Wird dem Stadtrat die Pistole auf die Brust gesetzt?

Heute ist es soweit! Eine erste Entscheidung über die Zukunft des Schlachthofs steht an. Aber noch ringen etliche Stadtratsmitglieder um den Erhalt des Bamberger Traditionsbetriebs.

Geht es bei den Zahlen auch etwas genauer?

Die Stadtverwaltung hat zur Vorbereitung der Vollversammlung heute Nachmittag einen umfangreichen Sitzungsvortrag vorgelegt. Dort heißt es: “Die Rahmenbedingungen für einen Fortbetrieb des Schachthofs Bamberg haben sich mit dem Jahreswechsel 2023/2024 dramatisch verschlechtert. Die weitere Entwicklung des Marktes kann nicht seriös beurteilt werden. Erhebliche Unsicherheiten bleiben.” Der Beschluss des Schlachthof-Aufsichtsrates wird zitiert, der zu dem Ergebnis kam,  “die Auffassung der Geschäftsführung der Schlachthof GmbH zu teilen, dass keine wirtschaftlich tragfähige Perspektive zur Fortführung des Betriebes besteht. Der Gesellschafterin Stadt Bamberg wird daher empfohlen, diese Beurteilung zu unterstützen und die Einstellung des Geschäftsbetriebes zu beschließen.“ 

In der öffentlichen Diskussion gibt es Befürworter und Gegner für einen Erhalt des Schlachthofs. Die beiden widerstrebenden Seiten lassen sich dabei in grundsätzlich politisch-ideologische Lager einteilen. Bisweilen gibt es auch sachliche Zweifel an den Zahlen der Betriebsführung. So stellt ein Investmentbanker und ehem. Stadtrat in einem Leserbrief an den FT (v. 16.3.24) fest: Bei einem angeblichen Schlachtrückgang seit Jahresanfang von rund 350 Rindern pro Woche, was einem wöchentlichen Defizit von rund 40.000 € entsprechen soll, pro Rind mithin 114 €, bleibt die Stadt die Erklärung schuldig, ob es sich um Umsatz oder um Gewinn handelt.” Er bezeichnet es als “Affront”, wenn “der vegane Investor Friedrich Büse einerseits mit Investitionen zwischen 30 und 60 Mio € lockt (geht es auch etwas genauer?) und gleichzeitig dem Stadtrat die Pistole auf die Brust setzt, eine „zeitnahe“ Entscheidung ultimativ fordert und ihr nur „eine Chance“ geben will”.

Wie stehen die Kontrahenten aktuell?

In den vergangenen Tagen hatten unter anderem die Fraktionen von CSU und BuB mehr Zeit für die Suche nach neuen Lösungen angemahnt. Die BuB hat zudem einen noch zu beantwortenden Fragenkatalog aufgestellt (> s. WebZ-Bericht v. 13.3.24). Beide Fraktionen halten eine abschließende Abstimmung heute für überstürzt.
Stadtrat Hans-Günter Brünker (Volt) hält diese Kritik für verständlich. Bereits bei der Umwandlung des Schlachthofes in eine GmbH vor drei Jahren habe er sich für ein Betriebskonzept für einen reinen Regionalschlachthof ausgesprochen. Allerdings wird das kürzlich von der WebZ öffentlich gemachte Konzept für einen verkleinerten, regional ausgerichteten Schlachthof im Sitzungsvortrag der Stadtverwaltung diskreditiert dargestellt und schlichtweg verworfen.

Die Grünen als Kämpfer für ein Ende des Schlachthofs schwärmen seit geraumer Zeit von einem “Erlwein-Quartier” und einem Food Campus.(> WebZ-Bericht v. 15.3.24)

Vom Lager der “Schlachthofretter” werden auch der Landkreis Bamberg sowie die angrenzenden Landkreise in die Pflicht genommen. Ihnen müsse das Interesse der Landwirte für den Erhalt bzw. die Reduzierung auf einen tatsächlich regionalen Schlachthof Bamberg zupass kommen. Schließlich gehe es dort auch um wirtschaftliche Interessen und selbst das Tierwohl spiele bei den landwirtschaftlichen Produzenten mittlerweile eine bedeutende Rolle.

Für alle Befürworter eines regionalen Schlachthofs müsste auch klar sein, dass man an einer Wegscheide stehe, zwischen der Rückbesinnung auf die Freiheit zu essen, was einem schmeckt, oder dem Weg in einen neuen Kollektivismus, in dem die Politik vorgibt, was man zu essen, zu denken und zu sprechen habe.

Geschrieben: -mdw; veröffentlicht: 20.03.24; Bilder v. webzet (Titelbild ist i.d.R. Symbolfoto); 

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8 Gedanken zu “Wird dem Stadtrat die Pistole auf die Brust gesetzt?

  1. Jetzt ist es beschlossen. AUS!!!
    Die sollen sich schämen und nicht wundern wenn die Lieferketten mal wieder “ganz plötzlich” abreissen.
    Wie kann man nur so unweitsichtig sein…

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  2. Gewinn oder Umsatz? Von was für einem Gewinn spricht dieser „Investmentbanker“? Der Schlachthof macht seit 10 Jahren konstant Verlust!

    Wenn Sie schon aus dem FT vom Samstag zitieren, dann hätten Sie doch lieber das Interview mit Kiki Lips als Vorlage genommen.
    Hier zum Nachlesen:
    https://www.fraenkischertag.de/lokales/bamberg/wirtschaft/schlachthof-bamberg-schliessung-bedroht-regionale-bauern-art-333118

    Den ersten Abschnitt muss man sich erst mal auf der Zunge zergehen lassen. Bei Lips gibt es dieses Jahr kein Lammfleisch zu Ostern, weil der REGIONALE Schlachthof nicht in der Lage ist, ihre sechs Schafe zu schlachten und das auf Grund fehlender Rentabilität!!!! Das ist doch ein Witz! Sowas kann man sich nicht ausdenken! Wozu betreibt man in Bamberg einen Schlachthof, wenn der nicht in der Lage ist, die Tiere der Bamberger Nutztierhalter/innen zu schlachten? Wie viele Schläge mit dem Zaunpfahl braucht es denn noch, bis die Schäufelejunkies kapieren, dass dieser Schlachthof nichts mit Regionalität oder Daseinsversorgung zu tun hat? Das Ding gehört geschlossen, und zwar per sofort. Und danach muss man sich mit dem Landkreis hinsetzen und eine regionale Lösung für Stadt und Land erarbeiten. Wenn sich daraus ergibt, dass man auf dem bestehenden Areal einen kleinen Metzgerschlachthof betreibt: gut, wenn sich ergibt, dass es günstiger ist, oder besser fürs Tierwohl, wenn ein Schlachthof anderswo neu gebaut wird: auch gut!
    Hauptsache wir haben eine Tiergerechte Lösung für die Schafe von Frau Lipp und allen anderen Schlachttieren aus dem Landkreis.

    Vielleicht kauft dann der Hornung sein Fleisch auch nicht mehr in Erlangen oder Nürnberg.
    https://www.fraenkischertag.de/lokales/bamberg/wirtschaft/bamberger-metzger-hornung-lebt-sein-handwerk-art-333755

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    1. @ swissmade
      Erstens sollten sie, als Abschaffer des Bamberger Schlachthofes bedenken, daß ihre beiden Links hinter der Bezahlschranke des Ft´s stecken. Also sollten sie eine kurze Inhaltszusammenfassung des Inhalts oder die Quellenangabe der Printausgabe bieten. So zeigt sich bei ihnen halt nur die pure Ablehnung unseres Schlachthofes.
      Ich aber, als bekennender “Schäufelejunkie”, brauche ihn, um mein täglich Fleisch dort frisch, regional und nicht so überteuert, wie in den (untervermieteten) Groß-Metzgereien in Supermärkten, einzukaufen.
      Also erhaltet mir unseren Schlachthof!
      Anm.: Erst heute war ich dort wieder und habe mir einen Schweinebauch (gezogen) für 6,35€/kg (ohne MwSt.) gekauft.

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  3. Tja. Der Fall des Schlachthofes bedeutet eben den Fall des letzten Bollwerks gegen diese Hipster-Übermacht, ausgerüstet mit Hafermilch-Latte. Wir sind dem Untergang geweiht.

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  4. Es sieht wirklich alles so aus, als wäre das Ende des Schlachthauses von langer Hand vorbereitet worden. Da müssen verschiedene Leute/Gruppen/Parteien zusammengearbeitet haben.

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  5. ” … dass man an einer Wegscheide stehe, zwischen der Rückbesinnung auf die Freiheit zu essen, was einem schmeckt, oder dem Weg in einen neuen Kollektivismus, in dem die Politik vorgibt, was man zu essen, zu denken und zu sprechen habe. …”

    Finde den letzten Satz sehr polemisch. Ich für mich kann nur sagen, dass meine persönliche Freiheit zu Entscheiden was ich esse (geschweige den Denke) in keinster Weise davon abhängt, wie die Entscheidung zum Schlachthof ausfällt. Ich liebe die Bratwürste vom Hornung/Kalb und esse auch gerne endori-Produkte. Die alleinige Entscheidung was ich aus dem reichhaltigen Angebot an möglichen Nahrungsquellen unseres in dieser Hinsicht nicht gerade armen Landes für mich auswähle, treffe am Ende immer noch ich (nach meinem persönlichen Geschmack). Und sollten Optionen wegfallen, dann bin ich grundsätzlich anpassbar. Aber das Heft des Handelns liegt bei mir. Und das wird auch so bleiben!

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  6. Der letzte Absatz ist schon a weng hart. Es wird niemandem vorgeschrieben, was er essen muss. Jeder darf essen was er will. Was irgendwie keiner sehen will, es geht hier um Steuergelder (CFRA & CO. Fahrradbügel haben jetzt hier nichts verloren, auch wenn das teilweise schwachsinnig ist) und es lohnt sich wirtschaftlich wohl nicht mehr. Und dass jetzt alle so überrascht sind, dass eine Schließung ansteht, versteh ich nicht. Das ist doch schon seit Monaten im Gespräch….

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