anderes helfen, als dass die Länder und Träger die Versorgung straffen, Betten abbauen, Häuser zusammenlegen. 

Diese Diskussion macht klar, dass bloße Forderungen nach staatlichen Hilfsgeldern der Situation nicht gerecht werden.

Geschrieben: -mdw; veröffentlicht: 19.04.24; Bilder v. webzet (Titelbild ist i.d.R. Symbolfoto); BildNw. WebZ

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5 Gedanken zu “Klinikum Bamberg erstmals im Defizit

  1. nun wenn man am 17.04.2023 den FT bamberg aufmerksam gelesen hat, dann weiss man nun, dass der neue vorstand der sozialstiftung sich mit roten gar tiefroten zahlen sehr gut auskennt, hat er doch an seiner vormaligen wirkungsstätte einen *nassen* gebaut, was ihn sicherlich für die aufgabe in bamberg höchst qualifiziert hat.

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  2. Der ganze Artikel ist absoluter Mumpitz! Ursächlich für die Krankenhaus-Unterfinanzierung sind nicht die zweifellos gestiegenen “Kosten für Energie bis Personal”, sondern es ist die Verweigerungshaltung des Bundesgesundheitsministeriums, die gesetzlichen Fallpauschalen den Kostensteigerungen anzupassen. Klinikleitung und Personalrat fordern auch keine “Hilfsgelder”, sondern die im Krankenhausfinanzierungsgesetz verbindlich vorgesehene auskömmliche Vergütung. Von der stationären Versorgung als eine der “teuersten der Welt” kann mangels Vergleichbarkeitskriterien in keinster Weise seriös gesprochen werden. Das sind Phrasen! Die “grundlegenden Strukturveränderungen” bewirken nur Nachteiliges wie den eklatanten Krankenhausmangel in den Landkreisen und eine Überbelegung der verbliebenen Kliniken in den Ballungszentren!

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    1. Aber dass das System ineffizient und verdammt teuer ist, bestreiten Sie nicht, oder?
      Es werden, wie überall in der Medizin, verflucht teure Apparate angeschafft, die latürnich laufen müssen, damit sich amortisieren. Rein klinische Diagnostik wird kaum noch praktiziert oder gelehrt. Für jeden Furz wird der farbkodierte Dopplersonograph angeschaltet, für jeden Schwindel hunderte Blutwerte erhoben. Für alles braucht es heute Bildchen und Tabellchen, die bei weitem aber nicht jede “Fachkraft” korrekt interpretieren kann. Jedes verstauchte Handgelenk kommt ins MRT.
      Dafür wird am Personal gespart, die Med-Tech- und Pharmalobby lassen grüßen. Fallpauschalen gehen an medizinischen Realitäten der einzelnen Fälle vorbei und führen zu Über- oder Unterversorgung des Einzelnen, sind nur in Ausnahmefällen genau passend. Planwirtschaft ist halt nachweislich zum Scheitern verurteilt.
      Dann eröffnen solche Moloche wie die Sozialstiftung mit dem Geld der Beitrags- und Steuerzahler noch MVZ und Fachkliniken, die in direkte Konkurrenz zu den einzelunternehmerischen Ärzten usw. vor Ort treten. Letztere zahlen Steuern, erstere wegen ihrer Verluste und ihrer steueroptimierten Rechtsform eher nicht. In diesen MVZ sind die Behandlungskosten höher als in den Einzelpraxen, was wieder das Versicherungssystem schwächt. (https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/144817/Private-Equity-Uebernahmen-erhoehen-Kosten-fuer-Patienten-und-Kostentraeger)

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  3. Interessant zu wissen, dass OB Starke der Vorsitzende des Stiftungsrats ist und die Mehrheit des Gremiums vom Bamberger Stadtrat gestellt wird.

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